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Kalter Amok

Titel: Kalter Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David L. Lindsay
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Longoria hatte den Kopf nach vorn gerichtet, und in seinem Ausdruck war ebensoviel Bestürzung wie Herausforderung zu erkennen.
    Mooneys Hand schoß über den Schreibtisch, packte die Kette, die Longoria um den Hals trug, und drehte die Faust um, so daß sich seine Knöchel gegen Longorias Adamsapfel preßten.
    »Du Scheiß-Taco«, sagte er durch die zusammengepreßten Zähne. Sein Gesicht war scharlachrot angelaufen. »Du vergeudest nur unsere Zeit.« Er ließ die Kette los und schubste Longoria rückwärts, während er zugleich eine kleine blaue Karte aus seiner Tasche nahm und daraus vorzulesen begann. »Sie haben das Recht, zu schweigen und keinerlei Erklärungen abzugeben, und wir weisen Sie darauf hin, daß jede Ihrer Erklärungen gegen Sie verwendet werden kann und bei Ihrem Prozeß vermutlich gegen Sie verwendet werden wird; jede Erklärung – «
    »Was machen Sie da? He!« Longorias Stimme war rauh.
    »– die Sie von nun an abgeben, kann als Beweis vor Gericht gegen Sie verwendet werden; Sie haben – «
    »Verdammt noch mal, so warten Sie doch!«
    »Laß dir Zeit, Ed«, sagte Hirsch.
    »Hä?« Mooney blickte hoch.
    Longoria ließ sich schwer auf seinen Schreibtischsessel sinken. Er nahm einen roten Plastikkamm aus seiner Tasche und fuhr sich damit durch das sorgfältig frisierte Haar. Dabei hielt er seine Zigarette mit den Schneidezähnen fest, als versuchte er verzweifelt, das Image des hartgesottenen Kerls zu bewahren.
    »Was ist das mit Mord?« fragte er und atmete schwer.
    »Wir haben Ihnen alles gesagt, was wir sagen wollen«, antwortete Mooney. »Sie sollen unsere Fragen beantworten, nicht umgekehrt.«
    Longoria schaute sie an, und sein Mund wurde eine schmale Linie. »Scheiße. Ein Mann namens DeLeon hat das Haus gemietet.«
    »Wie können wir mit ihm Kontakt aufnehmen?«
    »Ich habe seine Karte.« Er schaute Mooney an und sagte, als versuche er einem begriffsstutzigen Kind etwas klarzumachen: »Sie ist in meiner Brieftasche. Ich lange hinein und hole sie raus, okay?«
    Mooney bedachte ihn nur mit einem verächtlichen Blick. Während Longoria seine dicke Brieftasche durchsuchte, lehnte sich Mooney gegen den Schreibtisch und nahm das Streichholzbriefchen, mit dem sich Longoria die Zigarette angezündet hatte. Auf der Deckklappe war eine tanzende Carioca zu sehen, und darunter befand sich die erhaben geprägte Inschrift »Club Braganca«. Mooney zeigte es Hirsch und ließ es dann wieder auf den Schreibtisch fallen.
    Longoria gab Hirsch eine weiße Besuchskarte. Der Name und die Adresse lauteten: »Robert J. DeLeon, Bahia-Immobilien, Houston Center 2.«
    »Wie gut kennen Sie Mr. Guimaraes?« fragte Mooney.
    Longoria senkte mit einem Ruck den Kopf und blickte dann auf Mooney, wobei er eine unschuldige Miene an den Tag legte.
    »Hören Sie mal, ich kenne ihn kaum. Ich weiß nicht, was Sie gehört haben, aber ich verhandle nur mit DeLeon.« Er schüttelte den Kopf. »Guimaraes? Nie.«
    »Wie oft haben Sie ihn getroffen?«
    »Einmal. Ein einziges Mal.«
    »Wann?«
    »Ich glaube, vor sechs Monaten. DeLeon war hier. Ich bin mit ihm zu seinem Wagen hinausgegangen, und da saß der andere, in seinem großen Mercedes. Ein Riesenwagen mit getönten Scheiben. Ich hab’ gelacht und einen Scherz gemacht – Sie verstehen, wegen dem Wagen –, und DeLeon sagte, er gehörte nicht ihm, sondern Mr. Guimaraes. Wir kamen zum Wagen, die Fenster gingen automatisch herunter, und er hat mich ihm vorgestellt. Wir haben uns die Hände geschüttelt, dann sind die Fenster wieder hochgegangen. Das war’s.«
    »Er hat Sie also die Hände schütteln lassen mit dem großen Boss, wie?«
    Longoria zuckte mit den Schultern.
    »Haben Sie bei dieser Gelegenheit den Plan ausgearbeitet, wie Sie die Mädchen durch den Zoll bekommen?«
    Longoria schaute nervös von Mooney auf Hirsch und wieder auf Mooney. »He«, sagte er.
    »He«, erwiderte Mooney.
    »So etwas mache ich nicht.«
    »Wir glauben aber, daß Sie so etwas tun.«
    »Ausgeschlossen. Nie im Leben.«
    »Nun, vielleicht haben wir uns geirrt. Aber Sie können uns sicher sagen, wie es wirklich läuft.«
    Longoria nahm einen der Kugelschreiber aus der Hemdtasche und begann die Mine herauszudrücken und wieder zurückzuschieben. Er war einer von jenen Menschen, bei denen das Denken eine sichtbare Aktivität darstellt, welche ziemlich viel Mühe zu erfordern scheint. Harte Arbeit, nicht geistige Akrobatik, hatten ihm das goldene Halsband und den smaragdgrünen Lincoln verdient. Seine

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