Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund
als Unfug im Kopf. Aber das haben sie doch bestimmt alles schon gehört ...«, sagte Agnes unsicher. Sie sah aus, als würde sie ihre Worte am liebsten sofort wieder zurücknehmen.
»Schon, aber noch nicht so direkt«, sagte Pia. »Nun schau bitte nicht so schuldbewusst, ich muss das alles so oder so erfahren, wenn ich meine Arbeit machen will.«
»Nur – was für einen Eindruck bekommen Sie jetzt? Das ist einfach unfair, denn die Benneckes können sich ja nicht mehr verteidigen. Ich fand sie eigentlich ganz nett. Malte war immer gut drauf, viel lockerer als die anderen hier.«
»Bei welchen Gelegenheiten hast du ihn denn so erlebt?«
»Ich weiß nicht genau, auf Dorffesten und so?«
Schon wieder ein Ausweichmanöver.
»Wohl kaum, Agnes. Hattet ihr vielleicht gemeinsame Freunde, du und Malte Bennecke? Leute, von denen deine Mutter nichts wissen soll? Ich werde dich nicht verraten, falls du dir Sorgen darum machst.«
Agnes rührte in dem Rest Kakao in ihrem Becher und zögerte einen kleinen Moment. Als sie wieder aufschaute, sagte sie:
»Ich weiß es von Verena – Verena Lange. Sie arbeitet aufRothenweide bei den Pferden. Aber Sie müssen sie schon selbst nach Malte Bennecke fragen«.
10. KAPITEL
M arten fluchte leise, als er den Dienstwagen auf den Hofplatz der Suhrs lenkte und nach einer Parkmöglichkeit Ausschau hielt. Es war ihm nicht vergönnt, einen Parkplatz zu finden, wo er beim Aussteigen nicht eine Pfütze vom Ausmaß einer Doppelbadewanne überqueren musste. Ein großer, schmutziger Rottweiler kam eilig um die Hausecke gerannt und positionierte sich genau vor der Fahrertür. Seine Haltung war angespannt und wachsam, er bellte jedoch nicht.
»Mist, ich hasse solche Hunde. Außerdem hasse ich das Landleben, und überhaupt, was wollen wir hier eigentlich?«, murrte er schlecht gelaunt vor sich hin.
Pia ging nicht weiter darauf ein. Sie stieg aus und sah sich um: Das Hauptgebäude des Suhrschen Hofes war ein lang gestreckter Fachwerkbau, groß und sehr gepflegt aussehend. Im rechten Winkel dazu befand sich ein Einfamilienhaus neueren Datums, mit einer Fassade ganz aus Holz und Glas. Der Architekt hatte es verstanden, die moderne Architektur an das ältere Gebäude anzupassen, ohne auf Modernität zu verzichten.
Die beiden Häuser verband ein großzügiger Garten mit einem kleinen Teich. Im Hintergrund konnte Pia Ställe und eine offene Scheune ausmachen.
Marten stampfte sofort auf die zweigeteilte Haustür zu und klopfte. Nach kurzer Wartezeit öffnete ihm ein großer Mann mit einem karierten Geschirrtuch in der Hand, mit welchem ersich gerade die Hände abtrocknete. Pia schätzte ihn auf Anfang 60, eine massige Gestalt mit vollem, weißem Haar. Er stand schweigend da und zog nur fragend die buschigen Augenbrauen hoch.
Marten stellte sie kurz vor und erklärte den Grund ihres Besuchs. Daraufhin änderte sich der Gesichtsausdruck des Mannes von neutral zu ablehnend. Mit einer Handbewegung ließ er seine beiden Besucher eintreten.
Er führte sie schweigend in eine große, sehr saubere Küche, in der es nach einem gehaltvollen Mittagessen roch. Am Tisch unter dem Fenster saß ein weiterer Mann, quasi eine Zweitausgabe des älteren Mannes, etwa 30 Jahre jünger. Er trug eine blaue Arbeitslatzhose und ein kariertes Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln. Vor sich hatte er eine aufgeschlagene Zeitung und einen Becher Kaffee stehen.
Sie stellten sich als August und Hanno Suhr vor, Vater und Sohn. Nachdem Pia und Marten zum zweiten Mal den Grund ihres Besuches genannt hatten, tendierten auch die Gesichtszüge des Sohnes in Richtung Unmut. Pia fragte nach ihrem Verhältnis zu den ermordeten Benneckes.
»Wir hatten mit den Benneckes nicht viel zu schaffen«, murrte der Ältere, »fragen Sie lieber unsere Petra, die kennt jeden im Dorf. Sie kann Ihnen vielleicht mehr erzählen ...«
»Wer ist Petra?«
»Meine Frau«, erklärte der Jüngere und faltete geräuschvoll seine Zeitung zusammen. »Sie ist allerdings gerade im Stall, hat mich abgelöst bei einer Sau, die Probleme beim Ferkeln hat.«
»Sagen Sie uns doch erst einmal, was es für Verbindungen zwischen Ihnen und den Benneckes gibt, verwandtschaftlicher, gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Natur?« Pia war ein paar Schritte auf die Männer zugegangen, die eine gemeinsame Front gegen die Eindringlinge bildeten, während Martensich im Hintergrund hielt und den Fotokalender an der Wand betrachtete.
»Keine, oder fast keine. Der Kontakt
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