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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Fotos in alten Zeitschriften.
    Weshalb möchten Sie Jill Seiborne sprechen?«
    »Um sie um ihren Rat zu einer Story zu bitten, die ich lieber nicht schreiben möchte. Sie könnte auch sie betreffen, indirekt.«
    »Wie aufregend, Mr. Newman. Bitte warten Sie eine Minute, bis ich die Ketten abgenommen habe.«
    Es folgte eine Pause, nachdem die Tür sich wieder geschlossen hatte. Eine zu lange Pause und kein Geräusch, das darauf hindeutete, daß die Ketten abgenommen wurden. Er fragte sich, ob sie Besuch hatte, den er nicht sehen sollte. Dann wurden die Ketten abgenommen, und als die Tür aufging, waren drinnen weitere Lampen eingeschaltet worden.
    »Bitte, kommen Sie herein. Ich bin Jill Seiborne …« , Newman war fasziniert. Jill war eine beeindruckende Frau mit rabenschwarzem Haar, seiner Schätzung nach Anfang dreißig. Sie war ungefähr einsfünfundsechzig groß, trug ein weißes Kostüm, und ihr reizvoller Mund begrüßte ihn mit einem freundlichen Lächeln. Nachdem sie sich um all die Sicherheitsmaßnahmen gekümmert hatte, führte sie ihn in ein kleines Wohnzimmer, in dem die bodenlangen Vorhänge zugezogen waren.
    »Bitte, nehmen Sie Platz«, forderte sie ihn auf und deutete auf einen Sessel. »Ich wollte gerade ein Glas Weißwein trinken.
    Sancerre. Leisten Sie mir dabei Gesellschaft?«
    »Das ist sehr gastfreundlich.« Newman erwiderte ihr Lächeln.
    Auf dem Flur hatte sie ihm den Trenchcoat abgenommen und ihn in einen Schrank mit einer Tür gehängt, die ein Magnetschloß hatte. »Ja, ich denke, ich könnte ein Glas gebrauchen.«
    Er war erleichtert, als sie zwei Gläser und eine Flasche auf die Glasplatte des Tisches stellte. Bei Fremden war er immer auf der Hut – es konnte sein, daß sie ihm ein Pülverchen ins Glas schütteten. Während der paar Augenblicke, die sie gebraucht hatte, um die Flasche und die Gläser aus einem Schrank zu holen, hatte er sich rasch in dem Zimmer umgesehen.
    Unter einem Tisch mit einer Decke, die bis auf den Boden reichte, sah er die vorragende Ecke eines Koffers. An ihm hing das Etikett einer Fluggesellschaft, aber er konnte den Namen nicht lesen. Also das war es, was sie in den paar Minuten getan hatte, bevor sie die Tür öffnete –sie hatte ihren Koffer versteckt.
    Als sie sich vorbeugte und die Gläser füllte, schaute sie zu ihm auf. Ihre dunklen Augen waren sehr glänzend und durchdringend.
    Newman war sich nicht sicher, ob sie ihn als Mann abschätzte oder als Gegner.
    Sie setzte sich auf eine Couch an der anderen Seite des Tisches, stopfte sich ein paar Kissen in den Rücken und saß danach sehr aufrecht da. Sie schaute ihn direkt an, dann hob sie ihr Glas.
    »Zum Wohl!« Sie trank einen Schluck, dann stellte sie das Glas wieder ab. »Also, womit habe ich die Ehre verdient, daß ein bekannter Auslandskorrespondent mir einen Besuch abstattet?«
    »Rede ich Sie mit Mrs. Walvis an?« fragte er unvermittelt.
    »Ah!« Sie lächelte wieder und schlug die Beine übereinander, die durch einen Schlitz in ihrem weißen Rock zum Vorschein kamen. »Die Antwort lautet nein. ›Miß Selborne‹ wäre korrekter, aber das hört sich so förmlich an. Nennen Sie mich Jill.«
    »Bob«, erwiderte Newman, ihr Lächeln erwidernd. »Vielleicht bin ich falsch informiert, aber man hat mir gesagt, Sie wären mit Walvis verheiratet.«
    »Erzählen Sie mir, Bob«, konterte sie, »was das für eine Story ist, die Sie lieber nicht schreiben würden?«
    »Der Spiegel möchte unbedingt einen langen und ausführlichen Artikel über Walvis haben«, erklärte er, die Geschichte beim Reden erfindend. »Jetzt, wo ich das Geld nicht mehr brauche, schreibe ich kaum noch für die Presse. Wäre es Ihnen lieber, wenn ich das Ganze vergessen würde? Ich müßte Sie erwähnen.«
    »Okay.« Sie befingerte den Stiel ihres leeren Glases. »Soll ich nachschenken? Nein? Ich glaube, ich möchte auch nichts mehr.
    Ich trinke selten mehr als nur ein Glas.« Sie hielt inne. »Ja, ich war mit Walvis verheiratet. Sozusagen. Zumindest dachte ich, es wäre der Fall.«
    »Da komme ich nicht ganz mit.«
    »Das überrascht mich nicht. Ich bin auch nicht ganz mitgekommen. Wir wurden vorgeblich in Slowenien getraut, das damals noch zu Jugoslawien gehörte. Entschuldigung …« Ihre Augen funkelten ihn an. »Sie wissen natürlich, wo Slowenien liegt. Später fand ich heraus, daß der Geistliche, der uns angeblich getraut hat, ein Gauner war. Ich war mir nie sicher, ob Gabriel das wußte, aber ich habe ihn verlassen. Es machte

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