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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Aluminiumrollläden waren vor den Fenstern herabgelassen. Von den Terrassen aller drei Stockwerke baumelten Absperrbänder der Polizei herab.
    Annika stellte den Motor aus, kramte die Kamera aus der Tasche hervor und stieg hinaus in die Sonne. Sie blieb eine Weile neben dem Auto stehen und studierte das Haus. Nichts rührte sich. Außer dem Wasserfall war kein Geräusch zu hören. Es schien, als wären alle Häuser verlassen, nicht nur Caritas.
    Sie stellte die Schärfe ein und schoss ein paar Fotos, teils von der Umgebung, teils von Caritas abgesperrtem Haus. Nach kurzem Zögern kletterte sie auf einen Pflanzkübel und machte ein paar Aufnahmen von der Terrasse hinter der Absperrung. Solange sie auf der Blumenschale stand, machte sie sich nicht des Hausfriedensbruchs schuldig, so hoffte sie jedenfalls.
    Die Terrasse sah genauso aus, wie sie sie in Erinnerung hatte. Da vorne hatte sie an jenem Abend gestanden und sich mit Rickard Marmén unterhalten. Die Pflanzen in den Kübeln waren noch da. Der Schlauch für die Rasensprenganlage zog sich vom Wasserhahn die ganze Terrassenkante entlang. Die Pflanzen würden auf jeden Fall versorgt sein – noch lange nachdem die Bewohner verschwunden waren.
    Sie sprang von der Blumenschale herunter, ging zum Nachbarhaus und klingelte. Sie konnte die Chance auf eine Zweitverwertung der Schlagzeile »Eine Idylle unter Schock« nicht einfach leichtfertig vertun. Niemand öffnete. Sie stieß auf den Betreuer der Poolanlage und fragte ihn, ob er wisse, was aus Familie Halling Gonzales geworden war.
    Er sah sie misstrauisch an. Nein, er kümmere sich nicht um die Bewohner. Sie kamen und gingen die ganze Zeit, und außerdem vermieteten sie ihre Häuser, es sei also so gut wie unmöglich zu sagen, wer sich wann wo befand. Sie fragte, wann die Polizei da gewesen sei, und bekam zur Antwort, das sei schon eine ganze Weile her, irgendwann nach Ostern. Er wisse nichts über die ganze Sache, erklärte der Poolwärter.
    Sie bedankte sich und ging zurück zum Auto, blickte aber hinauf zu den Reihenhäusern und versuchte auszurechnen, welcher Eingang Nummer 20 war. Dort musste ja jemand zu Hause sein, immerhin hatte man ihr das Tor geöffnet.
    Das Haus war apricotfarben und stand in der Reihe hinter dem Poolbereich.
    Die Frau, die ihr öffnete, hatte sich denselben skandinavischen Einheitslook zugelegt wie Carita: Sie war blondiert, braun gebrannt, geliftet und trug Goldsandaletten an den Füßen. Annika erkannte sie von der Nachbarschaftsparty im Januar wieder.
    Sie hieß Tuula, war Finnin und konnte nur Gutes über Carita Halling Gonzales sagen. Carita hatte dem Vorstand des Vereins angehört, der sich um die Gemeinschaftsangelegenheiten des Viertels kümmerte, und hatte die Bewohner immer rechtzeitig über Sitzungstermine und Beitragserhöhungen und gemeinsame Aktivitäten informiert. Ihre Kinder hatten niemals Liegestühle in den Pool geworfen, was man von den englischen Halbstarken und ihren Eltern leider nicht behaupten konnte, diesem Pack! Carita hatte das Wasserwerk angerufen, wenn kein Wasser kam, und die Elektrizitätswerke, wenn der Strom ausfiel, denn sie sprach ja fließend Spanisch.
    »Und der Sperrmüll«, sagte Tuula. »Wer soll jetzt die Stadtreinigung anrufen, damit sie den Sperrmüll abholen?«
    »Carita wird offenbar verdächtigt, ein schweres Verbrechen begangen zu haben«, sagte Annika und versuchte, besorgt auszusehen.
    Tuula schnaubte nur verächtlich.
    »Die spanische Polizei«, sagte sie, »da weiß man doch, wie die ist. Faul und korrupt bis ins Mark. In diesem Land hört man immer nur mañana, mañana . Die beschuldigen sie bestimmt nur, weil sie Ausländerin ist.«
    Annika bedankte sich und ging hinunter zum Pool. Die Reaktion der Finnin überraschte sie nicht sonderlich. Selbst die schlimmsten Verbrecher hatten ihre Fans. Es gab auch Leute, die Pol Pot immer noch für einen prima Kerl hielten.
    Sie blickte auf den Golfplatz, der sich über das Tal unterhalb der Siedlung erstreckte, holte ihr Handy heraus und rief Knut Garen an.
    Er meldete sich nach dem fünften Rufzeichen.
    »Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich an der Costa del Sol bin und vorhabe, über Carita Halling Gonzales zu schreiben«, sagte Annika. »Weiß man, wo sie abgeblieben ist?«
    »Keine Spur«, sagte Knut Garen. »Die spanische Polizei hat die Passagierlisten sämtlicher Fluglinien und Fähren überprüft, aber sie muss das Land auf irgendeinem anderen Weg verlassen haben.«
    »Könnte es sein,

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