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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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sich quer auf den Rücksitz. »Keine große Sache.«
    Aber es war tatsächlich höchst verwunderlich, das wusste Kevin ebenso wie Toof. Leon war in seinen TransAm vernarrt. Brachte ihn jede Woche in die Waschanlage.
     
    »Also, weshalb will Red Bear mich sehen?«, fragte Toof unterwegs. »Bin ich schon wieder in Schwierigkeiten?«
    »Nee«, sagte Leon. »Glaube ich jedenfalls nicht.«
    Kevin sagte nichts. Leon hatte ihm eingebläut, den Mund zu halten und nach West Rock rauszufahren. Sobald sie vom Highway runter waren, würde Leon ihm weitere Direktiven geben.
    »Bist du sicher?« Toof drehte sich zu Leon um. »Wieso reißt er mich mitten aus einem Poolspiel raus und schleift mich ins Lager zurück, wenn er nicht sauer ist?«
    »Keine Ahnung, Toofie-Doof. Hast du wegen irgendwas ein schlechtes Gewissen?«
    »Weshalb? Wie meinst du das?«
    »Keine Ahnung, Toofie-Doof.«
    »Nenn mich nicht so, ich hass das. Toof geht in Ordnung, aber Toofie-Doof ist doof.«
    »Und Toof ist das natürlich nicht. Meinetwegen. Ich wiederhole: Hast du wegen irgendwas ein schlechtes Gewissen? Hast du zum Beispiel was von der Ware geklaut? Du weißt, dass Red Bear da nicht mit sich spaßen lässt.«
    »Ich nehm kein Heroin. Das weißt du doch. Ich kiff ja nur.«
    Das stimmte, wie Kevin sehr wohl wusste. Genauso wie Leon, und so fragte sich Kevin, wieso Leon mit ihrem nicht sonderlich hellen Gefährten diese Spielchen trieb.
    »Na ja, wenn du nicht von der Ware genascht hast, dann hast du vielleicht was anderes getan.«
    Kevin scherte links von der Umgehungsstraße auf die West Rock Road aus. Nur wenige hundert Meter, und man war zu beiden Seiten der Straße von ziemlich dichtem Buschwerk umgeben. Dennoch gab es hier draußen ein paar hübsche Häuser.
    »Was soll das denn sein, was anderes?«
    »Na ja, irgendwas, worauf nicht die Todesstrafe steht. Ich weiß nicht, Toof. Hast du vielleicht mit den falschen Leuten gequatscht?«
    »Ich quatsch mit keinem. Nicht über unser Geschäft.« Toof drehte sich wieder um und starrte durchs Fenster auf das vorbeirauschende Smaragdgrün der Bäume. »Außer vielleicht mit meiner Familie.«
    »Wir sind deine Familie, Toof. Das hat er wörtlich so gesagt, erinnerst du dich?«
    »Ich weiß. Ich hab keinem nix erzählt.«
    »Dann hast du ja auch nichts zu befürchten. Entspann dich und genieße die Landschaft.«
    Ein paar Meilen herrschte Schweigen. Kevin schaltete das Radio ein, und sie hörten Alanis Morissettes klagende Jodellaute über einen mysteriösen Mann, der sie schlecht behandelt hat. Kevin wusste immer noch nicht, was sie in West Rock verloren hatten.
    »Hey, wo fahren wir hin?«, fragte Toof.
    »Abkürzung. Hast du schon mal gesehen.«
    »Hab ich? Kommt mir gar nicht bekannt vor.«
    »Na ja, das liegt wohl daran, dass du dich immer verirrst.«
    »Schon möglich …«
    Kevin erinnerte sich, wie er sich einmal mit Toof im Bull & Bear-Pub verabredet hatte. Er hatte ihm sogar eine kleine Skizze gezeichnet, und Toof hatte sich trotzdem verlaufen.
    »Ich weiß, wieso Red Bear will, dass ich komme«, sagte Toof und schlug sich aufs Knie. »Manchmal steh ich wirklich auf der Leitung.«
    »Und? Weshalb?«, fragte Leon und lehnte sich wie ein zutraulicher Hund auf die Rückenlehne des Vordersitzes. »Wieso will er dich sehen?«
    »Das weißt du ganz genau«, sagte Toof. »Du stellst dich nur blöd, damit ich weiterrate.«
    »Nein, ich weiß es nicht, Toof. Ehrlich.«
    »Aus der Stadt raus und so. Du weißt, worum es geht.«
    »Wirklich nicht, Toof. Kevin, weißt du, wieso Red Bear ihn sehen will?«
    »Ehm, nein, ich doch nicht«, sagte Kevin.
    »Siehste, Toof, wir wissen es beide nicht. Wenn dir die Erleuchtung gekommen ist, dann musst du es uns wohl verraten.«
    »Also, es ist, weil ich Red Bear gesagt habe, wann mein Geburtstag ist. Damit er mir die Zukunft voraussagen kann. Er weiß, dass ich morgen Geburtstag habe. Darum geht es, möchte ich wetten. Ist so was wie ’ne Überraschungsparty, wie die, die er für dich geschmissen hat, weißt du noch?«
    Es stimmte, dass Red Bear zu Leons Geburtstag eine Party geschmissen hatte. Er hatte sie alle zum Essen ins Bangkok Gardens eingeladen. Er hatte versucht, Dom Pérignon zu bestellen, doch bei so was Gutem musste das Restaurant passen, und so hatten sie sich mit Chablis zufrieden gegeben. Es warein schöner Abend gewesen; Red Bear war in einer ausgezeichneten Stimmung gewesen.
    »Du hast morgen Geburtstag?«
    »Allerdings. Ich werde siebenundzwanzig.

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