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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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darin nichts als Verzweiflung. »Sicher ist es irgendwann vorbei. Und dann kommt es direkt wieder. Wie ist es dann ›vorbei‹? Das wüsste ich gerne, John. Wie ist es dann vorbei?«
    »Du hast hier Leute, die dir helfen wollen, Liebling. Sie versuchen es mit diesem Lamotrigine, und sie haben jeden Grund zu der Annahme, dass es besser anschlägt als Lithium. Es soll bei Leuten mit deinem Profil besonders wirksam sein. Sie sind sehr optimistisch.«
    Catherine ließ wieder den Kopf hängen und drehte ihn dabei leicht hin und her – ein stummes Nein. Falls man diese Krankheit, zumindest in ihrer depressiven Phase, irgendwie zusammenfassen konnte, dann in diesem Wort mit vier Buchstaben, in dem sich die ganze Hoffnungslosigkeit des Universums zu konzentrieren schien.
    In diesem Zustand klang für sie jeder heitere Ton nur hohl, jede hoffnungsvolle Bemerkung verdächtig, jeder Ausdruck von Zärtlichkeit verlogen. Doch Cardinal konnte nicht aus seiner Haut. »Catherine, ich weiß, es ist schwer. Ich weiß, es ist zu viel. Aber versuch bitte nicht zu vergessen, dass der Grund, weshalb du dich so fühlst, nichts mit der Realität zu tun hat. Es liegt nur an einer chemischen Störung, dass dir so elend ist, dass dir die ganze Welt hässlich erscheint, aber das vergeht. Du wirst dich besser fühlen, versprochen.«
    Jetzt weinte sie. Nicht die tiefen Schluchzer, die Erleichterungbringen, sondern nur die herausgepressten Tränen der Verbitterung. Der Teil von ihm, der immer noch betete, flehte jetzt darum, diese Qual auf sich nehmen zu können. Er würde sie für den Rest seines Lebens ertragen, wenn er sie Catherine damit ersparen konnte.
     
    Als er ins Großraumbüro zurückkam, zog Cardinal den Vi-CLAS-Bericht unter einem Stapel Papiere hervor und sah sich die Seite mit der Zusammenfassung noch einmal genau an. Die Suche hatte hinsichtlich des Modus Operandi kein Ergebnis gezeitigt, es gab keinerlei Querverbindungen. Das hieß, sie hatten es mit einem Mörder zu tun, der zum ersten Mal in seinem Leben jemandem Kopf und Hände abschnitt und zwei Leute erschoss. Und wahrscheinlich derzeit Terri Tait in seiner Gewalt hatte.
    Er rief bei Jack Whaley in der OPP-Abteilung für Verhaltensforschung an. »Jack, hier spricht John Cardinal. Ich komme immer wieder auf den ViCLAS-Bericht zurück, den Sie uns übergeben haben.«
    »Ihr toter Biker. Negativ, soweit ich mich entsinne. Keinerlei Treffer.«
    »Stimmt. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es für diesen Mörder das erste Mal ist. Wenn man bedenkt, dass er dem Opfer bei lebendigem Leib die Extremitäten abtrennt. Der Tatort war zu sorgfältig vorbereitet. Der Kerl hatte seine magischen Zeichen an den Wänden, er hatte die richtigen Messer, um Knochen und Bänder durchzuschneiden, er hatte etwas dabei, um die Gliedmaßen darin wegzutragen, und etwas, um darin das Blut aufzufangen. Das war kein Mord im Affekt.«
    »Okay, ich hab Ihren Fall auf dem Monitor. Keine Treffer.«
    »Und haben Sie unter MO die fehlenden Extremitäten, einschließlich des Kopfs?«
    »Ja.«
    »Und Sie haben die Hieroglyphen an der Wand?«
    »So ist es.«
    »Und das ist der Bericht, den Sie uns geschickt haben, ja? Negativ auf der ganzen Linie.«
    »Das ist richtig.«
    »Was ist passiert, als Sie es ohne die Hieroglyphen eingegeben haben?«
    »Ich weiß nicht. Haben wir das überhaupt?«
    »Ken Szelagy hatte beantragt, es noch mal durchlaufen zu lassen, falls das Ergebnis beim ersten Mal negativ ist, und dann ohne die Hieroglyphen.«
    »Wo finde ich die Anweisung?«
    »Direkt auf dem Antragsformular«, sagte Cardinal, während er die Mappe durchblätterte. »In der Rubrik ›Bemerkungen‹.«
    »Ach so, ja, ich hab’s. Aber wir haben hier ein Problem, John.«
    »Schießen Sie los.«
    »Eine von diesen typischen ViCLAS-Störungen. Das Programm packt keine Suchmodi mit ›und/oder‹. Hier läuft alles streng mit ›und‹.«
    »Sie machen Witze. Wir haben es doch wohl mit einem Computer zu tun?«
    »Ja. Die Software ist auch ziemlich neu. Sie sind noch dabei, die Fehler auszubügeln. Jeder weiß, dass wir die Und/oderMöglichkeit brauchen, sie haben das nur noch nicht ausgetüftelt. Sie versprechen, dass es bald so weit ist. Die nächste Software-Generation.«
    »Ich kann nicht glauben, dass der Durchlauf nie stattgefunden hat, Jack. Hier rennt ein Irrer frei herum, und er hält mindestens eine Person gefangen – oder Schlimmeres.« Cardinal seufzte. Für den Gesetzesvollzug waren

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