Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kalter Amok

Titel: Kalter Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David L. Lindsay
Vom Netzwerk:
Innenhof, der von den Mauern des Hauses umgeben war, wobei das Schwimmbecken wie funkelnder Modeschmuck in der Mitte lag.
    »Sie haben ganz schön um den Brei herumgeredet, bis Sie endlich darauf gekommen sind.«
    Haydon wartete.
    »Ich kenne sie fast drei Jahre. Seitdem weiß ich, daß sie mir ihr Vermögen vererben wollte.«
    »Ich brauche mich nur bei ihrem Anwalt erkundigen.«
    »Bitte sehr.«
    »Es sieht nicht gut aus, daß Sie Marvin Farris angerufen haben, an dem Nachmittag, als ich bei Ihnen vorbeikam und Ihnen sagte, daß Sally tot ist.«
    »Wieder mal eine voreilige Folgerung – die Achillesferse des Polizisten.«
    »Und was ist mit Beobachtung und Deduktion?«
    Die Croft lächelte, als ob sie ihn bei einem entscheidenden falschen Zug im Schachspiel erwischt hätte. Jetzt betrachtete sie sein Sportsakko von Armani, das maßgeschneiderte Hemd und die Seidenkrawatte, seine makellose Hose und die Bally-Schuhe.
    »Ich würde sagen, Sie verschwenden jeden Cent, den Sie verdienen, auf Ihre Kleidung. Habe ich recht? Ist das jetzt eine voreilige Folgerung oder eine kluge Deduktion, die von meiner Beobachtung ausgeht?«
    Touché. Um diese Pointe anzubringen, mußte die Croft wissen, daß ihre Deduktion falsch war. Kein Zweifel, sie hatte sich über ihn erkundigt. Es kommt selten vor, daß die Taktik von Kriminalbeamten umgekehrt wird, und wenn so etwas geschieht, ist das Gefühl einer gewissen Aggression unvermeidlich. Er war nicht sicher, warum sie sich entschlossen hatte, ihm klarzumachen, daß sie mehr über ihn wußte, als man annehmen konnte, aber er mußte zugeben, daß es ein Zeichen von bewundernswertem Mut war.
    Der Kellner in der weißen Jacke kam über die Fliesen auf sie zu.
    »Miss Croft, ein Anruf für Sie. Sie können ihn in der Lounge über der Squash-Halle entgegennehmen.«
    Haydon und Judith Croft standen auf, und sie streckte ihm die Hand hin.
    »Tut mir leid. Hätten Sie noch mehr Fragen gehabt?«
    »Nichts, was wir nicht später besprechen könnten.«
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte sie, drehte sich um und ging weg.
     
    Judith Croft betrat das Hauptgebäude und ging an dem Laden vorbei, wo es Designer-Sportkleidung zu kaufen gab, zum Innenlaufpfad mit terracottafarbenem Teppich. Sie hielt kurz an, um den muskulösen jungen Mann zu betrachten, der in der ovalen Mitte der Laufhalle zwei Frauen mit den Nautilus-Geräten behilflich war. Über den Laufbahnen blinkten zwei Lichter, welche die Schritte des Mannes und der Frau regelten, die über den Rundkurs joggten. Dann drehte sie sich um und ging die teppichbelegte Treppe hinauf, die in das obere Stockwerk führte. Sobald sie den Speisesaal des Restaurants erreicht hatte, konnte sie das Geräusch des Gummiballs gegen die Wand aus Plexiglas hören, die den Speisesaal auf einer Seite begrenzte. Sie schaute sich in dem fast leeren Raum um und sah einen Mann an einem Tisch dicht an der Glaswand sitzen, der die Spieler beobachtete. Sie ging zu ihm hin, zog einen Stuhl heran und setzte sich.
    »Ich dachte mir, daß du gerettet werden willst, meine Liebe«, sagte der Mann. Dabei hielt er den Blick auf die Spieler gerichtet. Sein dichtes, graues Haar war vorzüglich geschnitten, voll und wellig. Er trug einen stahlgrauen Jogging-Anzug mit dunkelrotem Schulterbesatz. Seine Stimme war ein gepflegter Bariton mit deutlichem Akzent.
    »Du hast recht – wie üblich, Paolo.«
    »Wer war das?«
    »Ein alter – ein früherer Bekannter.«
    Der Mann lachte leise und weich. »Von denen gibt es viele, was?«
    Judith Croft gab keine Antwort, sondern legte ihre linke Hand auf den rechten Oberschenkel des Mannes. Während er immer noch die Spieler beobachtete, streckte er ebenfalls eine Hand aus und ließ sie unter das Oberteil ihres Jogging-Anzugs gleiten.
    »Verschwitzt«, sagte er, lachte wieder leise und ließ die Hand dort.

19
     
    Leo Hirsch ging zurück zum neutralen Dienstwagen, der an der East Canal Street parkte, im Herzen von Magnolia Park. Er sperrte die Tür auf, öffnete sie und ließ das Innere erst ein wenig abkühlen, bevor er einstieg. Dann knöpfte er sich den Kragen auf, lockerte die Krawatte und zog sie aus dem Kragen, der von Schweiß durchnäßt war. Jetzt schaute er sich um, blinzelte in die grelle Sonne und warf einen Blick auf die Mietskaserne Marsden Court. Ihre Zementblock-Architektur verstärkte das Gefühl der Hoffnungslosigkeit, welches das Mexikanerviertel wie eine sinnlose tropische Hitzewelle würgte und erstickte.
    Es war

Weitere Kostenlose Bücher