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Kalter Amok

Titel: Kalter Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David L. Lindsay
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ist.«
    »Wir wissen es nicht. Aber ich nehme an, es hat jemanden gegeben, der etwas gegen Sally hatte. Vielleicht einer, der hitzköpfig genug war, um sie zu töten. Wenn die Fakten fehlen, stellt man eine Menge Vermutungen an und sieht zu, wohin sie einen bringen.«
    Sie dachte darüber nach. »Nun ja, man lernt alle möglichen Menschen kennen. Es ist zwar nicht vergleichbar mit den Anzeigen oder dem Geschäft auf der Straße, aber man lernt trotzdem alle möglichen Leute kennen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß auch mal ein merkwürdiger Typ darunter ist. Aber ich könnte Ihnen keinen Namen nennen, niemanden, den sie wegen Mordes an Sally ausquetschen könnten. Ich kann mir niemanden denken, der dafür in Frage käme.«
    Zwischen Judith Crofts Augenbrauen waren zwei Falten entstanden, das einzige Anzeichen dafür, daß sie die Stirn runzelte. Sie hatte beide Hände in den Schoß gelegt und knipste gedankenverloren mit ihren rosa lackierten Daumennägeln.
    »Das ist unglaublich«, wiederholte sie. »Und Sie meinen wirklich, daß sie ermordet wurde?«
    »Das habe ich nicht behauptet. Wir wollen nur herausfinden, was da passiert ist.« Er beobachtete ihr Gesicht. »Sie hätte auch durch einen unglücklichen Zufall ertrinken können.«
    Judith Croft schaute ihn verständnislos an.
    »Sie war übrigens nicht betrunken«, sagte er. »Sie hatte nicht genug Alkohol im Blut. Aber vielleicht hat sie Selbstmord begangen.«
    »Nein. Ich kenne sie gut genug, um das behaupten zu können. Das halte ich für ausgeschlossen.«
    »Oder sie hat die falsche Kombination von Medikamenten genommen.«
    »Ebenfalls ausgeschlossen«, sagte die Croft. »Sie hat grundsätzlich kein Rauschgift genommen. Sie hatte etwas dagegen. Nicht aus moralischen Gründen, aber sie machte viel Geld, mehr als genug, und wollte noch eine Weile weiterarbeiten. Sie hätte solches Zeug niemals angerührt. Alkohol, ja, in ziemlichen Mengen. Und hier und da ein Beruhigungsmittel, um über Depressionen hinwegzukommen. Aber das war alles.«
    Haydon wartete.
    »Und was war das für eine Krankheit? Ist es möglich, daß sie daran gestorben ist?« fragte sie.
    »Es wäre durchaus möglich. Aber warum schwamm sie dann im Wasser?«
    »Ist sie vergewaltigt worden?«
    »Wenn das der Fall war, hat sich das bei der Autopsie nicht gezeigt. Und in Anbetracht ihres Berufes hätte ein bißchen Samen, den man findet, gar nichts zu bedeuten.«
    Judith Crofts Augen waren wieder in die Ferne gerichtet, während sie über die Richtung nachdachte, welche das Gespräch genommen hatte. Haydon schaute sich in dem hellen, sauberen Raum um, der sich in ein sehr unpersönliches Eßzimmer und in eine Küche fortsetzte. Judith Croft war eine ordentliche Frau mit hervorragendem Geschmack. Er schaute sie wieder an. Sie sah großartig aus. Dann fühlte er ihren Blick auf sich.
    Er nahm das Notizbuch aus der Tasche seines Jacketts.
    »Können Sie mir die Namen der Klubs nennen, die Miss Steen häufiger besuchte?«
    Miss Steen. Mein Gott! Er amüsierte sich. Unpersönlichkeit war immer seine Reaktion, wenn man ihn bei einer menschlichen Regung überrascht hatte.
    »Der Club Braganca. Maxie’s. Der Boulevard. Copa’s. La Brasilia.«
    »Drei lateinamerikanische Klubs?«
    »Brasilianische. Sie liebte brasilianische Musik. Dort gibt es noch Live-Bands.«
    »Haben Sie sie manchmal in diese Klubs begleitet?«
    »Ja, manchmal. Wir beide mögen brasilianische Musik.«
    »Haben Sie in den Klubs Freier kennengelernt?«
    »Manchmal.«
    »Kennen Sie ihre Stammgäste?«
    »Ja, das kann ich sagen.«
    »Wären Sie bereit, ihre Liste der Freier mit uns durchzugehen und uns die Männer so zu beschreiben, wie Sie sie sehen? Es wäre natürlich vertraulich.«
    »Woher haben Sie eine Liste ihrer Freier?« Sie schaute ihn scharf an.
    »Falls wir eine solche Liste finden sollten.«
    Sie nahm ihr Glas vom Tisch, trank langsam daraus, bis die klare Flüssigkeit zur Hälfte weg war. Haydon wußte, worum er sie da bat. Das konnte das Ende ihrer lukrativen Karriere bedeuten. Sie und Sally Steen forderten Honorare, welche die Mehrzahl der Männer, die in Houston lebten oder hier durchreisten, von vornherein ausschlossen. Unter ihren Klienten gab es prominente Männer, die bereit waren, hohe Summen zu bezahlen, nicht nur für ihr Vergnügen, sondern auch für die Sicherheit, daß dieses Vergnügen streng diskret behandelt werden würde. Kein Kriminalbeamter konnte einem Callgirl, das Namen und Adresse bekanntgab,

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