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Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Titel: Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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bemerkte Petra scharf.
    »Und weiter ...«, fragte Pia nur.
    »Am Mittwoch waren Sie und Ihr Kollege hier und sonst keiner. Außer dem Bäckerwagen, der jeden Mittwoch kommt. Donnerstag war ich beim Zahnarzt. Als ich wiederkam, erzählte Hanno mir, dass Frau Krüger kurz hier war, um sich den Schlüssel für Gädekes Ferienhaus auszuleihen, da sie ihren vergessen hatte. Sie beschwerte sich später, dass unser Schlüssel gar nicht passen würde, und brachte ihn zurück. Hanno hat ein ziemliches Theater darum gemacht.«
    »War sonst noch etwas?«
    »Am Donnerstag nicht. Gestern haben wir natürlich gehört, dass Agnes Kontos verschwunden ist und uns Sorgen gemacht.«
    »Von wem haben Sie über das Verschwinden von Agnes gehört?«
    Petra sah sie einen Augenblick irritiert an: »Von ihrer Mutter, soweit ich weiß. Hanno nahm das Gespräch entgegen. Gerlinde rief an und fragte, ob einer von uns Agnes gesehen hätte. Haben Sie schon eine Spur von ihr?«
    »Nein.«
    »Na klasse!«
    Pia konnte an ihrem Gesichtsausdruck sehen, was in ihr vorging. Ihr selbst erging es nicht viel anders, wenn sie an Agnes dachte.
    »Was geschah noch am Freitag, also gestern?«
    »Nichts, es war alles wie immer. Hanno war sauer auf mich, glaube ich. Er hat jedenfalls kaum mit mir gesprochen.«
    »Hatten Sie Streit?«
    »Wir haben uns gestritten über die Art und Weise, wie wir den Hof weiterführen werden und über Geld ganz allgemein. Hanno schnappte dann immer ziemlich schnell ein, man kann – äh ... konnte – mit ihm nicht diskutieren. Wenn ihm nicht passte, was ich gesagt habe, dann hat er sich eben in Schweigen gehüllt. So einen Tag hatten wir gestern. Ich war, glaube ich, auch nicht sehr entgegenkommend. Ich war verletzt, weil er so oft auf der Seite seines Vaters stand, nicht auf meiner. Als ich um zehn Uhr ins Bett ging, hoffte ich, er käme hinterher und wir würden uns wieder versöhnen. Wenn es nur so gewesen wäre, vielleicht wäre er dann nicht zu der Zeit im Stall gewesen als ... als es passiert ist.«
    »Was hat er um die späte Uhrzeit im Stall gemacht?«
    »Ich nehme an, er hat bis elf, halb zwölf Uhr vor dem Fernseher gesessen und ist dann wie gewohnt ›Ableuchten‹ gegangen.«
    »Was ist das?«
    »So nennen wir den letzten Kontrollgang durch die Ställe, um zu sehen, ob bei den Sauen alles in Ordnung ist. Manchmal hat eine Probleme beim Ferkeln und man muss helfen, oder eine ist krank, irgendetwas. Hanno war da sehr gewissenhaft.«
    »Sie meinen, er ging jeden Abend etwa um die gleiche Uhrzeit durch die Ställe?«, fragte Pia.
    »Ja, eigentlich fast immer. Meinen Sie, der Mörder hat das gewusst und auf Hanno ... gewartet?«
    »Möglich wäre es ...«, sagte Pia ausweichend.
    Was war einfacher, als im Stall auf Hanno Suhr zu lauern, wenn man die Gewohnheit des »Ableuchtens« kannte. Jemand, der sie nicht kannte, konnte natürlich auch das Licht im Stall gesehen haben und die Gelegenheit genutzt haben, um den Mord zu begehen. Pia war sich ziemlich sicher, dass die Tatwaffe ein Gegenstand aus dem Stall oder vom Hof war. Nichts, was der Täter mitgebracht hatte. Das deutete auf ein ziemlich spontanes Verbrechen hin, denn gewöhnlich bedient sich ein Mensch einer erfolgreich angewandten Methode gern wieder, besonders, wenn es um etwas so Gewagtes wie einen Mord geht. Wenn es sich um den gleichen Täter handelte, hätte er ja auch wieder ein Gewehr nehmen können. Dass das diesmal nicht geschehen war, konnte bedeuten, dass die zweite Tat nicht geplant war, nicht nach Plan verlief oder ein Gewehr aus bestimmten Gründen nicht zugänglich war. Außerdem natürlich auch noch die unwahrscheinliche Möglichkeit, dass die Morde nichts miteinander zu tun hatten. Ein »Trittbrettfahrer«, der den Wirbel der ersten Morde für seine Zwecke ausnutzte. Aber so viel kriminelle Energie in so einem kleinen Dorf war schwer vorstellbar.
    »Ich glaube, das Wichtigste haben wir nun besprochen«, sagte Pia und bemerkte, wie auch die Polizeibeamtin hinter ihr aufatmete.
    »Ich melde mich, sobald mir noch was einfällt«, beteuerte Petra. Ihre anfängliche Wut war etwas anderem gewichen: Resignation oder Leere ...
    Pia verließ den Raum mit dem Gefühl, die Frau mit einer ungeheuren Last zurückzulassen.

24. KAPITEL
    D er Gestank trieb Marten Unruh und seinen Kollegen von der Kriminaltechnik die Tränen in die Augen. Trotzdem starrten sie alle gebannt hinunter in den »Mistgang«. Ein Kollege von ihnen, der eine Anglerhose trug, durchwühlte

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