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Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Titel: Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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heraufbeschwor.
    »Ich hatte kurze Zeit ein Verhältnis mit Malte Bennecke: Nichts Ernstes, wir waren etwa vier Monate zusammen. Er hat mich, als er anfing hier zu arbeiten, so hartnäckig umworben, dass ich schließlich mal mit ihm ausgegangen bin, als ich niemand Besseren hatte.«
    »Weshalb diese Reserviertheit? Weil er jünger war als Sie?«
    Pia bedauerte aufrichtig, dass Malte keine Gelegenheit mehr haben würde, seine Sicht dieser Affäre zu präsentieren. Verena konnte jetzt das Blaue vom Himmel herunterlügen. Andererseits schien sie gerade den Entschluss gefasst zu haben, reinen Tisch zu machen. Pia kannte die Anzeichen dafür aus früheren Befragungen. Ein resignierter und trotzdem leicht aggressiver Unterton signalisierte Verenas Absicht.
    »Waren Sie schon mal mit einem Mann zusammen, der zehn Jahre jünger ist als Sie?« Sie schnaubte verächtlich durch die Nase. »Sie haben keine Ahnung, was so alles geredet wurde. Davon mal abgesehen, war er einfach unreif. Allein die Tatsache, dass er sich von den Försters und ihrem Gehabe so beeindrucken ließ. Zu faul, richtig zu arbeiten, war er auch. Er ließsich doch alles von seiner Mutter bezahlen. In diesem einzigen Fall können Sie beruhigt alles Schlechte glauben, was über ihn geredet wird. Er war genau so ...«
    Pia fragte sich, weshalb es dann überhaupt zu einem Verhältnis zwischen Malte Bennecke und Verena Lange hatte kommen können. Laut meinte sie:
    »Irgendetwas muss er doch gehabt haben, dass er Sie für sich einnehmen konnte, und sei es auch nur für vier Monate?«
    Verena wurde richtig rot. Die Verlegenheit und der Ärger ließen ihre Stimme unnatürlich hoch klingen:
    »Haben Sie schon Fotos von ihm gesehen? Er sah verdammt gut aus. Und er war so witzig. Ich habe in meinem Leben vorher noch nie so viel gelacht wie mit ihm. Respektlos, schamlos und fantasievoll war er. Reicht Ihnen das?«
    Verena schien ihr Geständnis zu erleichtern. Vielleicht, weil Pia eine Außenstehende war und die monatelange Geheimhaltung sie belastet hatte?
    »Was wollten Sie von Malte Bennecke? Einen Zeitvertreib, bis sich etwas Aussichtsreicheres bietet? Oder hatten Sie vor, eine langfristige Beziehung einzugehen?«
    »Na, jetzt hab ich wohl in jedem Fall schlechte Karten, egal wie ich antworte. Entweder bin ich das leichtlebige Flittchen, das zum Spaß mit einem 20-Jährigen herumgemacht hat, oder ich bin die dumme Kuh, die etwas Dauerhaftes anfangen wollte mit dem allseits bekannten Dorf-Casanova. Sie können selbst entscheiden, zu welcher Kategorie ich gehöre«, antwortete Verena.
    Pia griff dieses Angebot auf, weil Provokation Verena am Reden zu halten schien.
    »Ich könnte mir vorstellen, dass Sie sich eher widerwillig in Malte Bennecke verliebt haben, eben weil er so ganz andere Qualitäten hatte, als Sie von einem Mann erwarten. Aber alsIhr Verhältnis länger andauerte, haben Sie vielleicht doch gehofft, dass sich mehr ergeben würde. Immerhin hatte er einen Hof zu erben und Sie möchten vielleicht nicht Ihr Leben lang für Leute wie Försters arbeiten müssen. Vielleicht wollen Sie auch Kinder? Wenn man den 30. Geburtstag hinter sich gelassen hat, denkt man als Frau ja schon mal daran, eine Familie zu gründen. Sie sehen mir nicht wie der Typ Frau aus, der sich über Monate hinweg mit einem Mann abgibt, nur um sich zu amüsieren. Ich möchte auch gar nicht, dass Sie mir hier Ihre geheimsten Wünsche offenbaren, Frau Lange«, sagte Pia und drosselte ihr Tempo ein wenig, weil sie sah, dass Verena allmählich die Fassung verlor. Es wäre keine Hilfe, wenn sie eine wichtige Zeugin für alle Zeiten vergraulte. »Ich möchte lediglich herausfinden, wer Ihren Freund, oder Ex-Freund, sowie dessen Eltern erschossen hat.«
    Verena starrte einen Moment aus dem Fenster, wo nichts zu sehen war als Dunkelheit. Pia schwieg. Die Frau ihr gegenüber wollte reden, das war jetzt deutlich zu sehen.
    »In einem Punkt haben Sie Recht: Ich habe mich tatsächlich nur sehr widerwillig in Malte verliebt, eben weil er so einen schlechten Ruf hatte, so viel jünger war und auch nicht gerade das, was man aussichtsreich nennt. Das erste Mal, als wir miteinander geschlafen haben, ist es einfach so passiert. Und dann dachte ich: Jetzt, wo ich es einmal getan habe, ändert sich auch nichts mehr, wenn es noch mal passiert. Für die Klatschtanten im Dorf bin ich eh abgestempelt, also kann ich mich jetzt auch amüsieren. Aber so einfach war es natürlich nicht. Erst hatte ich die Oberhand:

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