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Kalteis

Kalteis

Titel: Kalteis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Maria Schenkel
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Jungmädchen-Brüste.
    Still, wie er sich auf sie legt, den warmen Körper unter sich spürt.
    Still, wie er mit der Hand nach ihrer Scham tastet, während er sie küsst.
    Still, wie er sie mit den Fingern berührt. Mit der Hand sanft ihre Beine spreizt.
    Still, wie er in sie eindringt. Ihren warmen, feuchten Körper nun ganz spürend.
    Still ist sie die ganze Zeit.
    Diese Stille ist es, die ihm später in Erinnerung bleiben sollte.
    Nachdem er mit ihr geschlafen hat, steht er vom Bett auf. Zieht sich an, wie er sich zuvor ausgezogen hat, ohne ein Wort. Die Hose, das Hemd, Socken und Schuhe.
    Geht hinaus in den Garten. Geht, ohne sich umzudrehen. Hinaus, um zu arbeiten.
    Sie, Kathie, bleibt auf dem Bett liegen.
    Erst später kommt er ins Blockhaus zurück, da sitzt sie auf dem Stuhl am Küchentisch. S ie hat sich das blaue Kleid wie der angezogen und den schwatzen Lackgürtel darüber. Es fällt ihm auf, wie hoch sie den Gürtel trägt. Fast unter der Brust trägt sie ihn. Seine Brieftasche liegt vor ihr auf dem Tisch. Sie hatte sie aus der Joppentasche genommen, ohne ihn zu fragen. In ihren Händen hält sie die Fotografien, die er in der Brieftasche mit sich trägt. Sie sitzt nur da, den Blick auf die Bilder gerichtet. Lässt ein Bild nach dem anderen durch ihre Hände gleiten. Wie er sie da sitzen sieht mit seinen Bildern in der Hand, steigt in ihm dieser Unwille, diese Wut hoch. Er will es nicht. Er will nicht, dass sie seine Bilder betrachtet. Sie nicht teilhaben lassen an seinem Leben. Er geht zu ihr hin, nimmt ihr die Bilder aus der Hand. Diese Geste ist grob. Fast re ißt er sie ihr aus der Hand. Un sicher und unwohl fühlt er sich. Sind es nicht seine Bilder, sein Leben? Sie gehört da nicht hinein. Er will es nicht, wird es nie wollen.
    Schnell steckt er die Bilder zurück in die Brieftasche. Hört sie noch fragen, ob sie denn nicht eines seiner Bilder behalten dürfe, als Erinnerung. Er kann nicht sagen, ob er es verneint oder nur den Kopf schüttelt, hastig steckt er die Bilder wieder an ihren Platz in seiner Brieftasche zurück und diese wieder in seine Joppe.  Kathie hat doch eines der Bilder, das mit der Korbini anskirche im Hintergrund, für sich behalten. Auf ihren Schoß hat sie es fallen lassen und von dort, ohne dass er es bemerkte, in ihre Handtasche gesteckt.  Um sechs Uhr fahren sie mit dem Zug nach München zurück. Sie unterhält sich mit ihm, tut so, als sei das mit den Bildern nie geschehen. Auch er versucht, darüber hinwegzugehen. So sitzen sie im Zug, ein jeder bemüht, die Mauer, die zwischen ihnen steht, durch Reden zu überwinden. Die Pausen werden länger. Manchmal sitzen sie auch da, ohne ein Wort zu sagen. Sitzen einfach nur da.  Vom Giesingerbahnhof fahren sie wieder mit de r Stra ßenbahn zurück bis zur Heilig-Geist-Kirche. Dort verabschieden sie sich. Einen flüchtigen Kuss gibt ihr der Chauffeur auf die Wange. Sie will ihn noch nicht gehen lassen, fragt, ob er nicht mit will zum Soller ins Tal? Ist es doch noch so früh.
    Nein, heute nicht mehr, morgen ja, morgen würden sie sich wieder treffen. Bestimmt. Zum Soller würde er kommen. Dort soll sie auf ihn warten. Ob sie denn gerne ins Kino ginge. Ja, ins Kino könnten sie dann gehen. Ob sie denn schon einen von diesen neuen Tonfilmen gesehen hätte. Wie doch gleich der Titel wäre? »In einer kleinen Konditorei«, wirft sie ein, die Mitzi würde das Lied immer singen. Ja, genau den könnten sie sich anschauen.
    »Willst du es dir nicht doch noch einmal überlegen und mit zum Soller gehen? Eine Suppe könnten wir dann dort gemeinsam essen. Ich habe noch nichts gegessen«, sagt sie noch einmal zum Chauffeur. »Nein, heute leider nicht«, aber eine Mark für die Suppe drückt er ihr zum Abschied noch in die Hand. Sie sieht ihm nach, sieht, wie er die Straße entlanggeht, mit seiner kurzen Sporthose und der Sportmütze auf dem Kopf. Zweimal dreht sie sich noch nach ihm um. Winkt ihm zu, ehe sie weiter in Richtung Soller ins Tal geht. Auch er hat sich nach ihr umgedreht, bleibt stehen, wartet, bis er sie ganz aus den Augen verliert. Erst dann setzt er seinen Weg fort. Geht von der HeiligGeist-Kirche weg hinüber in die Theatinerstraße. Dort, vor einem Geschäft, bleibt er stehen, wartet. Bis eine junge Frau aus dem Laden kommt. Seine Frau. Umarmt sie und fragt nach, wie es heute war in der Arbeit. Sie hängt sich bei ihm ein. Arm in Arm gehen sie in die gemeinsame Wohnung.

Marlis
    Als vermisst gemeldet wird seit dem 30.5.1934

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