Kalteis
nicht gut gegangen, weil sie doch immer zu mir gekommen ist, wenn es ihr nicht gut gegangen ist.
Nach drei Wochen wollte sie dann wieder weg. Ich hab sie nicht gefragt, hab sie nicht fragen wollen. Am 28. September in der Früh ist sie dann mit dem Rad rüber zu den Verwandten nach Füssen. Dort hat sie in der Nacht vom 28. auf den 29. September geschlafen. Wie mir die Verwandten erzählt haben, ist sie dann am 29. in aller Frühe aufgestanden und mit dem Fahrrad weiter nach München gefahren.
Gesagt hat sie, sie wolle sich in München nach einer Stellung umsehen.
Normalerweise höre ich alle drei bis vier Wochen etwas von der Kuni. Aber es sind nun schon fast drei Monate vergangen und ich habe nichts von ihr gehört. Ich mache mir große Sorgen um sie, ich habe doch immer etwas von ihr gehört. Immer.
Das Fahrrad, das sie dabeihatte, hätte sie eigentlich zu ihrer Schwester nach München bringen sollen. So war es abgemacht, aber auch da ist sie nie erschienen.
Anfang Oktober war ich selbst in München. Mit der Bahn bin ich hinübergefahren. Eine meiner Töchter, die Resi, hat dort geheiratet. Einen ganz braven Mann hat die geheiratet. Ich hab immer gehofft, die Kuni, die würde zu der Hochzeit von der Resi kommen. Wenn sie auch sonst recht umherzieht, aber zu der Schwester würde sie kommen. Darum hat es mich so verwundert, dass die Kuni nicht zur Hochzeit gekommen ist. Ausgemacht war es.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Kuni einfach losgezogen ist. Vor fünf Jahren war sie schon einmal in München. Sie wollte sich dort nach einer Stelle umschauen. Gesagt hatte sie damals auch nichts und hat auch nichts von sich hören lassen. Aber nach vier Wochen war sie dann wieder bei uns zu Hause. Nach ein paar Wochen war sie immer wieder zu Hause, die Kuni.
Sie ist schon etwas leichtsinnig, das muss ich leider sagen. Aber einen guten Kern hat sie, auch wenn sie es nicht lange an einem Ort aushält. Aber so lange ist sie noch nie von zu Hause weggeblieben, ohne dass ich etwas von ihr gehört hätte.
Es muss ihr etwas zugestoßen sein, denn wie gesagt, bisher hat sie regelmäßig alle drei bis vier Wochen etwas von sich hören lassen.
Ich mach mir solche Sorgen um das Kind und deshalb bin ich gekommen und möchte eine Vermisstenanzeige aufgeben. Damit Sie sie suchen und vielleicht können Sie sie ja auch finden. So Gott will.
(Fortsetzung der Vernehmung Josef Kalteis)
An dem Tag, an dem der Mussolini in München war, an dem war ich beim Kiefernwirt in Obermenzing. Sau stechen.
Beim Schlachten hab ich dem geholfen, ich war bei denen schon öfters beim Schlachten draußen.
Wissen wollen Sie, was ich da gemacht habe? Das kann ich Ihnen schon erzählen. Ganz genau kann ich es Ihnen erzählen.
Der Hausmetzger, der bei denen in Obermenzing sticht, der fragt mich immer, ob ich helfen kann. Ich mach das gem. Wennst eine Sau zum Schlachten bringst, dann merkt die das, das sag ich Ihnen. Die fangen dann an zum Schreien. Ganz laut fangen die zum Schreien an, gleich wennst das aus dem Kobel rausholst.
Da brauchst dann ein paar Leute zum Festhalten, sonst haut dir die Sau ab. Richtig dagegenstemmen musst du dich. Damit sie dir nicht abhaut. Mit dem ganzen Gewicht stemmst du dich dagegen.
Du merkst, wie sich die Sau windet, wie sie versucht abzuhauen. Du hörst die Angst in ihrem Grunzen, die Todesangst. Siehst, wie sie vor lauter Angst die Augen verdreht. Der Schaum steht ihr vor dem Mund, so viel Angst hat die Sau.
Mit dem Hinterlauf, da wirds angebunden. Einen Strick um den Laufund festbinden, sonst haut sie dir ab. Dann kommt der Metzger, mit dem Hackel haut der der Sau auf den Schädel.
Mit dem Blatt, nicht mit der Schneide. So macht er das! Peng!
Peng! Meistens musst zweimal zuschlagen. Beim ersten Schlag ist die Sau erst damisch, schwindlig. Beim zweiten ziehts ihr dann die Füße weg. Bumm!
Du merkst, wie die Sau zusammenbricht, wie ihr die Knie einsacken. Und dann sticht er mit dem Messer der Sau in die Gurgel.
Hier bei der Adern. Das Blut, das Blut fängst dann auf in der Schüssel. Das musst dann rühren, damit es nicht klumpt. So an die fünf Minuten rührst des, bis es ein bisserl kalt geworden ist.
Das mach ich am liebsten, das Blut rühren. Das ist meine Arbeit! Ich mag das!
Mit heißem Wasser musst die Sau dann bacheln, überbrühen, damit du die Borsten besser abschaben kannst Die Borsten an der Schwarte, muss ja sauber sein, die Sau.
Da müssen dann wieder alle hinlangen. Dazu brauchst das heiße Wasser und
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