Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalter Tod

Kalter Tod

Titel: Kalter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
Sie sind dabei. Sie werden voll mit einbezogen.«
    Der FBI-Mann nickte, als wäre auf diese Zusicherung hundertprozentiger Verlass.
    »Gut«, sagte Bosch. »Genau das ist es, was ich hören wollte.«
    Er sah Walling zwecks einer Bestätigung der Aussage ihres Partners an. Aber sie schaute weg.

4
    Als Alicia Kent schließlich aus dem Schlafzimmer kam, hatte sie sich das Haar gebürstet und das Gesicht gewaschen, aber nur den weißen Bademantel angezogen.
    Erst jetzt merkte Bosch, wie attraktiv sie war. Klein und zierlich, ein dunkler Typ und irgendwie exotisch. Er vermutete, der Umstand, dass sie den Namen ihres Mannes angenommen hatte, hatte eine Blutlinie von irgendwo weit weg kaschiert. Ihr schwarzes Haar hatte etwas Lumineszierendes. Es rahmte ein dunkelhäutiges Gesicht ein, das schön und bekümmert zugleich war.
    Sie merkte, dass Brenner hinzugekommen war, worauf dieser zum Gruß nickte und sich vorstellte. Alicia Kent schien wegen der jüngsten Vorfälle noch so durcheinander, dass sie bei Brenner keinerlei Zeichen des Wiedererkennens zeigte, wie sie das bei Walling getan hatte. Brenner führte sie zur Couch und forderte sie auf, sich zu setzen.
    »Wo ist mein Mann?«, fragte sie, diesmal mit einer Stimme, die fester und ruhiger war als zuvor. »Ich will endlich wissen, was los ist.«
    Rachel setzte sich neben sie, um sie, wenn nötig, zu trösten. Brenner nahm am Kamin Platz. Bosch blieb stehen. Er setzte sich grundsätzlich nicht gern, wenn er eine solche Nachricht zu überbringen hatte.
    »Mrs. Kent«, begann Bosch, um sich auf diese Weise seinen Zugriff auf den Fall zu bewahren. »Ich bin Detective des Morddezernats. Ich bin hier, weil wir heute Abend die Leiche eines Mannes gefunden haben, von dem wir glauben, dass es Ihr Mann ist. Ich bedaure zutiefst, Ihnen das sagen zu müssen.«
    Ihr Kopf sackte vornüber, als sie die Nachricht aufnahm, dann kamen ihre Hände hoch, und sie bedeckte ihr Gesicht mit ihnen. Ein Schauder lief durch ihren Körper, und hinter ihren Händen kam ein hilfloses Stöhnen hervor. Dann begann sie zu weinen, in tiefen Schluchzern, die ihre Schultern so heftig schüttelten, dass sie die Hände von ihrem Gesicht nehmen musste, um den Bademantel am Auffallen zu hindern. Walling legte ihr die Hand auf den Nacken.
    Brenner fragte sie, ob er ihr ein Glas Wasser bringen solle, und sie nickte. Während er weg war, betrachtete Bosch die Frau des Ermordeten und sah die Tränen über ihre Wangen strömen. Es war die reinste Drecksarbeit, jemandem mitzuteilen, dass ein Mensch, den der Betreffende liebte, tot war. Er hatte es Hunderte Male getan, aber trotzdem war es nichts, an das man sich gewöhnte oder worin man Routine bekam. Er hatte es auch schon von der anderen Seite her erlebt. Als mehr als vierzig Jahre zuvor seine Mutter ermordet worden war, war es ihm von einem Polizisten mitgeteilt worden, als er gerade aus dem Swimmingpool eines Jugendheims stieg. Seine Reaktion auf die Nachricht war gewesen, wieder ins Wasser zu springen und zu versuchen, nie mehr hochzukommen.
    Brenner brachte ein Glas Wasser, und die frischgebackene Witwe trank es zur Hälfte leer. Bevor jemand eine weitere Frage stellen konnte, klopfte es an der Eingangstür. Bosch stand auf und ließ zwei Rettungssanitäter mit großen Ausrüstungskoffern herein. Bosch machte ihnen Platz, als sie ins Wohnzimmer kamen, um Alicia Kent auf ihren körperlichen Zustand hin zu untersuchen. Er winkte Walling und Brenner in die Küche, um sich dort im Flüsterton mit ihnen zu beraten. Er merkte, dass sie diese Frage früher hätten klären sollen.
    »Wie wollen Sie bei ihr vorgehen?«, fragte Bosch.
    Brenner breitete wieder die Hände aus, als sei er für alle Vorschläge offen. Diese Geste schien sein Markenzeichen zu sein.
    »Ich würde vorschlagen, Sie übernehmen weiter die Führung«, sagte der FBI-Mann. »Wir schalten uns nur, wenn nötig, ein. Wenn Sie das nicht wollen, könnten wir …«
    »Nein, schon in Ordnung. Ich übernehme weiter die Führung.«
    Er sah Walling an und wartete auf einen Einwand von ihr, aber auch sie war einverstanden. Er wandte sich zum Gehen, aber Brenner hielt ihn zurück.
    »Bosch, ich will Ihnen nichts vormachen«, sagte der FBI-Mann.
    Bosch drehte sich wieder um.
    »Soll heißen?«
    »Soll heißen, ich habe Erkundigungen über Sie eingezogen. Es heißt, Sie …«
    »Was soll das heißen, Sie haben Erkundigungen über mich eingezogen? Haben Sie Fragen über mich gestellt?«
    »Ich musste wissen,

Weitere Kostenlose Bücher