Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
ihm nichts aus. Er liebt Experimente.«
    »Experimente?«
    Sie kicherte reumütig. Sie hatte eine sanfte, einschmeichelnde Stimme.
    »Ja, Experimente. Er handelt oft aus einer Laune heraus – nur um zu erfahren, was dabei herauskommt. Und dazu gehört vermutlich auch eine Eheschließung. Seine Stimmung kann zehnmal am Tage umschlagen.«
    »Wie sieht er aus?« fragte Newman beiläufig.
    »Das ist verboten.« Sie lächelte abermals, um ihrer Antwort den Stachel zu nehmen. »Als ich ihn verließ, setzte er mir einen sehr großzügigen Unterhalt aus. Eine Bedingung war, daß ich nie jemandem sage, wie er aussieht. Ich halte mich an Abmachungen.«
    Plötzlich füllte sie ihr Glas wieder und sah dann, mit der Flasche in der Hand, ihren Besucher an. Als Newman den Kopf schüttelte, stellte sie die Flasche hin, hob ihr Glas und schüttete die Hälfte seines Inhalts hinunter. Newman hatte das Gefühl, daß sie plötzlich nervös geworden war. War es seine letzte Frage nach Walvis gewesen, die das bewirkt hatte?
    »Vergessen Sie sein Aussehen. Ihm gehört ein riesiges Unternehmen. Er ist sehr reich. Sie müssen ein tolles Leben geführt haben, als sie mit ihm zusammen waren.«
    »Sie werden diesen verdammten Artikel schreiben, nicht wahr?« fragte sie plötzlich wütend.
    »Nein. Ich habe beschlossen, es nicht zu tun. Zum Teil Ihretwegen, zum Teil auch deshalb, weil ich von Anfang an nicht scharf darauf war.«
    »Also sind Sie lediglich auf der Suche nach einer neuen Freundin?« zog sie ihn auf.
    »Ich halte immer Ausschau. Wie wollen Sie den Rest Ihres Lebens verbringen? Schließlich sind Sie eine sehr attraktive Frau.«
    »Danke, Bob. Ich bin jetzt Journalistin – aber ich arbeite auf einem anderen Gebiet als Sie früher. Das hier können Sie behalten, wenn Sie wollen.«
    Sie griff nach ihrer auf der Couch liegenden Umhängetasche, holte eine Karte heraus und reichte sie Newman über den Tisch hinweg. Darauf stand
Jill Seiborne, Modeberaterin
und außerdem ihre Adresse und ihre Telefonnummer. Er dankte ihr und steckte die Karte in seine Brieftasche. Sie hatte auf die Uhr geschaut.
    »Ich glaube, für einen Abend habe ich genug von Ihrer Zeit in Anspruch genommen«, erklärte Newman. »Vielleicht könnten wir uns einmal wiedersehen?«
    »Darüber würde ich mich sehr freuen. Ich hole Ihren Mantel.«
    Als sie auf dem Flur war und er das Quietschen der Schranktür hörte, schoß er zu dem Tisch mit der langen Decke, zog den Koffer hervor, las das Etikett und saß wieder in seinem Sessel, als Jill mit seinem Mantel zurückkehrte. Sie bestand darauf, ihm hineinzuhelfen, und begleitete ihn zur Tür. Nachdem sie sich um all die Schlösser und Ketten gekümmert hatte, drehte sie sich zu ihm um, stellte sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn auf die rechte Wange.
    »Sie werden mich doch nicht vergessen, Bob?« »Darauf können Sie sich verlassen«, versicherte er ihr. Er ging die Treppe zum Erdgeschoß mit gemischten Gefühlen hinunter. Er fühlte sich zu ihr hingezogen. Aber das Lufthansa-Etikett deutete auf einen Flug am folgenden Morgen. Es war adressiert an Jill Seiborne, Hotel Bayerischer Hof, München.

14
    Eine Weile zuvor hatte Nield in Tweeds Büro ausführlich über seine Begegnung mit David Sherwood in Bosham berichtet.
    Tweed hatte zugehört und dabei erfahren, daß Sherwood, nachdem er mit Nield nach London gefahren war, sich verabschiedet und gesagt hatte, er wohnte im Connaught.
    Tweed hatte sofort reagiert, einen Freund im Verteidigungsministerium angerufen und sich nach Sherwood erkundigt. Nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, sah er Nield an.
    »Das Verteidigungsministerium bestätigt alles, was Sherwood über sich selbst gesagt hat. Ob es schon zu spät ist, um ihn herzubitten?«
    »Das glaube ich nicht«, hatte Nield gesagt und seinen Schnurrbart befingert. »Ich hatte den Eindruck, daß er ein Nachtschwärmer ist. Soll ich ihn anrufen?«
    »Ja, tun Sie das bitte.«
    Newman war eine Weile zuvor gegangen, um Jill Seiborne aufzusuchen. Als eine Viertelstunde später das Telefon läutete, waren nur noch Tweed, Paula, Monica, Marier und Nield anwesend. Monica nahm den Anruf entgegen, sprach mit George, dem Türhüter, und sah dann Tweed an.
    »Sherwood ist da.«
    »Er soll heraufkommen«, sagte Tweed.
    Er erhob sich, um dem hochgewachsenen, hakennasigen Mann, der mit federnden Schritten das Büro betrat, die Hand zu geben.
    Putzmunter, dachte Nield.
    »Danke, daß Sie so spät noch gekommen sind, Captain

Weitere Kostenlose Bücher