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Kalter Amok

Titel: Kalter Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David L. Lindsay
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werde das mit der Haftverschonung zuvor mit ihm besprechen. Ich glaube, ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß die Haftverschonung verwirkt ist, sobald sie auch nur einen Ton gegenüber DeLeon verlauten lassen. Außerdem befinden Sie sich dann in einer verdammten Klemme wegen Guimaraes, und der geht nicht streng nach dem Buchstaben des Gesetzes vor, wie Sie wohl wissen. Ich meine, von nun an sind Sie ein wichtiger Belastungszeuge, und wenn Guimaraes nicht will, daß Sie gegen ihn aussagen, wird er sich in ganz bestimmter Weise um Sie kümmern. Hypothetisch. Ich spreche rein hypothetisch, damit das klar ist.«
    Longoria gab keine Antwort.
    »Verstanden?« sagte Mooney.
    Longoria nickte. Sein grimmiger Ausdruck machte klar, daß er sehr gut verstanden hatte.

27
     
    Die Tunnels, die fast fünfzig Blocks der Innenstadt von Houston untergraben und eine Bruderschaft von Geschäftshäusern miteinander verbinden, stammen nicht von einem einzigen Dädalus, sondern von einer ganzen Reihe Architekten, die bei den miteinander verflochtenen Milliardenbetrieben angestellt waren. Da jeder Besitzer eines Geschäftshauses in Eigenverantwortung den Tunnel bauen ließ und ihn mit denen der anliegenden Blocks verband – die meisten Geschäftshäuser der Innenstadt nehmen einen ganzen Block ein –, entstand durch die Unterschiedlichkeit der Anlagen, die sich von Block zu Block ändern, ein echtes unterirdisches Labyrinth.
    Man kann diese Tunnels durch ein Netzwerk von polierten Stahlrolltreppen betreten, die sich in der Vorhalle der jeweiligen Gebäude befinden, und durch Korridore aus Travertin-Marmor weitergehen, in unbegreiflichen Windungen, bis man zu den Tunnels des nächsten Blocks kommt. An dieser Stelle wechseln die Farben der Korridore, weisen die Wände zum Beispiel Teppichbespannung auf, und statt Ecken gibt es Serpentinen mit leichten Steigungen und Gefällen, bis man wieder in einer anderen Vorhalle, in einem anderen Block, herauskommt, durch Chromkapseln, die aus unsichtbaren Quellen mit Licht versorgt werden, durch Röhren, die nach oben stoßen und in einem Ziergehölz enden, zwischen gewölbeartigen Glasdächern. Manchmal laufen diese Tunnels geradeaus und sind kaum bevölkert, während sie an anderen Stellen von kleinen Plazas unterbrochen werden, an denen sich Tabakgeschäfte, Delikatessenläden, Drugstores, Friseure, Restaurants, Schnapsläden, Imbißstuben und Zeitschriftenkioske angesiedelt haben. Computerisierte Geldautomaten freilich sind der am häufigsten wiederkehrende Anblick.
    Seltsamerweise gibt es nur wenige Zeichen oder Wegweiser, die dem unterirdischen Fußgänger sagen, wo er sich befindet und in welche Richtung er sich bewegt. Andererseits gibt es ein beständiges Element zu bestaunen: die Beweise für überströmenden Reichtum, der sich die neuesten Errungenschaften der Bautechniken und Gestaltungen leisten kann. Die Tunnels sind alle mit Klimaanlagen ausgerüstet, das Licht ist weich, und die Ausstattung ist stets geschmackvoll, modern, und alles ist makellos sauber. Die Stadt der Zukunft hat sich auf elegante Weise unter die Erdoberfläche begeben, weit entfernt vom Dröhnen und Donnern in den darüberliegenden Straßen, die in subtropischer Feuchtigkeit und Hitze vor sich hinschmoren.
    Haydon parkte auf einem ebenerdigen Parkplatz neben dem Southwest Tower Ecke Milam und Walker Street. Er überquerte die Milam Street, betrat die Vorhalle der Bank of the Southwest und fuhr hinunter in die Tunnels. Dort kreuzte er unterirdisch die Walker Street zum Esperson Building, die Rusk Street zum Houston Club, wo er links abbog und wieder in Richtung auf die Milam Street ging. In der Mitte der Milam erreichte er die Rauchglastore am Eingang zu den Korridoren des Pennzoil Place. Hier waren die Korridore aus rotem Granit, und die Wände waren mit einem zimtbraunen Teppichmaterial bespannt, das den weichen Serpentinenkurven zusätzlich Weichheit verlieh. In die Decke eingelassene Spots und zwei an der Decke angebrachte Lichtschienen warfen leicht verschleierte Diamantenmuster an die Wände.
    Als er die unterirdische Halle des Pennzoil Place betrat wandte er sich sofort nach rechts in Richtung auf das Shale-Restaurant. Maureen Duplissey sollte an einem Tisch neben den bronzegetönten Glasscheiben sitzen, die das Restaurant von der Halle abtrennten. Er ging an der ganzen Front des Restaurants entlang, sah sie aber nicht und überquerte daraufhin den breiten Gang bis vor die Schaufenster eines gegenüberliegenden

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