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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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den Terrassen hinauf, wo die Hibiskussträucher blühten.
    »Aber warum musste sie denn gleich kriminell werden? Sie hatte doch gar keinen entsprechenden Hintergrund, im Gegenteil. Mit einem Schwiegervater, der Polizeichef in Bogotá war …«
    Knut Garen hustete.
    »Tja, wir haben Ihre Angaben über Carita Halling Gonzales’ Hintergrund geprüft«, erklärte er. »Die waren nicht ganz korrekt.«
    Annika schwieg verblüfft.
    »Der Schwiegervater, Victor Gonzales, war einer der größten Kokainmafiosi Kolumbiens. Er, seine Frau und seine Töchter wurden vor fünfzehn Jahren von einem verfeindeten Syndikat hingerichtet. Sein Kokainlabor wurde in die Luft gesprengt und sein Wohnhaus niedergebrannt.«
    Annika merkte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg, und das lag nicht nur an der Sonne.
    »Aber Nacho und Carita kamen mit dem Leben davon«, sagte sie, »weil sie in Schweden waren und Caritas Eltern besuchten.«
    Jetzt seufzte Knut Garen.
    »Carita Hallings Eltern saßen vor fünfzehn Jahren beide in den USA hinter Gittern. Sie hatten ein Unternehmen namens Cell Impact, das sie in den Bankrott gewirtschaftet hatten, und dann haben sie Rechnungen und Bilanzen gefälscht, um den Skandal zu vertuschen.«
    Lieber Himmel, sie war wirklich leichtgläubig gewesen.
    »Aber jetzt sind sie tot«, sagte Annika.
    »Nein, die Kollegen in Schweden haben sie vernommen«, sagte Knut Garen. »Sie wohnen in einem Dorf bei Borlänge. Sie haben keinen Kontakt mehr zu Carita gehabt, seit sie aus dem Gefängnis entlassen wurden, und das ist zehn Jahre her.«
    Annika schloss die Augen. Hatte die Dolmetscherin auch nur ein wahres Wort gesagt in all den Tagen, die sie zusammen verbracht hatten?
    Ja, Bruchstücke der Wahrheit: den Namen des Schwiegervaters, dass er ermordet worden war, und den Namen der elterlichen Firma. Sie war vermutlich wirklich in Beverly Hills aufgewachsen und hatte auch ihren Ehemann auf die Art kennengelernt, die sie geschildert hatte. Und die Liebe zu ihm und ihren Kindern musste auch nicht gelogen sein.
    Annika blickte zur Polizeiabsperrung an der Terrasse und erinnerte sich, wie Carita ihr gurrend die anderen Gäste vorgestellt hatte, wie zufrieden und stolz sie gewirkt hatte, als sie über sie sprach. Seine Frau war ein international bekanntes Model, sie haben eine Tochter, die spanische Meisterin im Springreiten ist. Sie ist Teilhaberin einer Anwaltskanzlei in Frankfurt, er war früher Direktor einer Bank in Kenia …
    »Glauben Sie, dass sie gefasst wird?«
    »Wer das Tageslicht gewohnt ist, kriecht meist früher oder später aus der Deckung. Bei Terroristen und Freiheitskämpfern ist das anders, die können ein Leben im Untergrund beliebig lange aushalten. Aber Carita Halling Gonzales will ausgehen und ihre Kinder auf angesehene Schulen schicken.«
    »Hat sie die Morde aus eigenem Antrieb begangen? Oder wurde sie von jemandem angeheuert oder dazu gezwungen?«
    »Die Morde stellen eine Verbindung zwischen Zarco Martinez, dem Apits-Konzern und Familie Söderström her«, sagte Knut Garen. »Carita Halling Gonzales’ Beweggründe kennen wir dagegen nicht. Wir hoffen, dass wir es herausfinden, wenn wir sie fassen.«
    Annika dankte ihm für seine Hilfe und beendete das Gespräch.
    Da fiel ihr ein, dass sie vergessen hatte, nach Niklas Linde zu fragen.
    In San Pedro de Alcántara staute sich der Verkehr, aber danach ging es ziemlich gut voran. Zügig passierte sie die arme verunglimpfte Stadt Estepona und fuhr weiter Richtung Westen.
    Als sie einen Hügelkamm bei der Abfahrt nach Torreguadiaro überquerte, ragte plötzlich der Felsen von Gibraltar vor ihr aus dem Meer wie ein gigantischer Eisberg. Dahinter zeichnete sich im Dunst das afrikanische Rif-Gebirge ab.
    Ab hier wurden die Verkehrsschilder zweisprachig, Spanisch und Arabisch.
    Algeciras war eine ungepflegte Stadt, ganz anders als die pittoresken und aufgeräumten Orte, die sie bisher in Andalusien besucht hatte. Die verschnörkelten Zeichen der arabischen Schrift, die an ihr vorüberflogen, verstärkten den fremdartigen Eindruck noch.
    Sie fragte sich gerade, wie sie hier den Hafen finden sollte, als sie auf dem Asphalt das aufgemalte Wort PUERTO entdeckte.
    Niedrige Palmen säumten die sechsspurige Schnellstraße. Sie folgte den Pfeilen, die sie zu einer Insel mit einem Wald aus Kränen führten. So weit das Auge reichte, reihten sich die Frachtschiffe an den Kais aneinander. In einem Wirrwarr, der an einen Ameisenhaufen erinnerte, wurden hier Tausende

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