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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Problemen zu kämpfen haben. Eine Zahnspange war da wirklich keine Riesenkatastrophe.
    Sie kroch zu ihrer Tochter ins Bett, nahm sie in die Arme und schnupperte an ihrem Hals.
    »Mein kleiner Schatz«, flüsterte sie. »Aufwachen, ein neuer Tag ist da.«
    Das Mädchen rekelte sich wie eine Katze. Sie streckte sich, gähnte genüsslich und kuschelte sich dann zusammengerollt an ihre Mutter.
    »Frühstück ist fertig«, sagte Annika und strich ihr die Haare aus der Stirn.
    »Hmm«, machte das Mädchen. »Gibt’s Kokosjoghurt?«
    »Und ein überbackenes Käsesandwich«, sagte Annika. »Und heißen Kakao. Nicht wieder einschlafen, sonst wird alles kalt.«
    »Hmm«, brummte Ellen und ließ den Daumen wieder zum Mund wandern. Annika zog ihn heraus, es machte leise »Plopp«.
    »Du weißt, was Papa über deine Zähne sagt.«
    »Papa wohnt aber nicht hier«, erwiderte das Mädchen und wandte sich ab, immer noch zusammengerollt wie ein Wollknäuel.
    Annika stieg aus dem Bett und ging zu Kalle.
    »Na, junger Mann?«, sagte sie. »Munter oder müde?«
    »Müde«, erwiderte er und gähnte lauthals.
    »In der Küche wartet ein überbackenes Sandwich auf dich«, sagte sie und zog ihn an sich.
    Der Junge umarmte sie fest, er war warm und ein wenig verschwitzt.
    »Ist da Schinken drauf?«, fragte er.
    »Nicht auf deinem.«
    »Klasse.«
    Sie gab ihm je einen Kuss auf die Stirn, aufs Haar und aufs Ohr und lachte, als er sich spielerisch wehrte. Dann ging sie zurück zu Ellen, die inzwischen wieder eingeschlafen war.
    »Auf, hopp, hopp«, sagte Annika und schüttelte sie sanft. »Dein Kakao wird kalt.«
    »Trag mich«, murmelte das Mädchen und streckte die Arme nach ihr aus.
    Sie zog den kleinen Körper hoch, wirbelte mit ihrer Tochter durchs Zimmer und hoppelte dann wie ein Hase in die Küche. Das Mädchen lachte und kiekste. Annika setzte sie auf einen der vier Stühle am Tisch. Kalle stolperte in seiner viel zu großen Pyjamahose in die Küche, schlaftrunken und blinzelnd. Annika führte ihn an seinen Platz und verfrachtete ihn auf seinen Stuhl.
    Die Zerbrechlichkeit ihrer Kinder, die Annika immer ein wenig mit Panik erfüllte, war der Grund für diese morgendlichen Rituale. Sie wollte die beiden in etwas Rosaschimmerndem einhüllen, wollte die Welt zwingen, ihnen gegenüber barmherzig zu sein. Die Liebe und Geborgenheit dieser ersten Morgenstunde, so bildete sie sich ein, gab ihnen eine Art Schutz und Vertrauen und machte sie weniger anfällig für die Bosheit und Gemeinheit der Welt.
    Jetzt saßen sie in ihren Pyjamas am Küchentisch und aßen ihre Toasts, schaufelten löffelweise Kokosjoghurt in sich hinein und bissen in ihre Mandarinenspalten. Annika trank einen Becher Kaffee. Wenn sie ihre Kinder so sitzen sah, sich ihrer eigenen Verletzlichkeit so unbewusst, so unverstellt und so formbar, wurde es ihr manchmal zu viel, und es kam vor, dass sie sich abwenden, Teller wegstellen und Krümel wegwischen musste, damit es ihr nicht das Herz zerriss.
    »Papa muss verreisen«, sagte Kalle und schob seinen leeren Joghurtbecher beiseite. »Er muss nach Málaga, und wir sollen bei Sophia bleiben.«
    Annika blickte die Wand an.
    »Ja«, sagte sie. »Ich weiß.«
    »Warum können wir nicht bei dir sein, Mama?«, fragte der Junge. »Ich will nicht bei ihr sein, ich will bei dir bleiben.«
    Sie strich ihm über die Haare, aber er wich instinktiv zurück und schob ihre Hand weg, ihr Großer.
    »Das ist Papas Woche«, sagte sie. »Das weißt du doch. Und ich bin genauso unterwegs und muss arbeiten. Ich muss auch nach Málaga.«
    »Arbeitest du mit Papa zusammen?«, fragte Kalle erstaunt.
    »Nein, eigentlich nicht. Wir sind nur zufällig am selben Ort.«
    »Warum dürfen wir nicht mitkommen?«
    »Papa und ich müssen beide arbeiten, wenn auch nicht zusammen. Wir haben unterschiedliche Berufe, weißt du.«
    Sie starrte in ihren Kaffeebecher und biss die Zähne zusammen. Sie wollte nicht zeigen, wie wahnsinnig sauer sie über Thomas’ Entscheidung war, die Kinder bei Sophia zu lassen, während er auf Dienstreise ging.
    Ellen war auf ihrem Platz plötzlich ganz still geworden. Die Hand des Mädchens umklammerte den Löffel und lag unbeweglich auf dem Teller. Sie sah auf den Toast, auf dem die Käseschicht mittlerweile erkaltet und fest geworden war. Der kleine Körper wurde von Schluchzern geschüttelt.
    »Liebes, was hast du denn?«
    Sie nahm ihre Tochter auf den Schoß und wiegte sie sacht. Das Mädchen sagte nichts, kroch nur in sich zusammen

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