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Kalter Amok

Titel: Kalter Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David L. Lindsay
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garantieren, daß sie vor der Presse geschützt blieb. Geheimnisse, die im Zusammenhang mit Morden stehen, lassen sich nicht leicht bewahren. Wenn der Name Judith Crofts erst in den Zeitungen stand, würden die Freier nicht einmal zugeben, je ein Callgirl gekannt zu haben, geschweige daß sie sie weiterhin wie üblich besuchen würden. Wenn es erst bekannt wurde, war Judith Crofts leichtes, süßen Leben augenblicklich zu Ende.
    »Ich muß darüber nachdenken«, sagte sie.
    »Gut.« Haydon stand auf und steckte sein Notizbuch ein. Dann reichte er ihr eine seiner Visitenkarten. »Würden Sie mich anrufen, falls Ihnen etwas einfällt, das uns helfen könnte?«
    Sie nickte, erhob sich ebenfalls und folgte ihm zur Tür. Er öffnete sie, trat ein paar Schritte hinaus und drehte sich um zu einer letzten Frage.
    »Sie hatte keine Angehörigen?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Ihre Eltern sind tot. Das heißt, soviel ich weiß. Und über andere Verwandte hat sie nie gesprochen.« Dann, tastend: »Was ist mit einem Begräbnis?«
    »Wenn es keine Familie gab, keine Freunde – « Er schaute sie an. »– dann wird das County das Begräbnis übernehmen. Man wird die Kosten dafür von ihrem Vermögen bestreiten.« Das düstere Ende eines Lebens auf der Sonnenseite der Straße.
    Judith Crofts Augen wurden rot, als sie vor ihm stand; ihr nackter Körper schimmerte im Licht, das aus dem hellen Wohnraum fiel, als Silhouette durch das dünne Hauskleid.
    »Mein Gott«, sagte sie mit rauher Stimme. »Wenn man gewußt hätte, daß es einmal so endet…«
    Die Situation, dieses Mädchen und ihre Bemerkung trafen Haydon überraschend tief, und er sprach, bevor er wußte, was er darauf sagen wollte.
    »Wie hätte es denn Ihrer Meinung nach enden sollen?« fragte er ziemlich scharf. »Haben Sie gedacht, Sie beide würden immer so weitermachen, immer dieses leichte Leben, und in Glanz und Gloria altern?«
    Judith Croft schaute ihn erst schockiert und verwirrt, dann plötzlich nüchtern an, in rascher Folge. Ihr Blick traf sich mit dem seinen, und ihre Augen wurden undurchsichtig wie Lapislazuli, während sie langsam die Tür schloß.

6
     
    »Sally Steen war eine sehr ordentliche Frau«, sagte Hirsch und stellte den Pappkarton mit den Sachen, die er aus dem Haus in der Pinewold Street gebracht hatte, auf einen der Schreibtische.
    Leo hatte den Durchsuchungsbefehl von Lieutenant Dystal erhalten und den Nachmittag damit verbracht, das Haus zu durchsuchen. Als er schließlich mit seinen Kartons zurück ins Büro kam, war es später Nachmittag. Haydon hatte Mooney im Sittendezernat angerufen und ihn gebeten, ihm beim Durchsehen der Sachen von Sally Steen zu helfen. Mooney konnte am besten die Dinge interpretieren, die Hirsch gefunden hatte.
    Haydon und Mooney schoben die überquellenden Aktenkörbchen an die Wand, stapelten sie übereinander und stellten das Telefon obendrauf. Haydon nahm ein großes Blatt Papier und einen Stift heraus, um die einzelnen Gegenstände aufzulisten, die Hirsch vor den beiden Kriminalbeamten auf den Tisch legte.
    Als erstes kam ein dicker Umschlag. »Die Krankenversicherung bei der American National. Eine gute Versicherung. Die Prämien haben sie ein Vermögen gekostet, aber sie hätte keinen Cent zu bezahlen brauchen, wenn sie mal ins Krankenhaus gemußt hätte.«
    Dann holte er einen zweiten Umschlag heraus und legte ihn auf den Tisch. »Eine Police von der Metropolitan World Lebensversicherung. Über zwanzigtausend Dollar. Begünstigter: Judith Croft. Eine Police der TransContinental, über hunderttausend Dollar. Begünstigter: Judith Croft.«
    Mooney pfiff durch die Zähne.
    Hirsch legte ein Dokument auf den Tisch. »Die Fotokopie ihres Testaments. Es ist ziemlich einfach: Alles, was sie besitzt, geht an Judith Croft.«
    »Im Ernst?« Mooney streckte die Hand nach dem Umschlag aus und zog das Dokument heraus. Er las es rasch vor, wobei er die gesetzlichen Floskeln wegließ. »Ist das nicht ’ne tolle Sache?«
    Ein weiterer Umschlag klatschte auf den Schreibtisch. »Drei Verträge, die die Mitbesitzerschaft der Steen an drei Klubs belegen: ›Copa’s‹, ›La Brasilia‹ und ›Club Braganca‹. Die Anteile sind verschieden und nicht hoch. Den größten hatte sie am ›La Brasilia‹: zwanzig Prozent. Die beiden anderen lauten über jeweils zehn.«
    Hirsch zog einen länglichen, dicken Fensterumschlag aus dem Karton. »Und sie besaß Immobilien. Das hier ist der Mietvertrag über ein Haus, das sie

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