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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Ortungsgerät abhanden gekommen zu sein, das die meisten Menschen in die Lage versetzt, morgens von zu Hause loszugehen und mit einiger Wahrscheinlichkeit abends wieder zurückzufinden.
    Red Bear war am Tiefpunkt ihres Lebens aufgekreuzt. Die Viking Riders waren aggressiver geworden, hatten ihre Vorherrschaft auf dem gesamten nördlichen Territorium ausgebaut. Urplötzlich schienen sie den Stoff tonnenweise zu verhökern, und der nette kleine Kanga mit seinen Jungs konnte absolut nichts dagegen tun. Kevin konnte nur noch auf der Oak Street herumschleichen, in der Hoffnung, dass ihm ein Teil seiner alten Klientel die Treue hielt und ihm gelegentlich ein Zehntel Schnee abnahm. Der eine oder andere tat es auch, aber nicht genügend. Alle hatten Angst vor den Viking Riders.
    Kanga hatte gemeint, sie müssten sich mal mit den Bikers zusammensetzen. So ein blauäugiger Optimist war Kanga! Hast du ein Problem mit den Bikers, steckst du dir einenBeutel Sensimilla ein und rauchst mit ihnen eine Friedenspfeife. Zwar waren die Bikers bereit gewesen, sich zusammenzusetzen, aber es war alles andere als gut gelaufen. Die Gang gab Kanga deutlich zu verstehen, dass sie sich sofort aus ihrem Territorium zurückziehen sollten, sonst würden sie schon sehen, was sie davon hätten. Um ihrer Aussage Nachdruck zu verleihen, hatte einer der Biker – ein riesiger Scheißkerl namens Wombat – Kanga angepisst. Im buchstäblichen Sinne.
    Zuerst blieben die Kunden weg, dann die Lieferanten; niemand wollte sie mehr als Subunternehmer haben. Jeder musste exklusiv mit den Riders dealen, oder er war raus aus dem Geschäft, um es einmal höflich zu formulieren. In seiner Verzweiflung hatte Kanga seine Fühler weiter ausgestreckt und war bis nach Montreal gefahren, um erstklassige Drogen aufzutreiben.
    »Du bist nicht bei Sinnen«, hatte Kevin zu ihm gesagt. »Völlig unmöglich, das Zeug in Umlauf zu bringen, ohne dass die Bikers ganz und gar ausrasten.«
    Sie waren in Kangas Kellerwohnung. Kanga lag bei seinem ständigen Training auf dem Rücken und rauchte einen Joint. Er bot Kevin davon an, der dankend verzichtete, und legte ihn auf den Aschenbecher.
    Kanga lächelte und drückte ein Hundertfünfzig-Kilo-Gewicht. Er hielt es in der Luft und ließ den Rauch durch die Zähne entweichen. »Das ist ja das Schöne daran«, sagte er mit einer vom Gras keuchenden Stimme. »Ich will ihnen ja gar keine Konkurrenz damit machen. Ich will uns zu ihren Lieferanten machen.«
    »Lass ja die Finger davon, Mann. Daran darfst du nicht mal denken. Die reißen dich in Stücke. Die bringen schon derart viel Stoff in Umlauf, dass du niemals die Preise schlagen kannst, die sie bekommen.«
    »Überlass das mir, Mann. Ich weiß, was ich tue.«
    »Willst du diesmal im Taucheranzug hin?«
    »Hey, scheiß drauf, Mann, das war nur ein einziger Schläger.« Kanga legte das Gewicht ab und nahm einen weiteren Zug von seinem Joint. Seine Worte drangen mit einer Rauchwolke zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Die anderen Typen haben sich quasi dafür entschuldigt.«
    Und so hatte Kanga ein weiteres Treffen mit den Viking Riders arrangiert. Kevin und Leon und Toof hatten ihn danach nie wieder gesehen.
    Ohne Kanga war die Gruppe schnell zum Teufel gegangen. Kevin fuhr regelmäßig mit dem Zug nach Toronto und brachte kleine Mengen Speed und Heroin mit nach Hause. Aber es reichte nicht für ein lohnendes Geschäft. Und in dieser Pechsträhne, unter diesem Stress fand er sich mit der Nadel im Arm wieder. Es hatte ihn seine ganze Kraft gekostet, noch einmal clean zu werden – Methadon, die zwölf Schritte, der ganze Affentanz. An dem Punkt hatte er kaum noch die Miete für seine schäbige kleine Wohnung zahlen können.
    »Was wir tun sollten«, hatte Leon eines Tages überlegt, »statt von den Viking Riders zu kaufen oder zu versuchen, sie zu umgehen – wir sollten lieber ihr Importgeschäft übernehmen.«
    Sie saßen in der Sonne auf einem Felseinschnitt in der Nähe der Eisenbahnlinie und sahen den französischen Mädchen hinterher, die auf der Front Street zur Ecole Secondaire marschierten.
    »Irgendwie schleusen sie den Stoff aus den Staaten ein«, fuhr Leon fort, »und jetzt schicken sie ihn quer durchs ganze gottverfluchte Land. Falls wir den Part übernehmen könnten, wären sie gezwungen, mit uns zu dealen.«
    »Sicher«, hatte Toof gesagt und durch eine Wolke Pot gekeucht. »Klingt gut. Wieso machen wir das nicht?«
    »Weil Kanga dieselbe Idee hatte«, sagte

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