Kalter Schlaf - Roman
Restaurant. Als ich gewartet habe, ist ein hell lackierter Wagen vorgefahren und hat in der zweiten Reihe geparkt. Ich weiß noch, dass ich gedacht habe, das könnte den Fahrer in Schwierigkeiten bringen. Als Nächstes erinnere ich mich daran, dass ich in einem fahrenden Auto sitze. Ich muss unter Schock gestanden haben. Ich kann nicht beschwören, dass es der gleiche Wagen war, aber ich vermute es. Weil alles so rasch nacheinander passiert war.«
Sie schüttelte den Kopf, schien sich in der Erinnerung zu verlieren. Kate fiel auf, dass sie Blickkontakt mit Bernie suchte, als sie sich erneut konzentrierte. Das tat sie auch, wenn ihr Erzählfluss ins Stocken zu geraten drohte.
»Lassen Sie sich Zeit, meine Liebe«, sagte er aufmunternd.
»Was ist dann passiert? Erinnern Sie sich an ihn oder an Details des Wageninneren?«, drängte Kate. Sie ärgerte sich darüber, dass sie zwei Fragen auf einmal gestellt hatte, und machte im Stillen Bernie dafür verantwortlich.
Die Zeugin nickte.
»Der Wagen war ziemlich luxuriös, würde ich sagen: Der Motor war leise, die Türen haben sich mit einem satten Geräusch geschlossen … und der Sitz hat sich kalt angefühlt. Das waren bestimmt Lederpolster … Mehr kann ich Ihnen darüber nicht erzählen. Ich habe keine Ahnung, wie lange er gefahren ist. Auch über ihn kann ich kaum etwas erzählen. Er hatte mir etwas vors Gesicht gebunden, sodass ich nichts sehen konnte. Ich hatte solche Angst.«
Als die Blondine verstummte, sah Kate kurz zu Bernie hinüber. Dann beobachtete sie wieder Josie, deren Hände krampfhaft gefaltet waren.
Bernies Stimme klang beruhigend. »Schon gut, meine Liebe. Lassen Sie sich nur Zeit. Diese Sache ist wirklich wichtig.«
Josie bedachte ihn mit einem dankbaren Lächeln. »Sie sind sehr freundlich. Ich weiß Ihre Sensibilität zu schätzen.«
Sensibilität? Kate sah unwillkürlich nach rechts, um sich davon zu überzeugen, dass neben ihr wirklich Detective Sergeant Watts saß.
»Ich weiß nicht mal mehr genau, wie alles abgelaufen ist. Ich erinnere mich, dass er mich irgendwann von hinten gepackt hat. Er hat meinen Kopf an den Haaren zurückgerissen und mir diese kalte Flüssigkeit – im Krankenhaus haben sie gesagt, es sei Orangensaft gewesen – in den Mund geschüttet. Ich musste sie schlucken. Ich erinnere mich an seine Hände. Sehr glatt. Sehr warm.« Sie machte eine kurze Pause, dann fügte sie hinzu: »Im Krankenhaus haben sie gesagt, dass er mich betäubt hat.«
Kate und Bernie warteten schweigend, als Josie in ihren Papieren blätterte und dann nach einem zusammengefalteten Zettel auf dem Beistelltisch griff.
»Den haben sie mir im Krankenhaus mitgegeben«, sagte sie. »Ich habe ihn für den Fall aufgehoben, dass es neue polizeiliche Ermittlungen gibt. Hier steht, womit der Saft versetzt war. Das sollte Bestandteil meiner Zeugenaussage bei der Polizei sein.«
Mit einem Blick zu Bernie griff Kate nach dem Zettel, den Josie ihr hinhielt, und las, was darauf stand.
Flunitrapezam. Auch als Rohypnol, »Roofies« oder »Flunnies« bekannt. Die bekannteste Nebenwirkung war, dass jemand, der das Zeug verabreicht bekam, sich kaum oder gar nicht an die Ereignisse während der Wirkungsdauer erinnern konnte.
Kate hörte aufmerksam zu, als Josie weitersprach.
»Ich hatte den Eindruck, dass er ein sehr zorniger Mann war. Ich konnte hören, wie er Selbstgespräche geführt hat – und die haben so geklungen.«
»Was hat er gesagt?«, fragte Kate.
Josie schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Ich habe nur Gebrabbel gehört, aber der Klang … er hat irgendwas wie ›deine Mutter‹ gesagt, und ich konnte nur denken: ›Du kennst sie doch gar nicht!‹ Sorry, das war’s. Ich habe echt nicht viel mitbekommen.«
Ihre schlanken Hände verkrampften sich, sodass die Fingerknöchel weiß hervortraten. »Ich weiß nicht mal, was er mir körperlich angetan hat, aber ich habe beschlossen, regelmäßig zu Aidst ests zu gehen.«
Kate betrachtete sie mitfühlend. »Sie haben keine Erinnerung an die Zeit, in der Sie betäubt waren?«
Josie schüttelte den Kopf, presste die Lippen zusammen. »Im Krankenhaus bin ich untersucht worden. Eine Vergewaltigung … wurde bestätigt. Meine Kleidung ist allerdings ergebnislos untersucht worden. Deshalb hat man Vergewaltigung mit … etwas, einem Gegenstand, vermutet.«
Kate spürte, dass die Blondine sie prüfend musterte, und nickte ihr aufmunternd zu.
»Ich kann Ihnen gar nicht schildern, wie entnervend es
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