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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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noch zu einem formellen Verhör bitten, aber für mich reicht das vorerst. Also, mach’s gut und …«
    Annika erhob sich vom Küchentisch.
    »Warte mal kurz«, sagte sie. »Ist der Todesfall schon offiziell bestätigt? Können wir das in der Zeitung bringen?«
    »Das musst du mit dem Pressedienst des Außenministeriums klären. Nichts, was wir besprochen haben, ist offiziell, ich hoffe, das verstehst du.«
    »Noch etwas«, sagte Annika schnell, bevor sie es sich anders überlegen konnte, »warum hast du mir nicht gesagt, dass du verheiratet bist?«
    Es wurde absolut still in der Leitung.
    »Ach, Annika«, seufzte er dann, »fühlst du dich gelinkt?«
    »Nein«, sagte sie. »Nur dreckig.«
    Es gab Grenzen. Eine Sophia Dumme Schlampe Grenborg würde sie niemals werden.
    »Maria weiß Bescheid«, sagte er. »Nicht alles, und nicht mit wem, aber das ist auch nicht wichtig. Ich werde sie nie verlassen. Das weiß sie.«
    Du hältst dich doch selbst zum Narren, dachte sie. Eines Tages triffst du eine, der du nicht widerstehen kannst, und dann sitzt sie da, deine Frau im Ängslyckevägen, und guckt total verständnisvoll in die Röhre.
    Es wurde still in der Leitung.
    Ich müsste ihm von Suzette erzählen, dachte sie. Von der Mail und dass sie vielleicht noch lebt.
    »War sonst noch was?«, fragte Niklas Linde.
    Annika antwortete nicht.
    »Na, dann. Pass auf dich auf.«
    Er hängte ein.
    Sie saß wie gelähmt auf ihrem Stuhl.
    Am liebsten hätte sie gekotzt oder geweint, am besten beides gleichzeitig.
    Carita Halling Gonzales hat Johan Zarco Martinez gestern Nachmittag im Gefängnis besucht. Interpol wird sie zur Fahndung ausschreiben, sobald die Obduktion abgeschlossen ist.
    Das konnte doch einfach nicht wahr sein. Die kolumbianische Mafia kam doch nicht mit Leopardenhandtaschen und hohen Absätzen daher.
    Bier. Morphin. Tote Männer.
    Schuhgröße 37 . Wenige Männer haben so kleine Füße.
    Sie ging an die Spüle, drehte das kalte Wasser auf und trank direkt aus dem Hahn. Mit geschlossenen Augen ließ sie sich das Wasser übers Gesicht und den Hals hinunterrinnen und sich einen Weg in den Ausschnitt suchen.
    Woher sollte sie wissen, wer kriminell war und wer nicht? Die skandinavischen Polizisten hatten ihr Carita Halling Gonzales als Dolmetscherin empfohlen, weil sie ebenfalls ihre Dienste in Anspruch nahmen.
    Sie drehte den Hahn zu, riss ein Stück Küchenrolle ab und tupfte sich den Hals trocken.
    Verbrecher, die in der Hierarchie ein Stück weiter oben standen, sahen vermutlich aus wie alle anderen auch. Lippenstift und Pagenkopf, Leopardenhandtasche und hohe Absätze: Warum nicht?
    Sie setzte sich wieder an den Küchentisch. Schloss die Augen und sah die Villa in Nueva Andalucía vor sich. Sie versuchte zu verstehen, was sich in jener Nacht ereignet hatte. Sie versuchte sich Carita vorzustellen, wie sie das Gas ins Innere des Hauses leitete und über die Leichen der Kinder stieg … und ließ den Gedanken fallen. Unmöglich.
    Vielleicht lag ein Missverständnis vor?
    War Carita in eine Verschwörung hineingeraten?
    Oder war sie verrückt?
    Still schüttelte sie den Kopf, nein, nicht verrückt, aber besessen. Man bringt doch nicht einfach sieben Menschen um, wenn nicht ungeheuer viel auf dem Spiel stehen würde, oder? Doch nicht, wenn man gleichzeitig seine Familie liebt und sich darüber aufregt, dass die englischen Nachbarn ihren Beitrag für den Poolreiniger nicht bezahlen?
    Sie trank noch mehr Wasser, diesmal nahm sie ein Glas.
    Wie schlau Carita gewesen war. Sie hatte sich eine absolut perfekte Ausgangsposition geschaffen.
    Indem sie die Verhöre der Polizei dolmetschte, wusste sie genau, was die Inhaftierten ausplauderten.
    Durch ihre Allianz mit Annika erhielt sie Einblick in die Ermittlungen.
    Sie selbst hatte Carita Zugang zum Gefängnis verschafft.
    Sie schreckte hoch, als ihr Handy zu klingeln begann. Die Nummer war unterdrückt, wahrscheinlich die Zeitung. Vermutlich Patrik.
    »Ja«, meldete sie sich, »ich bin zu Hause.«
    »Äh, hallo, hier ist Jimmy Halenius.«
    Heilige Scheiße, jetzt ruft der auch noch an!
    »Hallo«, sagte sie matt.
    »Störe ich?«
    »Ein Mann, den ich am Donnerstag interviewt habe, ist im Gefängnis gestorben, und außerdem habe ich gerade erfahren, dass meine Dolmetscherin wahrscheinlich eine Auftragskillerin der kolumbianischen Mafia ist«, fasste sie zusammen.
    »Oh, Mist«, sagte Jimmy Halenius. »In welchem Gefängnis?«
    »Málaga.«
    »Zarco Martinez? Das war wirklich

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