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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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ihr herstellen. Vielleicht treffen wir uns dann hinterher im Stationszimmer? Einfach den Flur entlang, hinter ihrem Zimmer rechts. Ich möchte Ihnen was zeigen.«
     
    Cardinal und Delorme gingen den Flur entlang. Vor der Tür des Mädchens stand ein Polizist namens Quigley. Cardinalwollte einfach mit einem stummen Kopfnicken an ihm vorbei, doch Quigley war offensichtlich froh, Gesellschaft zu bekommen.
    »Bis jetzt hat sie noch keinen Besuch gehabt, abgesehen von Dr. Paley. Aber ich glaube, es geht ihr schon ein bisschen besser.«
    »Ist sie mal aus ihrem Zimmer gekommen?«
    »Nö. Aber sie lassen die meiste Zeit die Tür offen. Ich sehe, wie sie aufsteht und aus dem Fenster starrt. Was soll ich machen, wenn sie sich einfallen lässt, umherzuwandern, andere Patienten zu besuchen?«
    »Halten Sie ein wachsames Auge auf jeden, mit dem sie Kontakt hat. Und achten Sie vor allem auf Besucher von außen. Niemand darf zu ihr rein, bevor er nicht zuerst mit mir oder Delorme gesprochen hat. Derjenige soll genau hier warten. Wer auf irgendwie verdächtige Weise hier rumschleicht, wird bitte von Ihnen überprüft und uns sofort gemeldet.«
    »Geht klar«, sagte Quigley. »Scheint recht nett zu sein, die Kleine.«
    Sie wirkte klein und zerbrechlich, wie sie dort auf dem Kissen lag. Ihr Haar war gegen das Weiß des Betts ein lodernder Flammenring, und ihre Haut hob sich, von den Sommersprossen abgesehen, kaum vom Weiß der Wäsche ab. Der Verband an ihrer Schläfe war nur mehr eine kleine, helle Markierung. Sie starrte Cardinal an, und es war offensichtlich, dass sie ihn nicht im Mindesten wiedererkannte, worauf er gefasst gewesen war, aber dennoch irritiert reagierte.
    »Wir haben uns vor ein paar Tagen kennen gelernt«, sagte er. »Ich bin Detective Cardinal. Aber ich bringe Ihnen noch jemand mit, die Sie noch nicht kennen – meine Partnerin Lise Delorme.«
    Das Mädchen lächelte schüchtern, als Delorme ihr die Hand schüttelte.
    Es trat eine Pause ein, und Cardinal wurde bewusst, dass er in einer schwierigen Lage war. Wenn er ihr keine Fragen in Verbindung mit ihrer Verletzung stellen durfte, dann wusste er nicht so recht, was er überhaupt hier zu suchen hatte.
    »Wie geht’s nach der Operation Ihrem Kopf?«, fragte Delorme. »Sie müssen ziemlich üble Kopfschmerzen haben.«
    »Meinem Kopf?« Das Mädchen fasste sich mit einer fahrigen Bewegung ins Haar und betastete das Pflaster. »Ist eigentlich gar nicht so schlimm.« Sie zog die Nase kraus.
    »Wenn’s Ihnen besser geht, kann ich Sie vielleicht mal zu einem guten Friseur mitnehmen. Mal sehen, was die mit der rasierten Stelle machen können.«
    »Das wäre nett. Wie hießen Sie noch gleich?«
    »Lise.«
    »Lise.«
    Die junge Frau blickte aus dem Fenster. Am Fuß des Hangs rollte gerade ein mit Öltanks beladener Zug gemächlich an der Schule vorbei.
    »Wissen Sie, was ich nicht begreife? Ich begreife nicht, wieso ich mich an einige Dinge erinnere und an andere nicht. Wieso weiß ich, was ein Friseur macht, aber nicht, wie ich heiße? Wieso kann ich sprechen, mir die Schnürsenkel zubinden, aber nicht sagen, wo ich herkomme? Wieso kann ich mich an keinen Menschen erinnern, den ich kenne?«
    »Das müssen Sie Dr. Paley fragen«, sagte Cardinal. Die Irritation in ihrer Stimme war ihm nicht entgangen. Der emotionale Temperaturanstieg, wie gering auch immer, war ein gutes Zeichen.
    »Ich hab Angst, irgendjemanden irgendetwas zu fragen«, sagte sie. »Ich fürchte, ich hab sie dasselbe schon zehnmal gefragt, und sie können es nicht mehr hören.«
    »Da machen Sie sich mal keine Sorgen«, sagte Delorme. »Dr. Paley will Ihnen helfen, und wir auch.«
    »Am liebsten möchte ich hier verschwinden. Es ist langweilig, den ganzen Tag im Bett rumzuliegen.«
    »Es wäre vorerst noch riskant, wenn Sie rausgehen würden. Es könnte immerhin sein, dass derjenige Sie sieht, der versucht hat, Sie umzubringen.«
    »Jemand hat auf mich geschossen, das vergesse ich immer wieder.«
    Cardinal und Delorme sahen sich an.
    »Ich komm mir nicht wie jemand vor, den man umbringen will. Wäre es nicht möglich, dass es nur ein Unfall war?«
    Cardinal schüttelte den Kopf. »Der Schuss ist aus nächster Nähe abgegeben worden. Wenn es ein Unfall war, wieso hat dann niemand Hilfe geholt?«
    Die bleichen Finger strichen fahrig über den Verband. »Ich kann mir einfach nicht …« Sie brachte den Satz nicht zu Ende, und die grünen Augen füllten sich mit Tränen.
    »Sehen Sie es mal so«, sagte

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