Kalter Mond
Haustür sprang undmit diesem Sprechgesang anfing wie in der Nacht mit dem Schwein.
Die Hauptlagerhütte roch anders als die anderen Hütten. Sie war aus Beton und roch zunächst mal nach Keller. Selbst die Fenster waren mit Betonsteinen zugemauert. Sie sollte wie ein Geräteschuppen aussehen. Sie hatten einen Rechen, einen Rasenmäher, zwei Eimer darin. In der hinteren Ecke stand ein Zementsack offen an der Wand. Nichts, was das Interesse des Gelegenheitsdiebs erregt hätte.
Kevin ging zielstrebig zu den Zementsäcken hinüber und griff hinein. Es war mehr Stoff darin als erwartet. Red Bear musste etwas dazugetan haben, ohne es zu sagen, denn jetzt waren dort drei Tüten mit je einer Unze Heroin, und das hätte Kevin unmöglich vergessen können. Es war eine glänzende Gelegenheit. Und wenn ich nun alle drei Tüten nehme? Mich auf der Stelle absetze und das Zeug unten in Toronto verkaufe? Mir ein bisschen nebenbei verdiene, mir einen Schuss extra genehmige, um durch die Übergangsphase zu kommen?
Jetzt schnapp nicht über, mahnte er sich. Deck nur das Wochenende ab. Er öffnete alle drei Beutel und nahm einen Teelöffel aus jedem. Na wenn schon, er nahm einen mehr, nur für alle Fälle. Dann zog er das Döschen mit Maisstärke heraus, das er mitgebracht hatte, und gab je einen Löffel davon in die Beutel. Anschließend verschloss er sie wieder, schüttelte, um das Pulver zu vermischen, und legte sie in den Zementsack zurück.
Ein Geräusch in seinem Rücken.
Kevin wirbelte herum, Red Bear stand hinter ihm, eine Mistgabel auf seinen Rücken gerichtet.
»Gott, Mann«, sagte Kevin. »Hast du mir einen Schrecken eingejagt. Ich hatte das Gefühl, ich hätte jemanden hier in der Vorratshütte gehört, und wollte nachsehen –«
Red Bear lächelte.
»Woher hast du den Schlüssel, Kevin?«
»Den Schlüssel? Ach so, das sind Leons Schlüssel. Ich bin rüber, um ihn zu wecken, aber sie steckten in seiner Tür. Er muss wohl betrunken ins Bett gegangen sein oder so. Ich bekam ihn nicht wach.«
»Nein, als ich ihm gute Nacht gesagt habe, war er ganz nüchtern.«
Kevin zuckte die Achseln. »Ach so, na jedenfalls. Ist noch alles da, scheint nichts zu fehlen.«
»Ich könnte dir den Hals mit dieser Mistgabel aufspießen und zusehen, wie du in deinem eigenen Blut ertrinkst.«
»Oh Mann, das willst du doch wohl nicht.«
»Da irrst du, Kevin, und ob ich das will. Sehr sogar. Aber ich werde mich beherrschen.«
»Okay, cool«, sagte Kevin. »Vielleicht sollte ich einfach verschwinden, heh?«
»Es gibt einen anderen Grund, weshalb ich mich beherrschen werde: Es ist Zeit für ein weiteres Opfer.«
»Oh nein, ich glaube, das wird nicht nötig sein, Mann. Ich verschwinde jetzt einfach, okay?«
»Du wirst dieses Opfer sein, Kevin. Dann weiß ich sicher, dass du für uns arbeitest. Nicht gegen uns. Du wirst fest auf unserer Seite stehen. Genau wie Wombat Guthrie.«
Kevin rannte los. Red Bear machte einen Satz hinter ihm her, zielte mit der Mistgabel, und Kevin fühlte einen glühenden Schmerz in seiner Seite. Trotzdem schaffte er es zur Tür hinaus. Er wollte gerade von den Eingangsstufen springen, als etwas auf seinen Hinterkopf traf und er im nächsten Moment nur noch Sand im Mund hatte und alles schwarz um ihn wurde, als wäre der Welt eine Sicherung durchgebrannt.
39
D as Frauenhaus war immerhin besser als das Krankenhaus, fand Terri. Zum einen war es ein Wohnhaus – und noch dazu von alter Pracht. Die Leute, die es früher einmal bewohnt hatten, mussten wohlhabend gewesen sein. Vielleicht ein Eisenbahnmagnat. Das Haus stand auf einem großen Eckgrundstück an der Station Street, und Detective Cardinal war auf dem Weg dorthin an einem verkohlten, verbarrikadierten Bahnhofsgebäude vorbeigefahren. Den vielen Zimmern nach hatte der Magnat zehn Kinder gehabt, und Terri empfand Mitleid mit seiner viktorianischen Frau, die zweifellos ihr ganzes Leben als seine Sklavin gearbeitet hatte, bevor sie im Kindbett Nummer elf ihr Leben ließ.
Ned Fellows, der Kerl, der die Einrichtung leitete, war auch gar nicht mal so schlimm – ein ehemaliger Priester, erfuhr sie von einer der anderen Bewohnerinnen, aber er hatte nichts Frömmelndes, keine salbungsvolle Art. Er war schlicht ein hagerer Mann im mittleren Alter mit schütterem Haar und einem freundlichen Lächeln. Er hatte sie mit minimalen Formalitäten aufgenommen und ihre Angaben in einen Computer eingegeben, um den herum sich psychologische Fachzeitschriften
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