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Kalter Amok

Titel: Kalter Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David L. Lindsay
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Reisebüros. Er betrachtete die Plakate, vor allem ein besonders großes, auf dem eine dunkelhäutige, junge Jamaikanerin mit großem Busen bis zur Hüfte im blauen Karibikwasser stand, in einem nassen T-Shirt und mit Wassertropfen auf dem lächelnden Gesicht. Ein paar Sekunden danach bemerkte er, daß ihn die beiden Mädchen hinter der Theke im Inneren des Reisebüros anlächelten, während er die üppig-verführerische Plakatschönheit betrachtete.
    Er wandte sich ab und ging zu den Rolltreppen, fuhr hinauf in die Haupthalle, die sich vom Parterre zwanzig Stockwerke hoch erstreckte. Hinter den Glaswänden befanden sich Büros mit Blick auf die Halle und so gegeneinander versetzt, daß man von dem einen Büro nicht in das andere schauen konnte. Das Glasdach der Halle, gestützt von einem Netzwerk weißer Rohre, Heß das Licht für die Pflanzen und Blumen herein, das von den Chromstreben und den Glasscheiben der Texas Commerce Bank reflektiert wurde.
    Haydon blickte auf und sah einen Arbeiter in Hemdsärmeln, fünf Stockwerke über der Halle, der vor der Glaswand stand und zu einem anderen Büro hinüberschaute. Das Ganze wirkte wie ein Szenenbild von Spielberg für eine Stadt in einer riesigen Raumfahrt-Station. Haydon schaute durch die Fenster hinaus in das funkelnd helle Tageslicht des Sommertags, dann trat er auf die Rolltreppe und kehrte in die Halle im Tiefgeschoß zurück.
    Es war keine Kunst, sie zu finden. Sie hatte sich eben an einem der Tische am Fenster niedergelassen und kramte in ihrer Handtasche, als ein Kellner ein Glas Irish Coffee vor sie auf den Tisch stellte. Haydon betrat das Restaurant, ging um die Kasse herum und kam auf Maureen zu.
    »Miss Duplissey?«
    Sie blickte auf, eine Zigarette zwischen den Lippen, und kniff die Augen zusammen, während sie rasch seine Kleidung taxierte und ausschloß, daß es sich um einen Polizisten handelte. Dann nickte sie.
    »Ich bin Detective Haydon. Ich arbeite mit Mooney zusammen. Darf ich mich setzen?«
    Sie nahm die Zigarette zwischen die Finger, legte sie dann auf einen Aschenbecher, der neben dem dampfenden Glas stand. »Nein.«
    Er setzte sich.
    »Aber bitte, wenn Sie meinen…« Jetzt schaute sie ihm in die Augen. »Wo ist Mooney?«
    »Ich fürchte, ich hab’ ihn um seine Verabredung gebracht. Wir arbeiten am selben Fall, und nach zwei Unterredungen mit Judith Croft hatte ich das Bedürfnis, Ihr Gespräch mit Ed fortzusetzen.«
    »Ich werde nicht mehr darüber reden. Punkt.«
    »Dann muß ich Sie festnehmen und aufs Präsidium bringen.«
    »Das soll wohl ein Scherz sein.«
    »Nein.«
    Sie trug ein taubengraues Qiana-Kleid mit einer Schleife am Hals, der sie in Gedanken mit dem Mittelfinger folgte, während sie Haydon betrachtete. Als sie zu der Stelle kam, wo die beiden Bänder miteinander verschlungen waren, zupfte sie sachte an dem Stoff, ohne zu wissen, was sie tat.
    »Es ist also eine wirklich ernste Sache, wie?«
    »Sie könnte nicht ernster sein.«
    Sie wandte die Augen von ihm ab und zündete sich eine Zigarette an.
    »Das ist heute meine erste«, sagte sie. »Und mein erster Kaffee«, fügte sie hinzu, dann trank sie einen Schluck. »Ich versuche, weder das Rauchen noch das Kaffeetrinken zu übertreiben. Auf lange Sicht bekommt man nur Falten davon.« Sie sah sich um. »Na schön, hier können wir doch gut miteinander reden, oder?« Dazu zog sie die Schultern hoch.
    Haydon scheuchte den Kellner weg. »Ed hat mir gesagt, daß Sie nur einmal bei der Parmer gewesen sind, das heißt, zu einer ihrer großen Partys. Aber sie waren sonst doch gelegentlich dort, oder?«
    »Hm – ja. Ich bin mit Judith nicht gut zurechtgekommen, und nachdem sie und Sally dicke Freunde geworden waren, lief es auch mit Sally nicht mehr so wie früher. Aber ich war gut befreundet mit Theresa. Sie lud mich gelegentlich zu Festen ein, kleine Partys, bis Sally dahinterkam und es Theresa verbot.«
    »Gab es irgendwelche brasilianischen Mädchen dort, als Sie Theresa Parmer besuchten?«
    Sie seufzte. »Ja, die gab es.«
    »Haben sie dort gewohnt?«
    »Die Mädchen, die ich sah, nicht, aber andere wohnten gelegentlich dort.«
    »Was für andere, und wie gelegentlich?«
    Sie zog die Stirn in Falten, und ihre Augen waren auf den Tisch gerichtet, als sie den Rauch durch die leicht offenen Lippen herausströmen ließ.
    »Ed hat gesagt, ich bin nicht die einzige, mit der er darüber geredet hat. Ist das richtig?«
    »Ja.«
    »Dann erzähle ich Ihnen vermutlich Dinge, die Sie bereits

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