Kalter Schlaf - Roman
erwiderte Maisie mit gespieltem Schmollen.
»Du bist früh auf den Beinen, Rotschopf. Deine Mom hat wohl zu tun?«
»Sie jammert noch darüber, wie viel sie heute zu tun hat. Wir erwarten Daddy zum Frühstück.«
Joe folgte Maisie in die Küche. Kate, die den Tisch für drei Personen deckte, sah auf, als er hereinkam. Da sie die beiden letzten Tage in der Uni verbracht hatte, hatten Joe und sie sich seit Dienstag nicht mehr gesehen.
»Hi, Joe. Tee? Kaffee? Maisie, ich sag’s dir noch mal, mach den Gürtel auf und ziehe den Rock herunter.«
Er entschied sich für Kaffee. »Wie ich höre, erwartest du einen Gast zum Frühstück.«
Kate verzog das Gesicht und wartete, bis Maisie auf der Treppe war. Dann sagte sie leise: »Kevin und ich wollen darüber reden, wann er Maisie bekommt. Diesmal hält er sich an unsere Vereinbarung. Und wenn er’s nicht tut …«
Joe nickte. »Aha. Was hast du heute vor?«
»Ich bringe Maisie zur Schule, habe um elf eine Vorlesung und anschließend ein Tutorium mit Julian. Er hat irgendwas auf dem Herzen, Joe.« Sollte sie ihm von dem Verdacht erzählen, Julian könnte etwas mit Drogen zu tun haben? Oder gar von dem, der Maisie betraf? Nein. Maisie war eindeutig nicht Joes Problem. Kate seufzte und fuhr fort:
»Ich brauche einen ruhigen Abend, damit ich meine Gedanken, unsere Fälle betreffend, ordnen kann. Das geht nicht sehr gut, wenn Maisie hier ist, deshalb hoffe ich, dass Kevin anbieten wird, sie heute zu sich mitzunehmen – als kleinen Ausgleich für die Wochenenden, die sie verpasst hat.«
»Ich denke, dass du mal wieder ausgehen solltest. Nichts Spätes. Während wir schlemmen, könntest du mir erzählen, was du neulich abends in der Rose Road gemacht hast.«
Kate erwiderte nichts. Dafür war es noch zu früh. Sie musste sich erst Klarheit über die eigenen Gedanken verschaffen.
»Okay, zurück zum Ausgehen.« Er stand da, streckte einen Arm aus und legte die andere Hand auf die Brust, um seinen Vorschlag anzupreisen. »Ich denke an Gin Tonic, danach Wongs, wahrscheinlich noch mehr Gin Tonic, dann Rotweinhuhn mit Perlzwiebeln, dann noch etwas mehr Rotwein und ein paar meiner heißen Jazz-CDs, vielleicht Vince Giordano und die Nighthawks. Verlass dich auf mich, Red. Du brauchst Entspannung.« Kate sah amüsiert zu ihm auf. »Idiot.« Kurzes Schweigen folgte, während sie sich ansahen. Auf Kates Stirn war über der Nasenwurzel eine kleine senkrechte Falte entstanden.
»Joe … das klingt wirklich … verlockend. Aber ich muss, wie gesagt, an meiner Idee arbeiten. Außerdem weiß ich nicht, ob Kevin andere Pläne hat und Maisie nicht nehmen kann. Deine Einladung kommt sehr kurzfristig.«
Er nickte. »Nur ein Abend unter Freunden, Red. Ohne Erwartungen. Ohne Sorgen.«
Trotz Joes Beteuerung schien die Luft zwischen ihnen elektrisch geladen zu sein. »Vielleicht … ein andermal?« Wieder eine Pause. »Ich muss gelegentlich mit Bernie und dir reden. Über Al und Gus und die …«
Maisie kam ohne Gürtel in die Küche zurück.
»Nimm nicht ernst, was Mom sagt, Joe. Sie ist hypernervös wegen Daddy.«
»Maisie.«
Maisie zuckte mit den Schultern. »Bleib zum Frühstück da, Joe. Daddy benimmt sich sicher, nicht wahr, Mom?«
Joe und Kate wechselten einen Blick, als er seinen Kaffeebecher auf den Tisch stellte. Auf dem Weg zur Tür blinzelte er Maisie zu.
Kate folgte ihm hinaus. »Joe, die …«
»Kein Problem, Kate.«
Sie beobachtete, wie er zu seinem Auto ging, als gerade Kevins Wagen in die Einfahrt abbog. Verdammt! Wie immer kam er zur falschen Zeit.
»Mom! Wo ist meine NDS ?«
»Schrei nicht so!«
Maisie tauchte hinter Kate auf. »Nein, du schreist … Hey! Daddy ist da!«
Sie rannte zu dem eleganten Mercedes-Cabrio, das vorgefahren war.
Kate ging langsam zu Joe, der gerade seine Autotür öffnete. Sie sah zu ihm auf. »Für mich ist es manchmal … schwierig.«
Ein Nicken. »Ja, ich verstehe. Ich komme später noch mal auf die Einladung zurück.«
Sie versuchte, leichthin zu antworten: »Du bist vermutlich froh, dass du keine Kinder hast.«
Er grinste ihr beim Einsteigen zu, dann ließ er das Fenster herunter und sah Kate an. Der Ausdruck seiner leuchtend blauen Augen war nicht zu deuten. »Wer sagt, dass ich keine habe?«
Joe fuhr an, hielt aber gleich wieder, um ihr noch etwas zuzurufen. »Übrigens haben die Oberen vor ungefähr einer Stunde Malins vorführen lassen, um ihn im Zusammenhang mit dem Mord an Jody Westbrooke zu vernehmen.«
»Was?«
Kate
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