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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Einwänden, mit denen ich gerechnet habe, stand dieser verdammt weit unten auf meiner Liste.«
    »Der schwedische Held ist mein Exmann«, sagte Annika. »Ich weiß, dass du große Stücke auf Inzest hältst, vor allem, wenn er in der Familie bleibt, aber das hier ist mir zu schmierig.«
    »Es gibt doch wohl noch irgendjemand anders da unten, einen schwedischen Polizisten, irgendeinen Verbindungsmann …«
    Sie blickte auf die Schreibtischplatte und zwang ihre Stimme, lässig zu klingen.
    »Der arbeitet inkognito«, sagte sie.
    »Es ist immer irgendein Offizieller da.«
    »Der andere ist Norweger.«
    Patrik stand gereizt auf.
    »Jetzt mach doch nicht alles so kompliziert. Die Faktenartikel sind leicht: ›So funktioniert der Drogenhandel‹. Du bringst Folgendes: Herstellung, Transport, Routen, Schmuggel und Vertrieb, aber schreib keine Romane. Mach es kurz und knackig. Und dann der andere: ›So funktioniert die Geldwäsche‹. Du beschreibst das Steuerparadies, die Methoden, die Unternehmen. Hier gilt ebenfalls: kurz und knapp. Ich geb dir Lotta mit, damit wir Fotos kriegen, die man auch drucken kann.«
    Er legte einen Stapel Ausdrucke auf ihren Laptop.
    »Flugtickets und Hotelzimmer?«, fragte Annika.
    »Flugtickets bekommst du im Laufe des Tages per Mail. Die Zimmer für euch musst du da unten besorgen. Aber nimm diesmal was Billiges.«
    »Was mache ich mit den Gasmorden?«, erkundigte sich Annika. »Suzette ist immer noch verschwunden. Der dritte Mörder ist noch auf freiem Fuß, und der Tresor wurde bisher auch nicht gefunden.«
    »Das ist Schnee von gestern«, entschied Patrik.
    »Ein verschwundenes Mädchen?«, protestierte Annika und merkte, dass ihr Ton hitzig wurde. »Wie kann das Schnee von gestern sein?«
    »Das war doch gar kein Mädchen, sondern bloß so ein verdammter Emo . Lass den Mist.«
    Annika schluckte. Er war den Streit nicht wert.
    »Wer ist Lotta?«, fragte sie stattdessen.
    »Eine neue Fotografin«, antwortete Patrik und ging zurück zu seinem Platz.
    Eva-Britt Qvist, die Vorsitzende des Journalistenverbands, kam durch die Redaktion marschiert, Annika fest im Visier.
    »Was will die denn schon wieder?«, flüsterte Annika Berit zu, die mit den Schultern zuckte.
    »Annika«, rief Eva-Britt Qvist. »Könnte ich dich kurz sprechen?«
    »Sicher«, erwiderte Annika. »Worum geht’s?«
    Die Verbandsvorsitzende hielt ihr einen Ausdruck hin. Annika nahm ihn und sah, dass es derselbe Text war, der ganz oben auf ihrem eigenen Stapel von Ausdrucken lag.
    »›Schwedische Regierung räumt mit Geldwäsche auf‹«, las sie und ließ das Blatt sinken. »Aha, und?«
    »Das ist doch die reinste Auftragsarbeit vom Justizministerium«, sagte Eva-Britt Qvist. »Wir müssen wirklich aufpassen, dass diese Zeitung kein unkritisches Propagandasprachrohr der Regierung wird.«
    Annika zog die Augenbrauen hoch.
    »Aber Eva-Britt«, sagte sie. »Findest du, dass ich wie ein Megaphon aussehe?«
    Die Gewerkschafterin wurde rot.
    »Einer muss doch zumindest versuchen, die ethischen Grundsätze aufrechtzuerhalten«, sagte sie und riss das Blatt wieder an sich.
    »Das hier ist eine gute und wichtige Artikelserie«, wandte Annika ein. »Sie rückt den Drogenhandel in Schweden in ein neues Licht und zeigt, wie die globale Wirtschaft und das internationale Verbrechen sich auf uns auswirken.«
    »Und warum bringen wir ihn dann nicht aus eigener Initiative? Warum ist das Justizministerium unser Auftraggeber?«
    »Das Justizministerium ist nur ein Türöffner. Als Reporter im Außeneinsatz braucht man Freunde am heimischen Herd, das weißt du doch selbst.«
    Berit schnitt eine kleine Grimasse hinter Eva-Britts Rücken: Autsch, das hat gesessen. Tatsächlich hatte Eva-Britt nämlich nie als Journalistin gearbeitet, das war ein ganz empfindlicher Punkt bei ihr. Sie hatte als Archivarin angefangen und sich dann zur Sekretärin weitergebildet, bevor sie Gewerkschaftsfunktionärin wurde.
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und rauschte davon.
    »Und ich dachte, du stehst dieser Artikelserie höchst skeptisch gegenüber«, sagte Berit, nachdem Eva-Britt verschwunden war.
    Annika lächelte.
    »Ich habe meine Meinung geändert«, sagte sie und loggte sich bei infotorg.se ein. »Was machst du heute?«
    »Der Oberste Gerichtshof hat die Revision im Fall Filip Andersson zugelassen«, sagte Berit. »Ich werde wohl eine Meldung darüber schreiben.«
    Annika wandte den Blick vom Bildschirm und sah ihre Kollegin erstaunt hat.
    »Du klingst so

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