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Kalteis

Kalteis

Titel: Kalteis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Maria Schenkel
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das Pech, dann lassen sich die Haare besser herunterfieseln. Die Sau, die legst dazu in den Sautrog, der ist aus Holz, dann das Pech drüber und das heiße Wasser. Fast kochen muss es, wennst das überbrühst. Wennst kein Pech und heißes Wasser hast, ist das eine Sauarbeit. Des kannst nicht machen. Ich hob's ausprobiert, da kannst nur mit einem Messer ein kleines Stück abschaben. Mehr geht nicht.
Dann hebst das raus, aus dem Trog, die Sau. So eine Sau ist an die drei Zentner schwer. Auf eine Leiter legst das und mit der Kette reibst den Rücken und die Flanken ab. Mit der Ketten gehen die Borsten am besten raus. Und was so nicht abgeht, das rasierst mit dem Messer.
Dann hängst die Sau auf An den Hinterläufen hängst es auf, mit dem Kopf nach unten. Am Galgen hängts dann. Mit dem Messer stichst dann ein. So von oben nach unten schneidest die Sau auseinander.
    Das ganze Ingreisch fällt dann raus. Aufpassen musst, da mitst den Darm nicht anstichst. Sonst läuft der ganze Batz raus und des ist dann eine Sauerei.
Den Darm, den waschst dann, den brauchst nachher noch zum Wursten. Na, da kommt dann das Brät rein. Aber des Waschen von dem Darm, des mach ich nicht so gern. Lieber rühr ich das Blut oder helf beim Zerlegen.
Wenn die Sau ausgeräumt ist, dann hackst es in der Mitte auseinander mit dem Hackl. Und die Hälften, die kannst dann weiter zerlegen.
Für die Schlegel, da stichst mit dem Messer in die Innenseite ein. Hier, hier stichst ein.
    (Kalteis zeigt den Anwesenden an seinem Oberschenkel, wie und wo er das Messer ansetzt.)
Genau hier stichst rein. Wennst weiter drunten einstichst, erwischst das Gelenk nicht. Und den ganzen Schlegel, den kriegst bloß beim Gelenk raus. Einmal rumschneiden musst. Des ist gar nicht so schwer, wie es ausschaut, wennst die richtige Stelle weißt. Schnell hast so einen Schlegel heraußen, nur an der richtigen Stelle musst ansetzen. Die Sehnen, die sind kein Problem, die hast gleich durchgeschnitten.
Aber problematisch wird's, wennst nicht an der richtigen Stelle ansetzt, denn durch den Knochen kannst nicht schneiden. Wennst ringsum eingeschnitten hast, dann drehst den Schlegel leicht im Gelenk.
Ja, anstrengend ist des schon, du kommst dabei schon ins Schwitzen, aber wennst weißt wie, ist des alles einfach.

Montag
    Wie Kathie am Montag um neun Uhr von der Kammer in die Küche hinübergeht, steht die alte Bösl am Herd, und Anna sitzt bei ihrer Mutter in der Küche am Tisch. Es sieht aus, als würde sie bereits auf Kathie warten.  Die setzt sich zu ihr an den Tisch. »Na, steht die Madam auch auf?«, sagt Anna zur Kathie. »So spät ist es doch gestern beim Soller gar nicht geworden?« Lacht und zwinkert ihr zu. »Oder war das Poussieren mit dem Blonden so anstrengend?«
    Die alte Bösl schiebt Kathie den Hafen mit Malzkaffee und einen Kanten Brot über den Tisch. »Da, iss und trink.« Wie sie ihr den Hafen hinschiebt, schwappt der Kaffee über und tropft auf die Wachstuchdecke. Kathie nimmt den Kanten und brockt das Brot in den Hafen. Sie sieht zu, wie sich die Brocken langsam mit der warmen Flüssigkeit vollsaugen. Mit dem Löffel, den ihr die Bösl hingelegt hat, holt sie Brocken für Brocken aus der Tasse. Anna sitzt ihr die ganze Zeit gegenüber und schaut Kathie dabei zu, wie diese ihre Morgensuppe isst.
    »Brauchst noch lang? Ich hab nämlich nicht ewig Zeit.« Zum Stempeln müsse sie noch gehen, sich ihre dreißig Mark von der Wohlfahrt abholen, und mit der Kathie müsste sie auch noch etwas besprechen. Eilig hat es Anna, gleich nach dem Frühstück brechen sie auf. Kathie hat gerade noch Zeit, sich ihren Mantel zu holen und die Tasche.  Unterwegs erzählt ihr Anna dann, dass sich Kathie einen anderen Platz zum Schlafen suchen müsse. Die Mutter  möchte sie nicht mehr bei sich in der Wohnung schlafen lassen, käme doch heute das Fräulein zurück, und die be zahle gut für ihr Zimmer. Die Mutter, die brauche das Geld, die Witwenrente ist klei n, weil doch der Vater kaum ge wappelt hat. Von der klei nen Rente und der Arbeit als Wä scherin alleine kann sie sich die Miete nicht leisten.
    Kathie läuft neben der Anna her, kaum Schritt halten kann sie mit ihr. Weiß nicht, was sie machen soll, nicht, wo sie hin soll. Bei der Lederer, da konnte und wollte sie nicht schlafen. War doch die Maria dort, und nun war bei der alten Bösl auch kein Platz mehr für sie. Gesagt hatte die es ihr von Anfang an, dass es nur für zwei Nächte sein würde, aber wo sollte sie jetzt hin.

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