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Kalter Schmerz

Kalter Schmerz

Titel: Kalter Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Jameson
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Hände, eine Plastiktüte hing an seinem Handgelenk.
    »Wer denn, Scottie?«
    »Ein Typ aus New York.«
    Ich stand langsam auf und sagte: »Ja, ich bin wegen der DVD s hier, die du mir ausleihen wolltest, hat Edie gesagt.«
    Schweigen.
    Sidney stellte die Tüte neben sich ab. Kurz sah ich Angst in seinem Gesicht, mit dem Blick suchte er den Raum nach seinem Sohn ab. Er war ein kräftiger Kerl, beeindruckend groß und gebaut wie ein Footballer. Der khakifarbene Wintermantel ließ ihn noch größer erscheinen.
    »Scott«, sagte er. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja, hast du Kaffee bekommen?«
    Ich lächelte, die Hände in den Taschen, eine um den Griff meiner Automatik. »Genau, Sid, komm, wir trinken einen Kaffee.«
    Falls Scott etwas mitbekam, ließ er es sich nicht anmerken.
    Sidney sah mich abwartend an.
    Ich zuckte mit den Schultern und wies mit dem Kopf ganz leicht auf seinen Sohn.
    »Okay«, sagte er mit angespannter Stimme. »Du willst also Kaffee?«
    »Aber gerne. Erzähl doch mal. Hast du die DVD s da?«
    » DVD s«, wiederholte er und hob seine Tasche wieder hoch.
    »Die DVD s, die du mir geben sollst, wie Edie gesagt hat. Ich suche die jetzt schon ziemlich lange, aber man bekommt sie in keinem Laden. Die sind ziemlich selten. Einige behaupten sogar, sie wären einzigartig.«
    »Hört sich cool an«, sagte Scott.
    »Die sind ziemlich cool.« Ich nickte zustimmend über die Schulter und grinste Sidney an. »Ich mache in der Zeit den Kaffee, ja?«
    Sidney brauchte nicht lange, um vollkommen zu verstehen.Er kam ein Stück weiter rein, blieb in der Tür stehen. Ich streckte eine Hand nach der Tüte aus, behielt die andere jedoch in der Tasche, stellte die Tüte neben mir ab. Immer wieder schaute Sidney zu Scott hinüber, doch ich schüttelte den Kopf.
    »Wie geht’s Edie?«, fragte er.
    »Gut in Schuss.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Ich mach mal den Kaffee, ja?«
    »Nein, das mache ich.«
    Sidney wollte an der Frühstückstheke vorbei, doch ich schnitt ihm den Weg ab, ließ es allerdings so aussehen, als würde ich nur die Beine ausstrecken.
    »Hey, Leute«, sagte Scott hinter mir. »Ich übernehme den Kaffee, in Ordnung?«
    »Danke, Scott, das wäre super«, sagte ich, ohne den Blick von Sidney abzuwenden. »Ich gehe nur eben mit deinem Vater hoch, die Videos suchen.«
    Sidney sah mich wütend an.
    »Komm«, sagte ich, die rechte Hand immer noch in der Tasche. »Geh vor.«
    Sidney entfernte sich rückwärts und trat mit einem weiteren Blick auf Scott ins Wohnzimmer. Ich blieb drei oder vier Schritte hinter ihm – er schien mir jemand zu sein, der die Kraft hatte, mir die Waffe in einem Überraschungsmoment abzunehmen.
    »Toll, Edie«, murmelte er, als wir auf die Treppe zusteuerten. »Wirklich toll.«
    Ich log, um Edie aus der Sache rauszuhalten. »Ich arbeite nicht für sie. Ich mache das auf eigene Faust.«
    »Ihr seid alle Dreck, Leute wie du. Leute wie sie.«
    »Achte auf das, was du sagst. Es sind Kinder im Haus.«
    Als wir die Treppe hochstiegen, ließ ich mich angesichts der Höhe und des fehlenden Geländers zurückfallen. Auf einmalblieb er stehen, so dass sich der Abstand zwischen uns verringerte. Ich hielt ebenfalls an.
    »Denk nicht mal im Traum dran«, sagte ich.
    In der Küche hatte Scott das Radio angestellt.
    Sidney ging weiter.
    »Wenn du kein Feigling wärst«, sagte er, starr vor Hass, »und Mann gegen Mann gegen mich antreten würdest, ohne deine Waffe, würde ich dich umbringen.«
    »Tja, deshalb heißt das Ding ja auch ›der große Gleichmacher‹«, sagte ich, als wir den Treppenabsatz erreichten und ich ihm ins Schlafzimmer folgte. »Wir können uns nicht alle auf die natürliche Auslese verlassen.«
    Ich fühlte mich wie in Trance, unsere Stimmen wurden verstärkt und alles andere klang so, als würde ich es unter Wasser hören. Der Zustand war mir vertraut. Zum ersten Mal seit Langem wusste ich, dass ich alles unter Kontrolle hatte.
    Edies Frisierkommode war noch da, und als Sidney den Kleiderschrank öffnete, sah ich, dass auch viele der Klamotten von ihr waren. Es schien mir, als sei es ziemlich schwierig, Edie von einem Ort vollständig zu entfernen – irgendeine Spur von ihr würde immer bleiben, und wahrscheinlich wollte sie das auch so.
    Sidney hockte sich hin und zog unter einer Plastikkiste voller Socken eine Handvoll DVD s hervor. Sie waren mit rotem Edding durchnummeriert.
    »Wenn ich dir die gebe, tust du meinem Sohn nichts.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Er ist

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