Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Titel: Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
Vom Netzwerk:
Autoschlüssel.
    »Ach, Papa weiß gar nichts davon. Nur Mama, Sina und ich. Wir sollten es ihm nicht erzählen. Papa wird so schnell wütend. Ich glaube, Mama hatte Angst, dass Papa ihr die Schuld geben würde. Dabei konnte sie nichts dafür. Ich wollte damals nur sehen, ob ich es bis zur Insel schaffe.«
    »Streiten deine Eltern sich oft?«
    »Es geht so. Wenn ich höre, was die aus meiner Klasse erzählen. Da sind schon über die Hälfte der Eltern geschieden.«
    So viel zum friedlichen Landleben, dachte Pia. Laut sagte sie: »Wenn es so ist, muss man damit klarkommen. Ich muss jetzt losfahren, Torge.«
    »Ich hab auch zu lange gequatscht«, antwortete er lässig. Er schwang sich auf sein Fahrrad und setzte einen Fuß auf die Pedale, »tschüs, bis irgendwann mal ...«
    Pia sah ihm nachdenklich nach. Hatte er sie angesprochen, weil er etwas über den Mord an Malte Bennecke wissen wollte? Sie musste sich der Erkenntnis stellen, dass Kinder in diesem Alter ihr ein absolutes Rätsel waren.

    Agnes Kontos saß auf einer großen Holzkiste in der Sattelkammer und putzte Zaumzeug. Mechanisch rieb sie an den Lederriemen einer Trense und lauschte dabei auf die Schritte und Stimmen im Stall. Sie wartete auf Verenas Rückkehr. Die Ställe auf Rothenweide, in denen es sonst immer ausgesprochen entspannt zuging, waren heute von Unruhe erfüllt.
    Es lag daran, dass die Försters da waren. Sie verbreiteten Hektik und Nervosität, sobald sie irgendwo auftauchten.
    Marlies Förster musste nur in der Stallgasse erscheinen, schon hoben alle Pferde die Köpfe und fingen an zu scharren oder gegen die Boxenwände zu treten. Ihre schrille Stimme und ihr aufdringlicher Geruch machten jedes Lebewesen imUmkreis von 500 Metern nervös. Auch Agnes ertappte sich dabei, wie ihre Absätze rhythmisch gegen die Holzkiste klopften und sie immer wieder den Kopf hob, um die Geräusche draußen zu sondieren.
    Die Stalltür fiel ins Schloss und Agnes lauschte auf das, was folgen würde. Es war Verenas leichter Schritt und ihre angenehm dunkle Stimme, mit der sie den Pferden etwas zurief. Agnes rutschte von der Kiste herunter und schlüpfte aus der Sattelkammer.
    »Verena? Hast du einen Moment Zeit für mich?«
    »Agnes, du? Ich dachte, du würdest dich donnerstags immer mit Karla zum Lernen treffen.« Eine von Verenas angenehmen Eigenschaften war, dass sie sich für die Mädchen im Stall wirklich interessierte. Sie wusste nicht nur die vollen Namen und Adressen aller Mädchen, sondern auch über ihre Familienverhältnisse, ihre Freundschaften und Probleme Bescheid. Sie hielt sich stets mit überflüssigen Ratschlägen zurück, sondern war einfach nur aufmerksam und mitfühlend.
    »Ich wollte gleich noch zu Karla fahren«, antwortete Agnes. »Ich hätte dich nur vorher gern mal was gefragt ...«
    Verena holte Rosemont, einen jungen Hengst, aus seiner Box und begann, ihn mit kräftigen Strichen zu putzen. Agnes sank der Mut.
    »Worum geht’s denn?«
    »War die Polizei schon hier, du weißt schon, wegen der Benneckes ...?«
    »Eine Kriminalbeamtin hat mit mir gesprochen, wenn du das meinst. Haben sie dich auch ausgefragt?«
    »Ja, direkt nach der Schule. Nun weiß halb Eutin, dass ich etwas mit den Morden zu tun habe.«
    »Sie haben dich befragt, weil du fast direkt nebenan wohnst, daran ist doch nichts Ungewöhnliches«, erwiderte Verena.
    »Ich hab noch nichts über mich und Malte gesagt. Ich meine darüber, dass wir miteinander gegangen sind«, sagte sie und vermied es, Verena dabei anzusehen. Sie hörte, wie Verena unfroh auflachte und die Kardätsche so unsanft gegen Rosemonts Hals klatschte, dass er einen kleinen Satz machte.
    »Ach, Agnes. Es ist doch kein Verbrechen, wenn man mit jemandem befreundet ist. Nicht einmal für eine 16-Jährige ist es ungewöhnlich. Vielleicht solltest du es hinter dich bringen und endlich alles deiner Mutter beichten. Dann kann dir auch eine neugierige Polizeibeamtin nichts mehr anhaben ...«
    »Hast du es ihnen erzählt ... ich meine, dass du ...?« Agnes schluckte und wusste nicht mehr weiter. Bevor sie sich mit Malte einließ, war er bekanntermaßen mit Verena zusammen gewesen. Agnes wusste bis heute nicht, ob sie der Grund für die Trennung gewesen war. Dieser Punkt überschattete ihr Verhältnis zu Verena. Sie hatten nie darüber gesprochen. Agnes ahnte nur, dass Verena von ihrer Beziehung zu Malte gewusst hatte. Hatte er es ihr selber gesagt? Das war unwahrscheinlich. Aber sie war schließlich eine gute

Weitere Kostenlose Bücher