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Kalter Schlaf - Roman

Kalter Schlaf - Roman

Titel: Kalter Schlaf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A J Cross
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gebrochen. »Was hältst du hiervon, Kate?« Sie las den Absatz, auf den er zeigte. »Hier steht, dass diese Nachbarin ausgesagt hat, sie habe Suzie an diesem Montagmorgen gesehen.«
    Sie saßen schweigend da, während Julian rasch seine Sachen zusammensuchte.
    Kate dachte angestrengt nach. »Wie bald nach Beginn der Ermittlungen wegen Suzies Verschwinden sind die Nachbarn befragt worden?«, erkundigte sie sich.
    Joe überflog die vor ihm liegende E-Mail. »Am Mittwoch waren die Kollegen erstmals in der Wohnung … am Freitag haben sie mit den Nachbarn gesprochen.«
    Kate stand auf und machte sich daran, die E-Mail-Informationen zusammenzufassen. »Das ist die Erklärung. Die Nachbarin hat sich geirrt.«
    Bernie starrte sie an. »Wie kannst du das so sicher wissen?«
    »Weil ich weiß, wie das menschliche Gedächtnis funktioniert. Wichtige Ereignisse in Leben prägen sich unserem Gedächtnis ein. Sie sind etwas Spezielles, was alltägliche Ereignisse nicht sind – die Nachbarin hatte Suzie vor diesem Wochenende vermutlich schon unzählige Male gesehen. Das ist das Problem bei unseren Erinnerungen. Wir sind nicht sehr gut darin, häufig vorkommende, allgemeine Ereignisse voneinander zu unterscheiden. Ich vermute, dass die Nachbarin zwei Wochenenden verwechselt hat, als sie ausgesagt hat, sie habe Suzie gesehen.«
    »Damit wäre diese Zeugin also wertlos«, sagte Bernie trocken. »Hast du nie das Gefühl, du könntest dich mal irren, Doc?«
    »Nur sehr selten«, antwortete Kate wahrheitsgemäß, während sie die Ausdrucke zusammenschob. »Ich glaube, dass die Vergewaltigungen, auch die von Suzie Luckman, auf das Konto unseres Täters gehen, bevor er zum Mörder geworden ist.« Sie trat an die Glastafel und griff nach dem Markerstift.
    »Suzie Luckman ist dem Vergewaltiger zweimal über den Weg gelaufen. Hier. In Birmingham.« Sie schrieb auf das Glas, dann machte sie eine Pause. »Wie viel Pech kann ein einzelner Mensch haben?«, fragte sie kopfschüttelnd. »Aber nehmen wir mal an, meine Theorie wäre richtig – woher hat er dann gewusst, wo Suzie in London gelebt hat?« Sie kam zurück und setzte sich auf die Tischkante. »Zum Zeitpunkt dieser zweiten Begegnung …«
    »… war er graduiert«, schloss Joe.

39
    Josie Kenton-Smith, eines der von der KUF identifizierten Vergewaltigungsopfer, saß in dem modern eingerichteten Wohnzimmer mit Parkettboden auf dem Sofa und ordnete alte Papiere, als ihre Schwester Kate und Bernie hereinführte. Als die beiden eintraten, legte sie die Papiere beiseite, stand auf und sah erwartungsvoll von einem zum anderen, während sie sich die Hand gaben.
    »Ich kann Ihnen kaum sagen, wie sehr ich mich freue, dass die Polizei meinen Fall erneut aufrollt. Nehmen Sie bitte Platz. Ich will gern versuchen, alle Ihre Fragen zu beantworten.«
    Kate musterte die nicht mehr junge Frau unauffällig. Josie, die inzwischen Mitte dreißig war, trug ihr feines blondes Haar fast schulterlang und war leger, aber teuer gekleidet. Kaschmir. Dünne Goldkette. Sehr subtil. Ihre Erscheinung entsprach dem, was sie war. Eine vermögende Frau. Eine Akademikerin. Und niemandes Opfer. Kate fragte sich, ob Molly und Janine heute auch so aussehen würden, wenn sie überlebt hätten.
    Bernie nickte bei Josies Worten. Siehst du!, besagte sein Blick zu Kate hinüber. Sie ignorierte ihn jedoch, konzentrierte sich stattdessen auf ihr Gegenüber.
    »An manche Details kann ich mich erinnern«, fuhr Josie fort, »aber es gibt auch große Lücken. Überwiegend Lücken, fürchte ich.«
    Bernie lächelte ihr zu. »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen, meine Liebe. Erzählen Sie uns einfach, was Sie wissen. Wir alle können nur unser Bestes tun, nicht wahr?«
    Kate begann bereits zu kochen. Dieses plump-vertrauliche »meine Liebe«! Sie lächelte Josie aufmunternd an. »Wir sind Ihnen für alle Einzelheiten dankbar, an die Sie sich erinnern können.«
    »Er hat mich betäubt«, sagte sie.
    Kates Stimmung verschlechterte sich. »Erzählen Sie uns einfach, was Sie noch wissen.«
    Josie setzte sich auf, wich ihrem Blick aus und zog ihre teuer aussehende, beige Kaschmirjacke enger um sich.
    »Okay … Es war an einem kalten Abend gegen neun Uhr. Ich hatte etwas länger gearbeitet und habe vor meinem Büro in Bennett’s Hill auf ein Taxi gewartet. Dort habe ich damals gearbeitet. Ein Dienstag. Nicht allzu viele Leute waren unterwegs. Wer diesen Abend in der Stadt verleben wollte, war bestimmt längst in einem Pub oder

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