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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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vergangenen zwanzig Jahre auf Herz und Nieren geprüft werden. Bis das durch ist, werden keine Bankkredite mehr vergeben. Wenn das kein Dämpfer für die Kauflust ist! Es wird sicher noch ein Jahr dauern, bis die zurückkehrt. Darf es ein Glas Wein sein?«
    Sie schüttelte den Kopf und lächelte.
    »Können Sie mir erzählen, wie man in den schwedischen Kreisen auf den Mord an der Familie Söderström reagiert hat?«, fragte sie. »Wird diese Sache die Schweden abschrecken, sich an der Costa del Sol niederzulassen?«
    »Sie sind ja schon abgeschreckt«, sagte Rickard Marmén. »Nicht von der Kriminalität, sondern von den Immobilienpreisen. Der Preisanstieg ist aufgrund der Operation Malaya zwar stagniert, trotzdem bekommt man in Marbella noch immer keine Wohnung unter drei Millionen, kein Reihenhaus unter vier. Das kleinste Häuschen kostet sechs Millionen, und ein gewöhnliches Einfamilienhaus kriegen Sie nicht unter dreizehn. In der Gegend von Alicante gibt es die gleiche Bude für die Hälfte.«
    »Warum ist es ausgerechnet hier so teuer?«, fragte Annika.
    Rickard Marmén hob die Arme.
    »Weil Marbella exklusiv und Alicante volkstümlich ist. Man bezahlt für die Adresse. Das nimmt manchmal wirklich lächerliche Züge an. Schauen Sie mal!«
    Er rief eine Internetseite auf und drehte den Bildschirm in Annikas Richtung.
    »Das hier ist ein Grundstück ohne Aussicht am Hügel unterhalb von Caritas Reihenhaus. Es wird vom Besitzer direkt für 5 , 6 Millionen Euro verkauft.«
    Annika betrachtete das Bild. An der Straße stand ein rostiger Laternenpfahl. Eine Auffahrt, deren Asphalt schon durch Dis-teln und Dornen aufgesprengt worden war, führte hinunter in eine Senke zu einem verlassenen Bauplatz. Ein Stück weiter stand dichtes Gestrüpp.
    » 50 Millionen Kronen«, sagte Annika skeptisch. »Das kann doch nur ein Witz sein.«
    »Keineswegs«, sagte Rickard Marmén und drehte den Bildschirm zurück. »Obwohl der Besitzer es noch nicht losgeworden ist, wenn man so sagen darf.«
    »Die Leute haben also keine Angst vor der Kriminalität?«
    Rickard Marmén wurde ernst.
    »Auch wenn diese Gasüberfälle an der Tagesordnung sind, ist es doch das erste Mal, dass jemand dabei umgekommen ist«, sagte er. »Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Leute in ihren Häusern wohnen bleiben, auch wenn sie Opfer von so einem Gasüberfall geworden sind. Vielen geht es schlecht, bedeutend schlechter als nach normalen Einbrüchen, aber sie bleiben. Außerdem glaube ich, dass die Leute hier immer noch nicht so häufig überfallen und niedergeschlagen werden wie oben bei euch in Stockholm. Ich kenne die Zahlen nicht, aber hier passiert so was fast nie.«
    »Aber es gibt doch so viele Gangster hier«, wandte sie ein und dachte an die Zahlen, die Knut Garen ihr genannt hatte: Vierhundertzwanzig Banden, die allein in Málaga um die dreißig Auftragsmorde pro Jahr ausführten.
    Rickard Marmén überlegte.
    »Man bemerkt sie nicht«, sagte er. »Im Straßenbild sieht man viele Polizeiwagen, viel Guardia Civil, viele Streifenpolizisten, die zu Fuß und auf Motorrädern unterwegs sind. Das vermittelt den Menschen ein Gefühl von Sicherheit, sie haben nicht so viel Angst. So funktioniert das, verstehen Sie …«
    Annika ließ den Stift sinken. Aus diesem Interview würde niemals ein Artikel werden.
    »Enttäusche ich Sie?«, fragte der Makler.
    Sie lachte auf.
    »Mich nicht, aber meinen Chef. Er hat sich eine Schlagzeile wie ›Schweden flüchten von der Sonnenküste‹ gewünscht.«
    »Ich glaube nicht, dass er das Talent zum Wahrsager hat.« Rickard Marmén lächelte. »Wie halten es die Zeitungsriesen heutzutage eigentlich, laden die einen noch zum Mittagessen ein?«
    »Na klar«, sagte Annika.
    Am Nachmittag lag sie auf ihrem Hotelbett und las einen Krimi von Harlan Coben, als der Schlaf sie übermannte. Sie träumte von Kalle und Ellen, die beiden waren verschwunden, und sie suchte sie in einer sterilen Mondlandschaft ohne Wasser und Vegetation.
    Sie war unglaublich durstig, als sie aufwachte.
    Während sie sich für den Abend fertigmachte, versuchte sie noch zweimal, Nina Hoffman zu erreichen. Die Mitteilung von Telefónica kam allerdings nicht noch einmal. Es klingelte einfach durch.
    Anschließend rief sie Carita Halling Gonzales an und bedankte sich überschwänglich für die bereichernde Zusammenarbeit, gab ihr die nötigen Daten für die Rechnungsstellung an die Zeitung und teilte ihr mit, dass sie am nächsten Morgen nach Hause

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