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Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Titel: Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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zu sehen.
    Schließlich einigten sie sich darauf, nochmals Katrin BenneckesKontakte in Frankfurt und auch in Grevendorf und Umgebung zu überprüfen.
    Dann fuhren sie mit den Suhrs fort, bei denen sie sich diesmal einig waren. Ihr Motiv hatte sich mit Hanno Suhrs Tod zerschlagen, denn er wäre ja der eigentliche Nutznießer gewesen.
    Als sie sich mit Rothenweide als nächstem Nachbarn beschäftigten, mussten sie leider feststellen, dass sie noch nicht so weit waren, wie es nötig gewesen wäre. Marten hatte sich in die Försters verbissen und in Hamburg diverse Nachforschungen in Gang gesetzt, die sich mit Försters Geschäftspartnern, Freunden und sonstigen Beziehungen beschäftigten. Pia beharrte darauf, auch Verena Lange, Jens Petersen und Verenas Freund Klaus Biel in die engere Wahl einzubeziehen. Bei allen kamen Motive wie Eifersucht und Betrug in Betracht, bei allem wäre Malte Bennecke der Auslöser gewesen. Ob nun Jens Petersen, heimlich verliebt in Verena, seinen Nebenbuhler aus dem Weg geräumt hatte, Klaus Biel von einer Affäre seiner Freundin Wind bekommen hatte oder Verena selbst die Kontrolle über die Beziehung zu ihrem jugendlichen Lover verloren hatte. Die drei hatten in enger, persönlicher Beziehung zu einem der Opfer gestanden.
    Marten weigerte sich jedoch, Pias Gedankengang auch nur nachzuvollziehen. Für ihn war der ermordete Malte Bennecke nicht mehr als ein 22-jähriger Junge, von dem keine großen Gefahren und Leidenschaften ausgehen konnten. Die Gefühle, die er in gewissen Frauen, allen voran Verena und Agnes, ausgelöst hatte, nahm Marten mit einer gewissen Arroganz einfach nicht zur Kenntnis.
    Die letzte Möglichkeit, auf die Marten abschließend hinwies, war die des »großen Unbekannten«. Einer Person, die bisher noch gar nicht in Erscheinung getreten war. Es konnte noch Verbindungen und Kontakte im Leben der Opfer gegebenhaben, von denen sie bisher nicht einmal wussten. Letzten Endes ließ sich auch die unheimliche Vorstellung eines Wahnsinnigen, der ohne nachvollziehbares Motiv mordete, nicht ganz ausschließen. Sollte das der Fall sein, hätten sie quasi die ganzen bisherigen Ermittlungen in den Sand gesetzt und konnten von vorn beginnen.
    Das Gespräch verstummte. Sie hatten gemeinsam zwei Flaschen Weißwein geleert. Die Luft im Konferenzraum war jetzt so sauerstoffarm und stickig wie in einem Wohnwagen, nachdem eine Großfamilie darin übernachtet hat. Marten rieb sich die Stirn, als hätte er Kopfschmerzen.
    »Lass uns Schluss machen. Heute Abend können wir sowieso nicht mehr denken«, meinte er abschließend. Er verstaute seine Unterlagen in einem Aktenkoffer, den er sorgfältig verschloss. Pia sah auf ihre Uhr. Es war halb zwölf Uhr.

27. KAPITEL
    A ls Pia den Konferenzraum verließ, hatte sie das Gefühl, dass der Fußboden unter ihr schwankte. Die Hauptbeleuchtung in den Gängen war ausgeschaltet. Die kleinen Orientierungslichter, die in Höhe der Fußgelenke installiert waren, ließen den Fußboden wellenartig aussehen. Eine fast perfekte Illusion von Bewegung auf dem graublauen Veloursteppich.
    Während sie den langen Flur hinunterging, ließ Pia die Fingerkuppen ihrer rechten Hand über die Strukturtapete der Wand streichen. Das gab ihr ein Gefühl von Halt.
    Sie zählte nach, wie viel Wein sie getrunken hatte, aber es waren nur drei oder vier Gläser gewesen. Der Schlafmangel und die Anspannung des Tages spielten ihrer Wahrnehmungsfähigkeitjetzt Streiche. Sie versuchte, sich möglichst geradlinig in Richtung Treppe zu bewegen, denn Marten hatte hinter ihr die Tür zum Konferenzraum verschlossen und folgte ihr auf dem Weg zu den Hotelzimmern. Zügig stieg sie die zwei Treppen hinauf, den Lauf des Treppengeländers unter ihrer flachen Hand entlanglaufen lassend wie eine Schiene. Oben, im dunklen Korridor, war die Atmosphäre dumpf und beengt durch muffige Teppichböden und textile Wandbespannungen. Sie musste sich nach links wenden. Martens Zimmer lag, soviel sie wusste, rechts von der Treppe.
    Pia zuckte leicht zusammen, als er plötzlich hinter ihr stand, während sie versuchte, das Zimmer aufzuschließen.
    »Hier, du hast was vergessen«, sagte er und hielt ihr ihre Mappe mit ein paar Unterlagen hin.
    »Danke. Es ist aber nichts Wichtiges drin«, antwortete sie beiläufig. Etwas an seinem Blick irritierte Pia. Sie wendete sich ab und beschäftigte sich wieder demonstrativ mit dem Schlüssel. Die Tür sprang auf.
    »Also dann, bis morgen ...«, sagte sie und trat ein.

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