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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Bayerischen Hofs heraus«, sagte Paula.
    Tweed wählte die Nummer selbst. Er sprach Deutsch, und der Mann an der Rezeption sagte ihm, Captain Sherwood wäre nicht in seinem Zimmer. Vielleicht säße er gerade beim Essen – er würde das Gespräch in den Speisesaal durchstellen.
    Tweed mußte mehrere Minuten warten, bis die Verbindung zustandekam. Eine erregte Stimme meldete sich mit gedämpfter Lautstärke. Es war schlecht fürs Geschäft, einen Toten im Speisesaal zu haben.
    »Ich möchte mit Captain David Sherwood sprechen«, sagte Tweed auf Deutsch.
    »Sind Sie ein Verwandter von Captain Sherwood?« fragte die Stimme.
    »Ja, sein Bruder«, log Tweed unverzüglich, weil er spürte, daß etwas passiert sein mußte.
    »Ich habe leider eine schlechte Nachricht für Sie. Captain Sherwood ist tot. Er hatte beim Essen einen Herzanfall.«
    »Großer Gott. Hat er allein gegessen?«
    »Nein. Er war in Begleitung einer eleganten Dame, die eine schwarze Kappe mit einem Schleier trug. Es ist mir nicht gelungen, sie zu finden, seit die Tragödie passiert ist … Sind Sie noch da?«
    Tweed war nicht mehr da. Er hatte den Hörer aufgelegt. Er grunzte, dann wendete er sich an sein Team, das inzwischen verstummt war.
    »Das Tempo des Mordens nimmt zu«, verkündete er. »Ich habe gerade erfahren, daß Captain Sherwood im Bayerischen Hof beim Essen saß, als er an einem Herzanfall starb. Er war in Begleitung einer Frau, die inzwischen verschwunden ist. Sie trug eine schwarze Kappe mit einem Schleier.«
    »Teardrop hat wieder zugeschlagen«, mutmaßte Marier.

20
    Walvis war ein Mann, der bis tief in die Nacht arbeitete. Er saß an seinem Schreibtisch, brütete über einer Liste von namhaften Europäern und versah etliche der Namen mit einem Kreuz, als die Tür aufging.
    »Ich hoffe, ich störe Sie nicht«, sagte sie.
    Walvis warf einen Blick auf sie. Sie trug ihre übliche Kleidung – schwarzes Kleid, schwarze Kappe und Schleier. Sie atmete schwer, als hätte sie sich sehr beeilt, und ließ sich in einen Sessel sinken.
    »Wo sind Sie gewesen?« fragte Walvis grob.
    »Reden Sie nicht auf diese Weise mit mir. Ich war aus, um ein paar Sachen aus einer Apotheke zu holen, die die ganze Nacht geöffnet hat. Dann hörte ich Polizeisirenen und zog mich in einen Hauseingang zurück. Ein Konvoi von Streifenwagen kam die Straße herunter und wurde an einer Kreuzung von mehreren Autofahrern aufgehalten –die Ampel stand für sie auf Grün, und sie hatten die Streifenwagen nicht gesehen.«
    »Ich nehme an, irgendwann einmal werden Sie zur Sache kommen«, sagte Walvis sarkastisch.
    »Ich komme bereits dazu. Sie sagen immer, Sie brauchten den Hintergrund …«
    »Ich habe den Hintergrund. Wie wäre es jetzt zur Abwechslung mit dem Vordergrund?«
    »Ich wollte, Sie würden sich beruhigen …«
    »Ich bin ganz ruhig. Und ich werde noch ruhiger sein, wenn Sie endlich zur Sache kommen.«
    »Einer der Wagen …« Rosa Brandt hielt inne, um Atem zu schöpfen. »Ich sah, daß einer der Wagen ein Mercedes war, schwarz, mit Streifenwagen davor und dahinter. Der Mercedes mußte genau an der Stelle anhalten, an der ich wartete. Sie wissen, daß ich ein gutes Gedächtnis für Gesichter habe – ich erkannte den Mann, der neben dem Fahrer saß und eine Zigarre rauchte. Es war Otto Kuhlmann vom Bundeskriminalamt in Wiesbaden. Also, weshalb ist er in München?«
    »Kuhlmann …«
    Walvis’ Kopf kippte auf seine riesigen Schultern. Er lehnte sich gebückt vor, und seine Miene war nicht erfreulich anzusehen.
    Seine schweren Augenlider zuckten, seine dicken Lippen verzogen sich. Sein Blick war auf Rosa gerichtet, schien aber glatt durch sie hindurchzugehen. Sie wußte, daß er von ihrer Mitteilung zutiefst betroffen war. Als er sprach, klang seine Stimme sehr kehlig.
    »Einen Moment. Er war vermutlich unterwegs zum Bayerischen Hof. Leo Kahn hat den Job, Tweed und Newman zu töten, vermasselt. Jemand hat ein Messer nach ihm geworfen, als er gerade das Feuer eröffnen wollte.«
    »Tweed muß gute Beschützer haben«, sagte sie.
    »Halten Sie den Mund und unterbrechen Sie mich nicht. Die verdammten Narren, die bei ihm waren, haben ihn zurückgebracht – in mein Büro. Es fehlte nicht viel, und er hätte Blut auf meinen Teppich tropfen lassen. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen ihn ins Lagerhaus bringen. Dieser Idiot von einem Arzt hat mich angerufen, kurz bevor Sie kamen. Kahn wird in ein paar Tagen wieder in Ordnung sein. Das Messer hat keine Arterie

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