Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund
fegte er noch ein paar Krümel vom Tisch und stellte die Getränke in Reichweite. Pia beobachtete ihn amüsiert.
»Wir sollten jetzt alles, was wir haben, noch einmal durchgehen. Irgendetwas müssen wir bisher übersehen haben. Ich habe das Gefühl, dass wir schon viele Fakten kennen, aber sie noch nicht richtig gedeutet haben ...«, sagte sie.
»Von mir aus. Ich streite mit Frauen prinzipiell nicht über Gefühle. Fang an ...«
Entgegen seinen gleichgültigen Worten nahm er eine konzentrierte Haltung ein.
Pia fasste den bisherigen Ermittlungsstand zusammen. Sie begann mit der Begehung des Tatortes und den Erkenntnissen, die sie selbst und die Leute vom K6 dort gesammelt hatten. Anschließend versuchte sie eine Charakterisierung der drei Opfer und stellte sie in Beziehung zu ihren Nachbarn und Bekannten. Bei Gerlinde und Dimitri Kontos herrschte noch relative Einigkeit zwischen Pia und Marten.
Dann kamen sie zu Agnes Kontos.
Marten beharrte weiterhin auf dem Standpunkt, dass Agnes nur ausgerissen sei und von allein wieder auftauchen würde. Pia hielt dem das gefundene Fahrrad entgegen und die vermuteteBeziehung zu Malte Bennecke. Marten forderte stur und unnachgiebig Beweise für das Verhältnis zwischen Agnes Kontos und Malte Bennecke. Sie knabberten beide eine Weile an den Fakten herum, einigten sich aber dann darauf, die Suche nach Agnes zu verschärfen, um Klarheit zu bekommen.
Außerdem musste Dimitri Kontos’ Alibi überprüft werden. Es hatte sich herausgestellt, dass er sich zum Zeitpunkt der Morde in Deutschland aufgehalten hatte.
Als sie auf das Ehepaar Rohwer zu sprechen kamen, musste Pia ihr Versäumnis eingestehen und endlich von den Drohbriefen berichten, die Katrin angeblich im Schreibtisch ihrer Mutter gefunden hatte. Sie holte die Tüte mit den Briefen hervor, und Marten las sie aufmerksam.
»Das hättest du mir gleich zeigen müssen.«
»Hältst du die für relevant?«
»Wenn du wissen willst, ob ich die Rohwers nun für die Täter halte: nein. Aber interessant sind diese Beschuldigungen trotzdem.«
»Sie haben ein sehr starkes Motiv.«
»Ich glaube, du lässt diese Geschichte mit dem verunglückten Kind viel zu nah an dich ran, um noch objektiv zu bleiben.«
»Ich bin nur realistisch. Bettina Rohwer macht den Eindruck, als stehe sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Sie ist zu allem fähig«, antwortete Pia gereizt.
»Im Affekt vielleicht. Wir suchen aber einen kaltblütigen Mörder. Jemanden wie Katrin Bennecke.«
»Katrin Bennecke passt hier überhaupt nicht ins Bild«, entgegnete Pia, »die Wahl des Tatortes, der Waffe, die ganze Vorgehensweise passen nicht zu einer Frau, die mitten in Frankfurt lebt.«
»Letzten Endes geht es doch immer um die Frage: Wer bekommtdie Kohle? Ich habe mich über die testamentarischen Verfügungen der Benneckes informiert. Hier geht es um Grundbesitz in nicht zu knappem Umfang und einen gut gehenden Betrieb. Katrin Bennecke ist die Alleinerbin. Sie kassiert ab, wenn der ganze Zauber hier vorbei ist.«
»Deshalb ist sie noch nicht zwingend unsere Täterin.«
»Nein, aber wir dürfen sie auch nicht unterschätzen. Sie hat ihre Familie gehasst. Stell dir vor, Katrin Bennecke hat finanzielle Probleme, richtige Probleme. Und angenommen, sie kennt ein paar Leute, die welche kennen, die für Geld so einen Job übernehmen. Nach Grevendorf fahren, drei Menschen mit einem Jagdgewehr erschießen und wieder abhauen. Es sollte so aussehen, als ob es einer von hier gewesen wäre.«
»Vor ein paar Stunden hätte ich dir vielleicht noch zugestimmt. Aber nun, wo wir davon ausgehen, dass die Tatwaffe den Gädekes gehört, hat sich das wohl erledigt.«
»Das sind doch bisher alles nur Vermutungen.«
Pia ärgerte sich. Gleichzeitig musste sie sich eingestehen, dass in diesem Fall bisher nichts wirklich sicher war.
Marten fuhr fort: »Ich gebe zu, dass mich der Mord an Hanno Suhr erst aus dem Konzept gebracht hat. Aber wenn sie sich in die Enge getrieben fühlte, dadurch, dass ihr Hanno Suhr während des Schlüsseltausches über den Weg lief ...«
Pia schüttelte den Kopf. »Es passt nicht. Wenn Katrin Bennecke die Morde in Auftrag gegeben hat, ist die Geschichte mit dem Schlüssel und dem Ferienhaus irrelevant.«
»Mist! Aber auch ein Auftragsmörder könnte sich die Waffe bei den Gädekes besorgt haben ...«
Pia schwieg. Marten legte sich die Fakten so zurecht, wie es ihm in den Kram passte. Sie jedoch sperrte sich dagegen, in Katrin Bennecke die Mörderin
Weitere Kostenlose Bücher