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Kalter Amok

Titel: Kalter Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David L. Lindsay
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umgestoßen, und aus dem Röhrchen war rosa Schaum gedrungen, der bis zur Wand reichte. Das Bein blieb auf dem Boden und zuckte dabei auf und ab. Sie schloß die Augen, legte sich zurück und ließ das Bein zucken.
    Verdammt und zugenäht! Noch nie war ihr so elend gewesen, nicht ohne Drogen. Es war so, als ob sie den schlechten Teil eines LSD-Trips erwischt hätte, ohne den guten Teil. Sie versuchte, es objektiv zu betrachten. Sie hatte Kopfschmerzen, und ihr war übel. Okay, das war immer so, wenn ein Trip umkippte. Also Aspirin, eine Menge davon. Aber nein, sie würde die Tabletten nicht hinunterbringen, würde sie gleich wieder auskotzen. Also schön, dann eben nicht. Sie hatte sich eines dieser daumengroßen Suppositorien in den Hintern gesteckt, bewahrte sie im Butterfach ihres Kühlschranks auf, weil ihr so etwas schon öfters passiert war und weil dann nur noch die Zäpfchen halfen. Sie hatte sie stets zur Hand. Die Zäpfchen würden sie erst einmal schlafen lassen. Aber diesmal schienen sie nicht zu wirken. Es wurde nur noch schlimmer.
    Sie dachte über die Halluzinationen nach. So etwas war ihr noch nie zuvor passiert ohne Rauschgift. Es war richtig unheimlich. Sie hob den Kopf und schaute auf den Bildschirm. Ein perfektes Bild. Die Nippesfigur heil obendrauf. Jetzt schaute sie auf ihr rechtes Bein und stellte mit Entsetzen fest, daß es noch immer auf und ab zuckte. Sie versuchte, das Bein unter Kontrolle zu bringen. Es hüpfte regelrecht auf dem Fersenballen. Sie sah, wie die Muskeln an ihrer Hüfte zuckten.
    Ihr Kopf sank ruckartig zurück auf das Kissen, und sie schloß die Augen. Jetzt fühlte sie, wie sich das Bern ganz von selbst bewegte, als gehörte es jemand anders. Und sie fühlte auch, wie der Schweiß von ihren Brüsten nach unten lief. Die Tropfen wurden immer dicker, hatten jetzt schon die Größe von Murmeln, dann von kleinen Eiern, als sie unter den Brüsten hervorkamen, so, als wären sie dort entstanden. Die Schweißtropfen nahmen die Größe von Zitronen an, dann von Orangen, bis Pauline nicht mehr das Gewicht der Schweißtropfen und das Gewicht ihrer Brüste unterscheiden konnte. Und dann, auf einmal, lösten sich auch die Brüste und rollten ihr über den Bauch und zwischen die Beine wie wassergefüllte Ballons, die platzten, sich über sie und das Sofa ergossen und sie völlig durchnäßten. Sie schlug die Augen auf und sah es. Was für eine Sauerei. Sie würde es wegputzen müssen.
    Pauline Thomas erwachte. Sie wußte sofort, daß sie wieder Halluzinationen gehabt hatte und dann eingeschlafen war. Sie lag jetzt sehr ruhig da und hielt die Augen geschlossen. Ihr Bein zuckte nicht mehr, obwohl es noch immer unten auf dem Teppich ruhte, so daß sie fast vom Sofa rutschte. Als sie die Augen öffnete, sah sie zwei Laborflaschen, jede mit einer trüben Flüssigkeit gefüllt, die ein Mann in einem weißen Labormantel umrührte. Aus der einen Flasche entwichen die Blasen schneller als aus der anderen, was die Stärke des Antazids bewies, das er in der Hand hatte und ihr entgegenstreckte. Das war alles, was sie sah, bevor sie die Augen wieder schloß. Die Helligkeit des Bildschirms war nicht zu ertragen. Ihre Augen waren übersensibel, als hätte man ihr bei einer Untersuchung irgendeine Flüssigkeit hineingetropft. Sie versuchte, wieder auf den Bildschirm zu sehen, aber ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    Sie griff nach den Polstern des Sofas und zog sich hoch. Ihr Kopf schwankte auf dem Hals wie bei einem Neugeborenen. Sie versuchte aufzustehen und mußte zweimal Anlauf dazu nehmen. Schließlich stand sie unsicher da und stützte sich auf die Armlehne des Sofas, langte nach dem Fernsehgerät und schaltete es ab. Das Licht verblaßte zu einem phosphoreszierenden Strich, der sich quer über den Bildschirm erstreckte. Auch er war heller, als sie es ertragen konnte.
    Die Luft aus der Klimaanlage juckte an ihrem Körper, sie verlieh ihr das Gefühl, als ob lauter Spinnen über sie krabbelten. Pauline bewegte sich, sank nach vorn wie eine alte Frau, ging zum Fenster und fummelte mit der Schaltung herum, bis der Kompressor erstarb, mit einem Zittern, das das Fenster in seinem Holzrahmen klappern ließ. Sie sah sich im Schlafzimmer um. Es war völlig verwüstet. Sie roch Erbrochenes, schmeckte es im Mund.
    Während sie sich am Plastikrahmen der Klimaanlage festhielt, begann sie zu zittern. Ihr Kopf zuckte rhythmisch und fuhr schließlich so wild auf und ab, daß sie nichts mehr sehen konnte. Das

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