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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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fahren würde.
    »Wir können ja in Kontakt bleiben«, sagte Carita. »Vielleicht kommst du noch mal her?«
    »Sicher«, antwortete Annika und dachte an Patriks Artikelserie.
    Sie stand eine ganze Weile vor dem Hotel, bis Niklas Linde mit fast einer halben Stunde Verspätung eintraf.
    »Sorry, girl« , entschuldigte er sich und feixte. »Ich werde langsam zum Spanier.«
    Sie stieg ein, ohne sein Lächeln zu erwidern. Sie wartete nicht gern.
    »Okay«, sagte sie und knallte die Tür zu. »Wie viele Festnahmen, wie viele Verdächtige, wann, wo und wie wurden sie festgenommen, was sagt der Staatsanwalt und was der Verteidiger?«
    »Zuerst sorgen wir mal dafür, dass du etwas zu essen bekommst«, sagte er und fuhr unter der Autobahn hindurch.
    Sie verschränkte die Arme.
    »Ich habe keinen Hunger«, log sie.
    Niklas Linde lächelte sie an. Er bog in eine schmale Straße, die zu einem noch kleineren Sträßchen führte, das sich den Berg hinaufzog. Nach wenigen Minuten war die Dunkelheit so kompakt, dass Annika zwar Erleichterung, aber auch Nervosität verspürte. Sie brauchte die Tiefe neben der Serpentinenstraße nicht mehr zu sehen, der Nachteil war jedoch, dass die Sicht nach vorn ebenso eingeschränkt war.
    »Habt ihr das Diebesgut im Lkw der Einbrecher gesichtet?«, fragte Annika und hielt sich am Armaturenbrett fest, als der Wagen eine scharfe Rechtskurve nahm.
    »Es scheint alles da zu sein – außer dem Tresor.«
    Annika starrte in die Dunkelheit neben dem Lichttunnel der Scheinwerfer.
    »Außer dem Tresor«, echote sie. »Wohin kann der verschwunden sein?«
    »Wäre er mit dem restlichen Diebesgut im Laderaum transportiert worden, hätten sie Spuren davon gefunden. Haben sie aber nicht.«
    »Was für Spuren kann denn ein Tresor hinterlassen?«
    »Er war in eine Wand in der Villa eingemauert, die Diebe haben die Wand eingerissen, um ihn loszubekommen. Wenn der Tresor in diesem Lkw abtransportiert worden wäre, hätten sich Dreck, Zementreste oder Ziegelstücke im Laderaum finden lassen.«
    »Vielleicht haben sie den Tresor in einen Sack gesteckt.«
    Niklas Linde wandte den Blick von der Fahrbahn und sah sie an.
    »Die Straße, bitte«, mahnte Annika und zeigte nach vorn.
    Der Polizist seufzte und schaute wieder geradeaus.
    »Es war kein riesengroßer Tresor«, erklärte er, »aber trotzdem konnte man damit nicht einfach davonspazieren. Zwei Personen waren auf jeden Fall nötig, um ihn zu bewegen. Ich glaube, es gibt eine ganz andere Erklärung.«
    Sie fuhren um einen Felsvorsprung, und in der nächsten Sekunde tauchte am Berghang vor ihnen ein Dorf auf. Ein weißes Haus neben dem anderen klebte am Hang, beleuchtet von Straßenlaternen und kleinen Neonschildern. In den Fernstern flimmerte das Fernsehlicht.
    »Was ist das hier?«, fragte Annika.
    »Istán«, sagte Niklas Linde.
    »Was ist an?«
    »Istán, so heißt der Ort. Das bedeutet Quelle. Das Dorf ist maurischen Ursprungs, es liegt schon seit dem dreizehnten Jahrhundert hier. Ich kenne die Kleine, der das Restaurant am Marktplatz gehört.«
    Sie parkten auf einer Anhöhe ein Stück außerhalb des Ortes und gingen langsam die kopfsteingepflasterten Straßen hinunter. Es wehte ein leichter, lauer Wind, der den Geruch von Kräutern mitbrachte. In der Ferne konnte Annika die Lichter der Küste glitzern sehen, wie in einer anderen Zeit, in einer anderen Welt. Das Geräusch von plätscherndem Wasser begleitete sie. Hier und da standen Trinkbrunnen, deren Wasser aus den Bergquellen durch unterirdische Kanäle hierhergeleitet wurde.
    Mitten auf der steilen Straße blieb Annika plötzlich stehen.
    »Ich weiß, wohin der Tresor verschwunden ist«, sagte sie.
    Niklas Linde ging noch ein paar Schritte, dann hielt er ebenfalls an, schaute zu ihr hoch und lächelte.
    »Lass hören!«
    »Am ersten Tag hast du gesagt, ihr hättet vor Söderströms Haus die Spuren von zwei Wagen und drei Personen gefunden. Die dritte Person ist nicht im Lkw gestorben. Die dritte Person war auch nicht an dem Diebesgut interessiert, sondern ausschließlich am Tresor. Den hat sie in dem zweiten Fahrzeug mitgenommen.«
    »Das ist vermutlich korrekt«, sagte Niklas Linde, ging weiter die Straße entlang und hielt Annika irgendwann eine Art Saloontür auf. Sie betrat das Lokal und fand sich in einer grellerleuchteten Eckkneipe wieder.
    Eine strahlend schöne Spanierin mit wallenden Locken und tiefem Ausschnitt stieß einen frohen Ausruf aus, als sie Niklas Linde entdeckte. Sie eilte auf ihn zu,

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