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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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mit ihr? Was hast du ihr gegeben?«
    »Bisschen Seconal, damit sie Ruhe gibt.«
    »Leon, bitte. Terri hat in ihrem ganzen Leben noch keinem was getan. Wieso machst du das?«
    »Anordnung vom Boss«, sagte Leon. »Im Unterschied zu dir weiß ich, was ich tue.«
    Leon kam herüber und hockte sich vor Kevin hin.
    »Ach, Mann. Red Bears Stoff zu klauen. Wie doof kann man sein?«
    »Ich war einfach zugedröhnt, Leon. Wie sonst könnte ich so was machen? Hör zu, hilf uns hier raus. Red Bear bringt uns um.«
    »Das ist noch das Wenigste, würde ich mal sagen.«
    »Komm schon, Leon, wie kannst du zu ihm halten?«
    »So ist es nun mal, Bruder. Red Bear und ich kommen auf Anhieb klar. Er hat mir ein paar Sachen gezeigt. Ein paar Türen geöffnet. Er ist ein mächtiger Hexer, und du bist ihm in die Quere gekommen. Nicht besonders clever.«
    »Leon, ich hab gedacht, wir sind Freunde, Mann.«
    »Hast du das?« Leon legte den Kopf schief. »So weit war das mit deiner Freundschaft ja wohl nicht her. Ich hatte sogar das unbestimmte Gefühl, dass du mich verachtest. Du mit deinen Scheißgedichten und all dem Quatsch.«
    »Hab ich nicht, Gott, Mann. Du weißt, was Red Bear mit uns machen wird?«
    Leon stand auf und räkelte sich.
    »Wird ’n bisschen von dieser ehrwürdigen Indianermagie anwenden. Dafür sorgen, dass ihr
für
uns arbeitet.«
    Taub für Kevins Betteln, war Leon danach gegangen. Seitdem hatte Kevin sich die Handgelenke aufgerieben.
    Er knuffte Terri mit den Knien in die Schulter, diesmal etwas fester.
    Sie stöhnte, und ihre Augenlider bewegten sich.
    »Terri, wach auf. Terri, wach endlich auf.«

52
     
    D as Fax mit dem Foto kam einen Tag später kurz vor Mittag herein; Delorme nahm es entgegen.
    Auf dem Bild war ein junger Mann, vielleicht dreißig, einunddreißig, mit einem schmalen, habichtartigen Gesicht. Die hohen Wangenknochen verliehen ihm ein vage indianisches Aussehen. Sein starrer Blick in die Kamera gab nichts preis.
Rat mal
, schien er zu sagen,
rat mal, wozu ich fähig bin
.
    Unter dem Bild stand »Raymond Beltran«. Eine Zeile tiefer das Datum der Fotografie. Sie war vor fast zwei Jahren entstanden, als er wegen unerlaubten Waffenbesitzes festgenommen wurde. Er schien nicht allzu besorgt wegen der Konsequenzen.
    Delorme ließ es im Großraumbüro herumgehen – bei McLeod, Szelagy, den Jungs von der Spurensicherung, Arsenault und Collingwood. Keiner von ihnen erkannte Raymond Beltran wieder. Sie fuhr zu Corporal Cleggs Büro hinüber.
     
    »Sie müssen sich hier wohl fühlen«, sagte sie, »wenn Sie nicht mal am Wochenende nach Hause gehen.«
    Clegg war gerade dabei, Dokumente in den Reißwolf zu geben. Er grinste sie über die Schulter hinweg an.
    »Da ich und die Frau frisch getrennt sind, hab ich es nicht gar so eilig damit, nach Hause zu kommen, verstehen Sie? Ich sehe keinen Ring. Sind Sie verheiratet?«
    »Nein.«
    »Schon mal gewesen?«
    »Nein. Ich wollte Ihnen was zeigen.«
    Delorme wühlte in ihrer Mappe.
    »Vielleicht könnten Sie und ich ja mal essen gehen. Nachdem Sie den Fall gelöst haben natürlich.«
    »Danke. Aber ich gehe grundsätzlich mit keinem Kollegen aus.«
    »Macht’s nicht gerade leicht, Leute kennen zu lernen, finden Sie nicht?«
    »Na ja«, räumte Delorme ein. »Stimmt schon. Hören Sie. Wir müssen unbedingt diesen Kerl hier finden.« Sie reichte ihm das Foto.
    »Raymond Beltran«, las Clegg. »Latino, ja?«
    »Er ist Kubaner. Kubanischer Abstammung jedenfalls. In Toronto aufgewachsen. Aber er hat auch einige Zeit in Miami gelebt. Wo er übrigens dreier Morde verdächtigt wird, die dem an Wombat ziemlich ähnlich sind.«
    »Sie machen Witze. Er hat sie zerstückelt?«
    Delorme nickte. »Und er hat damit nicht gewartet, bis sie tot sind.«
    »Das ist nicht nett. Überhaupt nicht nett.«
    »Können Sie uns weiterhelfen? Sind Sie dem Kerl schon mal begegnet? Falls er der Mörder von Wombat ist, steckt er vermutlich tief im Drogengeschäft.«
    Clegg schnippte das Foto herum, dann zurück.
    »Ist schon ein bisschen alt«, sagte er. »Die Leute können ihr Erscheinungsbild natürlich verändern, wenn sie wollen.«
    »Sicher, aber es ist ein markantes Gesicht – die Augen, die Wangenknochen. Vielleicht kann ich mal Ihre Dateien durchsehen, mir ein paar von Ihren Visagen anschauen?«
    »Ich hab hier keine Visagen«, sagte Clegg. »Das ist alles in Sudbury.«
    Delorme warf einen Blick auf den verbeulten Aktenschrank am Fenster.
    »Nur Papierkram drin«, sagte Clegg.
    »Muss

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