Kalteis
würde als zu Hause auf dem Dorf.
Eine ganz Nette hätte sie beim Hopfenzupfen im Spätjahr kennengelernt, und bei der wohne sie jetzt auch hier in München. Eine schöne, helle Wohnung hätte die und gefallen würde es ihr auch ganz gut. Nicht mehr zurück möchte sie. Nicht mehr zurück zum strengen Vater und zur Mutter. Bei der Frau Hofmann bedankt sie sich noch dafür, dass sie ihr geholfen hat. Dann geht sie, die Kathie, mit dem Zettel in der Tasche.
Und noch ehe sie um die nächste Ecke gebogen ist, da zerknüllt sie den Zettel in ihrer Tasche schon.
Ein schöner sonniger Tag ist es in München. Die Luft noch einmal lau, fast wie im Frühjahr. Auf eine Parkbank setzt sie sich, im Englischen Garten, und von der Sonne lässt sie sich wärmen. Den zerknüllten Zettel in der Manteltasche. So sitzt sie da, sieht sich die Leute an, die an ihr vorbeiflanieren. Nicht lange und es setzen sich ein paar Burschen zu ihr auf die Bank. Sie lacht und scherzt mit ihnen. Der eine erzählt ihr, er hätte ein Motorrad und mit dem könnte er sie, wenn sie wollte, ins Grüne rausfahren. Kathie ist begeistert, natürlich will sie das machen. Verabreden wollen sie sich, den Namen und die Adresse schreibt er ihr auf einen Zettel, damit sie ihn nicht vergisst. Und diesen Zettel, den steckt sie dann nicht in die Manteltasche zu dem anderen. Nein, den legt sie in ihr schwarzes Täschchen. Am Abend geht sie dann ins Tal zum Soller. Der Blonde ist wieder da. Und die Anna. Von dem Blonden lässt sie sich eine Suppe bezahlen und zum Schlafen gehen sie in eines der Zimmer beim Soller.
Herta
Der Würth Johann, der bin ich. Und beschäftigt bin ich als Kraftwagenfahrer bei der Firma Friedrich Fischer. So an die acht Jahre werden es schon sein, seit ich für den Fischer arbeite. Ich hol die Milch von den Molkereien ab.
Tag für Tag immer dieselbe Tour. Um drei am Nachmittag fahre ich vom Milchladebahnhof weg. Die Landsbergerstraße fahre ich hinaus nach Pasing. Danach nach Freiham, Germering, Gilching, Argeisried bis nach Wessling. In Wessling mach ich dann eine Pause. Denn da habe ich die erste Hälfte meiner Tour geschafft. Dort mache ich Brotzeit. Meine Frau packt mir ein Wurstbrot ein, und Tee oder Kaffee in der Thermoskanne hab ich auch mit dabei. Und um acht fahre ich die gleiche Strecke wieder nach München zurück. Aber erst nachdem ich die Milch aufgeladen habe.
Naja, nicht ganz dieselbe Strecke, aber fast. Auf der Rückfahrt von Wessling über Gilching fahre ich nämlich über die Staatsstraße. Die von Wessling nach München. Ich hab ja jetzt fast alle Molkereien angefahren und am Rückweg fahre ich nur noch zu der in Germering. Dazu zweige ich schon bei Unterpfaffenhofen von der Staatsstraße ab, von dort weiter auf der alten Straße nach Germering. Das liegt dann direkt auf der Strecke. Lade dort die Milch ein, und wenn ich weiterfahre, ist es schon neun. So mache ich das jeden Tag. Die gleiche Tour, Tag für Tag.
Die Radlerin, die sehe ich fast jeden Tag auf der Straße von Germering nach München. Stets zur gleichen Zeit. Im mer fährt sie diese Strecke entlang. Genau wie ich. Da können Sie die Uhr danach stellen. Gefragt habe ich mich schon, was die wohl macht. Beruflich, meine ich. Weil sie doch andauernd die gleiche Strecke fährt, zur gleichen Zeit. Die fährt da bestimmt von der Arbeit heim, habe ich mir noch gedacht. Denn wenn sie jemanden besuchen würde, würde sie doch nicht immer zur gleichen Zeit die Strecke fahren. Da fährt man dann doch einmal eher und einmal später, je nachdem. Dass es die Radlerin ist, erkenne ich an der Wolljacke. Die hat sie jeden Tag dabei. Manchmal angezogen, an anderen Tagen hinten in den Gepäckträger eingeklemmt.
Das Mädchen fährt immer alleine. Immer aus Richtung Pasing kommend nach Germering. Nie in die andere Richtung. Noch nie habe ich jemanden bei ihr gesehen, und ich sehe sie doch fast täglich. Recht schnell ist sie unterwegs. Das ist mir auch aufgefallen. Einen ziemlichen Antritt hat sie. Wirklich recht flott gefahren ist das Mädel. In die Pedale ist die getreten, alle Achtung! Eine stramme Radlerin ist die, habe ich mir noch gedacht.
So auf 20 bis höchstens 25 Jahre hätte ich sie geschätzt. Deshalb sag ich ja das Mädel. Genauer beschreiben kann ich sie allerdings nicht. Hab ich sie doch nur spätabends und nur von hinten gesehen. Aber an dem Wolljäckchen, da habe ich sie gleich erkannt.
Das Jäckchen hat eine dunkle Farbe, ich vermute, es ist schwarz oder
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