Kalte Wut
getroffen.«
»Darf ich etwas sagen?« fragte Rosa.
»Wenn es sein muß.«
»Das erklärt nicht Kuhlmanns Anwesenheit in München. Dafür wäre er nicht extra aus Wiesbaden hierher gekommen. Es muß einen anderen Grund für seine Anwesenheit geben.«
»Sie können offenbar Gedanken lesen«, höhnte er. »Darauf war ich selbst schon gekommen. Und das, wo der Start von Sturmflut so nahe bevorsteht …«
Er brach ab, weil das Telefon läutete. Seine große Hand griff nach dem Hörer; jetzt war er plötzlich gelassen, sogar eiskalt. Er sagte: »Wer ist da? Ah ja, reden Sie …«, dann hörte er zu.
»Sind Sie sicher?« fragte er nach einer kurzen Pause. »Ich verstehe. Dann hat sie jetzt einen weiteren Auftrag. Ein Journalist, Ziggy Palewski. Woher soll ich wissen, wo er steckt? Wofür bezahle ich Sie denn? Finden Sie ihn, und dann sagen Sie es ihr.«
»Das dürfte Kuhlmann für eine Weile ablenken. Captain Sherwood wurde im Bayerischen Hof erschossen, während er mit einer Dame speiste. Teardrop hat wieder einmal bewiesen, daß sie eine Expertin ist. Wäre es nicht interessant, sie einmal kennenzulernen?«
Rosa war bestürzt, erholte sich aber rasch wieder, schlug die Beine übereinander und schüttelte den Kopf.
»Ich wäre nur höchst ungern bei einer solchen Sache dabei.
Und jetzt haben Sie veranlaßt, daß sie Ziggy Palewski tötet.
Warum?«
»Dieser widerliche Schreiberling kommt uns entschieden zu nahe. Ich habe von verschiedenen Leuten gehört, daß er sie interviewt hat. Er muß sterben, bevor er etwas über Sturmflut herausgefunden hat.« Seine Stimmung hob sich, und er schwenkte in einem neuerlichen Ausbruch von Energie die dicken Hände.
»Wir müssen noch stärker in die Offensive gehen. Ich werde Martin im Lagerhaus anrufen …«
Er wählte eine Nummer. Es dauerte eine Weile, bis sich jemand meldete. Walvis hob die Stimme zu einem wütenden Befehlston.
»Holen Sie Martin an den Apparat, und zwar sofort! Ich habe Martin gesagt. Er wird wissen, wer ihn sprechen will … Ah, Martin. Haben Sie gut geschlafen? Lassen Sie die Entschuldigungen und hören Sie zu. Ich habe beschlossen, daß wir einen neuen Versuch unternehmen, um unserer Konkurrenz einen Riegel vorzuschieben. Tweed und Newman – und Cardon.
Ich werde Gulliver denselben Befehl erteilen, und ihr werdet zusammenarbeiten. Nein, ich werde es ihm selbst sagen. Holen Sie ihn an den Apparat.«
»Möchten Sie etwas trinken?« fragte Rosa, während er wartete.
Ihr lag sehr viel daran, ihn zu besänftigen.
»Gulliver?« sagte Walvis gelassen in den Hörer. »Hören Sie zu.
Ich habe Martin dieselben Instruktionen gegeben. Ich habe ihm auch gesagt, daß ihr beide zusammenarbeiten müßt – aber in einer Krise übernehmen Sie das Kommando. Das bleibt unter uns.
Tweed, Newman und Cardon muß ein Riegel vorgeschoben werden. Ihre Konkurrenz wird zu unerfreulich. Vielleicht liefern Ihre Spezialkenntnisse die Antwort auf das Problem. Das ist alles.«
Rosa wußte, daß, wenn er auf einer offenen Leitung sprach, »einen Riegel vorschieben« nichts anderes als »töten« bedeutete.
Aber das Ende des Gesprächs gab ihr zu denken.
»Ich würde gern wissen, worin Gullivers Spezialkenntnisse bestehen.«
»Das kann ich mir denken. Und in diesem Fall werde ich Ihre widerwärtige Neugierde befriedigen. Gulliver ist Sprengstoffexperte. Er hat früher einmal in einem Steinbruch gearbeitet. Das Herstellen einer Autobombe ist für ihn ein Kinderspiel. Bisher wurden die Angriffe gegen Tweeds Leute von einem Wagen aus unternommen – wie in Berg – und von einem Mann mit einer Maschinenpistole – Kahn vor dem Bayerischen Hof. Mit einer völlig neuen Bedrohung werden sie nicht rechnen.
Sie sagten etwas von einem Drink. Ich glaube, Brandy würde gut zur Feier meiner neuen Pläne passen.«
Jetzt war Walvis allerbester Stimmung. Er hatte gerade die Tötung von vier Menschen befohlen.
Die Faust hämmerte an Tweeds Tür, als wollte sie sie einschlagen. Da Paula eines der wenigen unbekannten Mitglieder seines Teams war, nickte Tweed ihr zu, worauf sie im Badezimmer verschwand und die Tür hinter sich abschloß.
Eine Werle zuvor hatte Marier den Koffer, der seine eigenen Waffen enthielt, unters Bett geschoben, und Philip hatte seinen Rucksack, nachdem er ihnen den Inhalt gezeigt hatte, in einem Kleiderschrank verstaut und eine Decke darüber gelegt.
Es war Newman, der sich der Tür näherte, mit dem Smith & Wesson in der rechten Hand. Er war jetzt sogar noch
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