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Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Titel: Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Kind.
    »Ich kann einfach nicht mehr. Ich brauche dich jetzt. Ich will dich nicht mit einer anderen Frau teilen ...«
    Sie wusste, dass das eine Niederlage auf ganzer Linie war. Es hatte keinen Sinn, Kay anzuflehen und an sein Mitleid zu appellieren. Das hatte sie schon oft genug erfahren. Aber ihre Kraft reichte für diesen Streit noch nicht aus. Ihr Ehemann hockte sich vor sie hin und strich ihr über das Haar. Er sah sie unbehaglich an: »Komm schon, Bettina. Reiß dich zusammen, das bringt doch nichts ...«, sagte er.
    Sein Blick war unergründlich, die braunen Augen dunkler als sonst. Bettina dachte daran, was er einmal über seine Augenfarbe gesagt hatte: »Hinter braunen Augen kann man sich gut verstecken.«
    »Betrügst du mich?«, fragte sie trotzig.
    Seine Augen wurden noch eine Spur dunkler. Bettina konnte seine Pupillen nicht mehr von der Iris unterscheiden. Seine Antwort war fast ein Flüstern:
    »Und wie sieht es zur Zeit bei dir aus?«

    »Warum sind Sie eigentlich bei der Polizei?«, fragte Katrin Bennecke die Kommissarin. »Woanders könnten Sie doch viel mehr Geld verdienen. Sie verkaufen sich unter Wert.«
    Da sie beide den Abend in diesem öden Hotel verbringen mussten, hatten sich Pia und Katrin Bennecke fast zwangsläufig gemeinsam an der kleinen Bar des Hauses eingefunden. Es war halb zehn Uhr abends und der junge Mann hinter dem Tresen sah schon unauffällig auf seine Armbanduhr.
    »Einen Beruf, der mich interessiert und der mich gleichzeitig schnell reich macht, habe ich leider bisher nicht gefunden«, antwortete sie.
    Katrin schnaubte verächtlich durch die Nase. Sie drückte ihre Zigarette energisch im gläsernen Aschenbecher aus und blickte dann mit hochgezogenen Brauen zu Pia auf. Die Geste hatte etwas Einstudiertes. Pia vermutete, dass sie unwillige Geschäftspartnergenauso ansah, wenn sie zur Sache kommen wollte.
    »Erzählen Sie mir nichts über Geld. Ich arbeite bei einer großen Bank. Ich weiß fast alles darüber, wie Menschen auf Geld reagieren. Es kann ja sein, dass Sie sich bei Ihrer Berufswahl den finanziellen Aspekt nicht gut genug überlegt haben. Sie waren vielleicht noch zu jung und idealistisch, aber mittlerweile sollten Sie doch mitbekommen haben, wie der Hase läuft.«
    »Wie Menschen auf Geld reagieren, vorhandenes und nicht vorhandenes, das erfährt man bei der Kripo leider auch. Vielleicht sind meine Erfahrungen drastischer als Ihre?«, bemerkte Pia. Sie wunderte sich, wieso sie sich überhaupt auf eine derartige Diskussion einließ.
    »Wie werden Sie mit dem ganzen Mist überhaupt fertig, mit dem man Sie täglich konfrontiert?«, fragte Katrin Bennecke. »Zieht Sie das nicht unheimlich runter?«
    »Immerhin habe ich manchmal das Gefühl, eine Kleinigkeit verändert zu haben. Ein Stück Gerechtigkeit im Chaos.«
    »Ich kenne keine Gerechtigkeit«, sagte Katrin Bennecke daraufhin. Es klang plötzlich resigniert.
    »Wenn ich Sie recht verstehe, messen Sie dem Geld eine enorm hohe Bedeutung bei. Sie verdienen bestimmt nicht schlecht, warum wirken Sie dann so unglücklich?« Im Geiste korrigierte Pia ihre Erwartung, der Abend würde öde werden. Katrin Bennecke schien in Abwesenheit von Männern wesentlich mitteilsamer zu sein.
    »Es ist leider nie genug Geld«, sagte Katrin mit einem ironischen Lächeln. »Jede Gehaltserhöhung wird von neuen Erwartungen und Ansprüchen aufgefressen. Es macht mich aber weder glücklich noch unglücklich. Es gibt mir ein Gefühl von Sicherheit und Erfolg, wenn ich mir meine Wünsche erfüllenkann. Und wer hat die nicht? Eine schöne Wohnung, ein tolles Auto, Reisen ... Sie machen den Eindruck, als wären Sie ehrgeizig, Frau Korittki. Wenn Sie interessiert sind, kann ich Ihnen ein paar nützliche Adressen nennen. Es geht um eine Art Frauennetzwerk.«
    »Wenn ich irgendwann von der Kriminalistik die Nase voll habe, werde ich auf Sie zurückkommen«, erwiderte Pia.
    »Warten Sie nicht zu lange. Dort, wo Sie jetzt sind, sitzen Sie in einer Sackgasse fest. Sie wissen es nur noch nicht.«
    »Wie wahr«, überlegte Pia und dachte an den Stand der Ermittlungen.
    »Außerdem sollten Sie sich vor diesem Unruh in Acht nehmen. Wenn er das Gefühl hat, Sie könnten ihn überrunden, dann legt er Ihnen Steine in den Weg, größer als die Findlinge vor diesem Hotel.«
    »Was haben Sie eigentlich gestern in Ihre Tasche gesteckt, als wir Sie im Büro Ihrer Mutter getroffen haben?«, fragte Pia unvermittelt.
    Katrin Bennecke runzelte verärgert die Stirn:

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