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Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Titel: Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Jagdschein und Gewehre haben sie alle! Die kommen doch oft nur her an den Wochenenden, um rumzuballern. Und was sie sonst noch Unanständiges treiben in ihrem Gutshaus. In einem haben Sie jedoch Recht, ich möchte mich wirklich nicht fragen müssen, ob der Kerl, mit dem ich nach Feierabend im Krug ein Bier kippe, ein Mörder ist.«
    Pia nickte. Dann fragte sie: »Wo können wir Ihre Schwiegertochter finden, Herr Suhr?«
    »Im Abferkel-Stall! Kein Ort für eine junge Frau, wenn Sie mich fragen, aber Ihnen muss ich das wohl nicht erzählen. Sie scheinen sich ja auch in einem Männerberuf beweisen zu müssen«.
    »Vielen Dank für das Gespräch«, sagte Pia und drehte sich dann auf dem Absatz um, um die Küche zu verlassen.

    Sie standen wieder im kalten Nieselregen. Marten schlug den Kragen seiner Lederjacke hoch und zog die Schultern ein. Er versuchte, sich trotz der hohen Luftfeuchtigkeit eine Zigarette anzuzünden.
    »Du hättest mir vorher sagen können, dass es dir bei Landluft die Sprache verschlägt«, meinte Pia.
    »Ich studiere nur deine Technik.« Er sah sich kritisch den matschigen Weg zu den Ställen an, dann auf seine Schuhe hinunter.
    »Ich habe noch etwas Wichtiges im Hotel zu erledigen. In Schweineställen riecht es immer so streng. Sprich du noch mal allein mit dieser Petra Suhr und berichte mir nachher.«
    »Mit Vergnügen«, sagte sie spöttisch.
    Pia blickte hinüber zum Abferkelstall. Sie fühlte eine gewisse Neugier auf die Frau, die zum Missfallen ihres Schwiegervaters dort hinter den grünen Stalltüren ihrer Arbeit nachging.

11. KAPITEL
    D as Erste, was Pia Korittki von Petra Suhr erblickte, als sie den Schweinestall betrat, war ein rundliches Hinterteil. Es wurde durch den knallblauen Stoff eines Arbeitsoveralls betont und ragte über den Rand einer Schweinebox hinaus. Es roch hier drinnen intensiv nach Schwein, war überraschend warm und das Gequieke und Gegrunze der Tiere ohrenbetäubend.
    Als Petra die Tür gehen hörte, richtete sie sich mit einem kleinen Ächzen auf und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Sie trug ein geblümtes Kopftuch um den Kopf geschlungen, ihr Gesicht war gerötet, und zwei grau-grüne Augen blickten Pia überrascht an.
    Pia stellte sich vor, Petra nickte und blickte kurz an sich herunter:
    »Gehen Sie lieber raus und warten draußen auf mich, sonst riechen nachher alle Ihre Sachen nach Schwein«, sagte sie. »Ich komme gleich nach, ich bin sowieso fast fertig hier.«
    Pia blickte auf die riesige Sau, die zwischen grauen Gitterrosten eingeklemmt lag, und auf die winzigen Ferkel, die sich an ihren Zitzen zu schaffen machten.
    »Ist das hier die Wöchnerinnen-Station?«, fragte sie.
    »Ja. Die Sau liegt so festgeklemmt, damit sie ihre eigenen Ferkel im Liegen nicht erdrückt. Es ist ein guter Wurf, zwölf lebende Ferkel, von denen es voraussichtlich elf schaffen werden.«
    Pia sah sich die kleinen Ferkel genauer an. Sie hatten hellblaueAugen und einen Kranz blonder Wimpern. Ihr Ausdruck erinnerte Pia spontan an eine Person aus der Klatschpresse.
    Kurze Zeit später folgte Petra Suhr der Kommissarin vor die Stalltür. Den Stall zu verlassen und eine Packung Zigaretten aus der Jackentasche zu ziehen schien eins zu sein.
    »Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir erst einmal einen Augenblick hier draußen reden? Ich brauche eine Zigarette und im Haus rauche ich nicht.«
    »Wenn wir hier unter dem Vordach bleiben, habe ich kein Problem damit«, sagte Pia und starrte auf die Wasserwand, die sich aus einer überlaufenden Regenrinne einen Meter vor ihr ergoss. Die frische Luft tat ihr gut.
    Mit einer ungeduldigen Handbewegung zog sich Petra das Kopftuch ab und entblößte zu Pias Überraschung einen streichholzkurzen Schopf hellroten Haares. Ihrem Hautton nach war Petra eher aschblond. Die unnatürliche rote Farbe leuchtete wie ein Signal.
    Sie stopfte das Kopftuch in ihre Hosentasche und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch ihr Haar: »Ziemlich krass, was? August hätte beinah einen Herzinfarkt bekommen, aber ab und zu tut ein bisschen neuer Schwung hier ganz gut.«
    Petra zündete sich die begehrte Zigarette an, indem sie die Flamme des Feuerzeugs geschickt mit der gewölbten Hand vor dem Wind abschirmte. Sie inhalierte den ersten Zug tief.
    »Wie standen Sie zu den Benneckes? Kannten Sie Ihre Nachbarn gut?«
    Pia wollte sich die entspannte Situation zu Nutze machen. Petra sollte gar nicht erst lange darüber nachdenken, was sie der Polizei erzählen wollte

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