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Kalter Amok

Titel: Kalter Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David L. Lindsay
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Kais und blickten hinüber auf die andere Seite. Das Wasser war grau und von milchiger Konsistenz. Abfall hüpfte wie Bojen auf den kleinen Wellen, und ein Büschel Bananen lag am unteren Ende einer Betontreppe, die im Wasser verschwand.
    Mooney gab seinen Kommentar. »Scheiße.«
    Sie drehten sich um und gingen zum Seitentor von Lagerhaus dreiundvierzig, schauten an der Front des Gebäudes entlang zu seinem anderen Ende, gegenüber dem Eingang von Lagerhaus zweiundvierzig. Der Boden des riesigen Bauwerks aus angerostetem Wellblech war betoniert, und das Dach wurde von Stahlträgern getragen. Es gab einen Mittelgang, flankiert von Holzpaletten, die mit Rohlederstapeln beladen waren. Die feuchte Luft verstärkte den animalischen Geruch und ließ bei Hirsch ein flaues Gefühl im Magen entstehen.
    Sie betraten den Mittelgang und kamen alle fünf oder sechs Meter an Quergängen und Öffnungen nach den beiden Seiten des Lagerhauses vorüber. Rechts von ihnen standen schwarze Eisenbahn-Tankwagen und luden Talg ab, wobei man heißen Dampf verwendete, um das restliche Fett aus den Tankwagen zu entfernen. Auf der anderen Seite lag ein brasilianischer Frachter am Kai. Brüllende und schwitzende Hafenarbeiter beluden das Schiff mit Gabelstaplern, und Hunderte von Paletten mit Rohleder verschwanden in seinem Bauch. Der Frachter hieß Filomena; sein Heimathafen war Recife.
    Als sie das entgegengesetzte Ende des Lagerhauses erreicht hatten, schauten sie durch das Tor in das nächste hinein. Wieder Paletten mit Rohleder, wieder Hafenarbeiter. Rechts vom Tor führte eine hölzerne Wendeltreppe an der Außenseite zu einer Plattform mit einer Eisentür, einem Fenster und einer darunter angebrachten Klimaanlage, deren Kondenswasser auf die Haube eines funkelnden, grünen Lincolns tropfte.
    »Ich hätte ihn ein bißchen weiter rechts geparkt«, bemerkte Mooney und ging die Treppe hinauf.
    Die Bürotür stand offen, und sie kamen in einen kleinen Raum, der fast kalt war durch die Wirkung der Klimaanlage, welche auf Hochtouren lief. Zwei Männer saßen an Schreibtischen; der eine führte ein ernstes Gespräch per Telefon und hielt sich dabei die freie Hand an die Stirn, als erfahre er schreckliche Neuigkeiten, während der andere einen Stapel rosa Frachtscheine durchging. Beide Männer waren Mexikaner Anfang der Vierzig. Ein dritter Mann, ein Angloamerikaner Ende Fünfzig, trug die graue Arbeitsuniform der Hafenbehörde von Houston; er saß auf der Platte eines dritten Schreibtischs, hatte die Füße auf einem hölzernen Drehstuhl und trank Kaffee aus einem roten Thermosbecher. Er war der einzige, der von den beiden Ankömmlingen Notiz nahm.
    »Howdy«, sagte er etwas spöttisch, eine filterlose Zigarette zwischen gelben Fingern, und schaute sie mit wäßrigen Augen an, die in einem unglaublich faltigen Gesicht saßen. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich möchte mit Mr. Longoria sprechen«, erwiderte Mooney und nickte in Richtung auf die beiden Mexikaner, wartete dann, um zu sehen, welcher von ihnen auf den Namen reagierte. Der Mann mit den Frachtbriefen blickte hoch.
    »Ja, dann…« sagte der Mann.
    »Arturo Longoria?« fragte Mooney den Mexikaner.
    Einen Augenblick lang zögerte der Mann, dann stand er langsam auf, überlegte sich wohl, wie er die Sache anpacken sollte. Dadurch hatte Mooney Zeit, ihn genauer zu betrachten. Sein dichtes, schwarzes Haar war von einem teuren Coiffeur geschnitten, und sein buschiger Schnauzbart hing an den Mundwinkeln ein wenig nach unten. Als er sich zu einem Lächeln entschloß, enthüllte er dabei lange, große Zähne. Er trug ein langärmliges, weißes Hemd, das am Kragen aufgeknöpft war, so daß man eine schwere Goldkette sah, die Mooney an ein Hundehalsband erinnerte. Das Hemd hing an einer Seite nach unten vom Gewicht eines halben Dutzends verschiedenfarbiger Kugelschreiber, die in der Hemdtasche steckten. In ein paar Jahren würde Longoria ein fetter Mann sein.
    Jetzt streckte er ihnen die Hand entgegen. Mooney übersah sie geflissentlich, nahm seine Dienstmarke heraus und hielt sie so, daß Longoria sie betrachten konnte, während er sich und Hirsch vorstellte.
    »Polizei?« Longoria zog die Hand zurück.
    Mooney warf einen Blick auf die Dienstmarke. »Äh – ja, policia«, sagte er und überbetonte das Wort.
    Die Benützung des spanischen Wortes verscheuchte die Reste des Lächelns, die noch auf Longorias Gesicht vorhanden waren.
    »Haben Sie einen Augenblick Zeit?« fragte Mooney und setzte

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