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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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»Ich sehe eine Menge seltsame Formen in deiner Umgebung. Wie ein T. Diese Dame in deinem Leben, heißt sie zufällig Tammy? Oder so was in der Art?«
    »Es gibt jemanden namens Terri«, sagte Kevin. »Aber sie ist nicht meine Lady.«
    »Tatsächlich? Ich sehe da aber eine starke Verbundenheit.« Red Bear trank seine Limonade aus und stand auf. Irgendwie brachte er es fertig, Limonade zu trinken und es so aussehen zu lassen, als wäre es Bourbon. Er machte dem schwarzen BMW, der auf der anderen Straßenseite stand, Zeichen, und der Wagen fuhr an, wendete und hielt direkt vor dem Café.
    »Falls wir uns mal wieder über den Weg laufen, mein Freund, rätst du mir vielleicht, wie du dieses viele Geld verdienen willst.«
    »Sie sind derjenige, der in die Zukunft sieht. Verraten Sie es mir.«
    Red Bear hatte gegrinst – Zähne wie ein Filmstar – und die Wagentür geöffnet.
    Kevin rieb sich den juckenden Stich am Hals und starrte zum rauen Holz der Decke hinauf. Er hörte einen zweiten Wagen, dann laute Stimmen. Das musste Leon sein, der aus der Stadt zurückkam; machte immer eine Menge Lärm, wenn er auf der Bildfläche erschien. Er würde jeden Moment bei Kevin anklopfen, um ein bisschen zu quatschen. Ziemliche Quasselstrippe, Leon, und für Kevins Geschmack zu schnell mit der Faust. Und was er zu sagen hatte, wurde, seit sie bei Red Bear angeheuert hatten, ein bisschen seltsam, unheimlich sogar.
    Auch wenn Kevin nicht an Astrologie oder Kartenlesen oder all das andere übersinnliche Geschwafel glaubte, war Red Bear in ein paar Punkten der Wahrheit immerhin so nahegekommen, dass er ein leise mulmiges Gefühl in der Magengegend spürte. Und obwohl Red Bear ihn ziemlich gut behandelte, war dieses mulmige Gefühl seitdem nie gewichen; es hielt sich beharrlich wie ein leichtes Fieber.
    Bevor Red Bear auf der Bildfläche erschien, waren sie als Vierer-Gang durch die Gegend gezogen. Kanga war vermeintlich ihr Anführer gewesen – im Wesentlichen, weil er den einzigen Wagen besaß, dem zuzutrauen war, dass er die Fahrt nach Toronto runter, um neuen Stoff zu holen, tatsächlich schaffte und auch wieder zurück. Kanga war ein echter Kiffer, der das Zeug den ganzen Tag lang rauchte. Einmal hatte er Kevin gesagt, er sei nur ins Dealen eingestiegen, um sich seinen eigenen Konsum leisten zu können. Dabei versuchte er, seine Abhängigkeit vom Gras mit diszipliniertem Kraft-training auszugleichen, doch Kevin hegte den Verdacht, dass er die Gewichte nur hob, weil er auf diese Weise mal still sitzen musste. Kanga war Optimist, ein hoffnungslos liebenswürdiger Anführer – wenn man einen Kerl, der keinen Zentimeter Bodenhaftung hat, überhaupt als Anführer bezeichnen konnte. Er war drahtig und adrett und ließ sich über die Zukunft keine grauen Haare wachsen.
    Leon Rutkowski war ehemaliger Speedfreak mit einem bekanntermaßen unberechenbaren Temperament. Abgesehen von der Sache im Chinook, war Kevin nie persönlich dabei gewesen, aber er hatte das eine oder andere gehört: eine Geschichte mit einem Mann, den er krankenhausreif geschlagen hatte, eine andere mit einem Baseballschläger. Leon ging es nur darum, einen Haufen Kohle zu machen. Kanga hatte mal gesagt, er wäre nie in den Heroinhandel eingestiegen, hätte Leon ihn nicht so damit genervt. Als Kevin dazustieß, waren sie längst dabei. Leon war drahtig, wenn man von seinem Schmerbauch absah, der ihm über den Jeansgürtel hing, weil er so gerne Fastfood aß. Kevin wusste zwar nicht, wieso, aberLeon schien viel ruhiger zu sein, seit Red Bear ihren Weg gekreuzt hatte, und auch gesünder, weil er offenbar mehr auf seine Ernährung achtete. Und er jammerte nicht mehr darüber, dass er keine Gelegenheit zum Ficken hatte. Red Bear brachte immer mal wieder Puppen aus Toronto mit, Nutten zweifellos, und teilte sie sich mit Leon.
    Und dann Toof. Eigentlich hieß er Morris Tilley, aber alle nannten ihn Toof – wegen des überzähligen Schneidezahns, der sich vor seine übrigen schiefen Beißer schob. Das und sein flatteriges Haar und die Art, wie er den Kopf hängen ließ, erinnerten irgendwie an einen Hund, was zu ihm passte, da er tatsächlich eher so etwas wie ein Maskottchen als ein richtiges Mitglied der Gruppe war. Toof redete ebenfalls viel, wenn der Tag lang war, und da er ein hoffnungsloser Kiffer war, ergab das, was er sagte, nicht immer Sinn. Und er hatte ein Talent, sich zu verirren – eine Kunst in einem Nest wie Algonquin Bay –, doch Toof schien das innere

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