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Kalter Amok

Titel: Kalter Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David L. Lindsay
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gelassener«, sagte Haydon. »Ich versuche keineswegs, superschlau zu sein. Aber Sally ist wirklich an Tollwut gestorben. Es ist gestern abend endgültig festgestellt worden. Tollwut hat nichts mit der Mordkommission zu tun – das ist ein Problem für das Gesundheitsamt. An die haben wir den Fall übergeben.«
    »Sie sind aber nicht hergekommen, um mit mir über die Probleme des Gesundheitsamtes zu sprechen.« Ihre Stimme zitterte noch ein wenig.
    »Nein.« Haydon fragte sich, wie weit er bei ihr gehen durfte. Wahrscheinlich machte er jetzt einen Fehler. »Nein – aber es gibt da gewisse merkwürdige Umstände. Ich nehme an, Sie kannten Sandy Kielman, die vor ein paar Wochen gestorben ist.« Die Croft zeigte keine deutliche Reaktion. »Und natürlich kannten Sie Theresa Parmer.«
    Bei jedem Namen veränderte sich Judith Crofts Ausdruck; schrittweise wich ihr Zorn einer spürbaren Nervosität. Es war deutlich zu sehen an den Augenbrauen, der erstaunlich ausdrucksvollen Stirn und den eleganten Händen, die mit dem Stiel der Kirsche spielten. Haydon erinnerte sich daran, wie sie ihren Drink in den Fingern gedreht hatte, damals bei seinem Besuch in ihrem Haus.
    »Sie sind alle an Tollwut gestorben, ebenso wie eine vierte Person, eine junge, lateinamerikanische Frau, deren Beziehung zu den anderen uns noch unklar ist, vorausgesetzt, es hat überhaupt eine solche Beziehung bestanden.« Er ließ es dabei.
    Die Frau, die neben dem Schwimmbecken in der Sonne lag, drehte sich auf den Bauch und legte ihren Kopf auf die verschränkten Arme. Dann spreizte sie die Beine V-förmig in Richtung auf Haydon. Eine der Frauen im Wasser schwamm auf dem Rücken durch den Pool, und ihre Bewegungen waren geschmeidig unter den kleinen, türkisfarbenen Wellen.
    Haydon trank seinen Philippe und schaute den Frauen zu.
    Judith Croft blickte ins Nichts. Sie spielte mit der Kirsche.
    »Was wollen Sie?« fragte sie schließlich.
    »Hat eine dieser Frauen Haustiere gehalten?«
    »Nein. Das heißt, Theresa hatte mal einen Cockerspaniel, aber sie hat ihn weggegeben. Sie wollte den Dreck nicht, den ein Hund mit sich bringt.«
    »Und der Hund ist nicht gestorben?«
    »Er starb jedenfalls nicht, bis sie ihn vor zwei Monaten weggegeben hat.«
    »Wem hat sie ihn gegeben?«
    »Barbara Sinclair.«
    »Hat sie mit Theresa gearbeitet?«
    »Nein, sie ist nicht im Geschäft. Barbara ist Friseuse.«
    Haydon wartete einen Augenblick und betrachtete immer noch die Frauen am Schwimmbecken. »Was geht da Ihrer Meinung nach vor?«
    »Zufall.«
    »Wirklich?«
    »Ich hätte es jedenfalls gedacht, wenn Sie nicht mit Ihren Zweifeln gekommen wären. Eine Pechsträhne.«
    »Eine Pechsträhne – mit Tollwut?«
    »Ich habe nichts von der Tollwut gewußt.«
    »Aber jetzt wissen Sie es.«
    »Hören Sie«, sagte die Croft, »das ist doch absurd.«
    »Wie hat Sally die Eigentumswohnung am West University Place genutzt?«
    »Sie hat sie gar nicht genutzt, sondern an Theresa vermietet.«
    »Ein interessantes Haus.«
    »Theresa war eine interessante Frau.«
    »Mir kommt es vor wie ein Party-Haus.«
    »Das war es auch.« Sie zupfte den Stiel von der Kirsche und aß sie auf. »Theresas Party-Haus.«
    »Und was sollten diese einfarbigen Zimmer?«
    »Ein Gag. Die Freier lieben solche Gags.«
    »Ein teurer Gag.«
    Die Croft lächelte. Sie schaute Haydon an, ließ ihren Blick über seine Jacke, das Hemd und die Krawatte gleiten. »Das hat euch die Augen rausgetrieben, was? Ich wette, Theresa hat in einer Nacht mehr verdient als Sie in zwei Wochen.«
    »Sie haben recht. Das heißt, bis gestern abend. Jetzt habe ich den Rest meines Lebens Zeit zum Aufholen.«
    Er wollte sie nach den Fotos fragen, aber andererseits brauchte sie nicht zu wissen, daß er sie hatte. Damit konnte er die Croft bei anderer Gelegenheit überraschen.
    »Hat Theresa auch regelmäßig die lateinamerikanischen Klubs besucht?«
    »Ich nehme es an.«
    »Sie interessierte sich vermutlich mehr dafür als Sie.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Diese Musikbox, das Dekor. Sie scheint das brasilianische Ambiente sehr geliebt zu haben.«
    »Sie hat es gemocht, ja.«
    »Hat sie de la Borda und Guimaraes gekannt?«
    »Weiß ich nicht.«
    Ihre Antworten wirkten plötzlich wieder steif und geziert, aber vielleicht bildete er sich das nur ein.
    »Seit wann wissen Sie, daß Sie Sallys gesamten Besitz erben?«
    Zunächst reagierte sie nicht, dann atmete sie tief ein und hielt die Luft an, während sie sich umschaute in dem hübschen

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