Kalter Tod
mit wem wir hier zusammenarbeiten. Alles, was ich davor über Sie wusste, war das, was ich über Echo Park gehört habe. Ich wollte …«
»Wenn Sie irgendwelche Fragen haben, fragen Sie am besten mich.«
Er hob die Hände, die Handflächen nach außen gestreckt.
»Einverstanden.«
Bosch verließ die Küche und wartete im Wohnzimmer, bis die Rettungssanitäter mit Alicia Kent fertig waren. Er beobachtete, wie einer der Sanitäter eine Creme auf die Abschürfungen an ihren Hand- und Fußgelenken auftrug. Der andere maß ihren Blutdruck. An ihrem Hals und an einem Handgelenk sah er Verbände, die anscheinend Verletzungen bedeckten, die ihm vorher nicht aufgefallen waren.
Boschs Handy summte, und er ging in die Küche zurück, um den Anruf entgegenzunehmen. Er stellte fest, dass Walling und Brenner verschwunden waren; anscheinend hatten sie sich in einen anderen Teil des Hauses zurückgezogen. Das beunruhigte ihn. Er wusste nicht, wonach sie suchten oder was sie vorhatten.
Der Anruf war von seinem Partner. Ferras war endlich am Tatort eingetroffen.
»Ist die Leiche noch da?«, fragte Bosch.
»Nein, die Rechtsmediziner haben den Tatort gerade freigegeben«, sagte Ferras. »Ich glaube, die Spurensicherung wird auch jeden Moment fertig.«
Bosch berichtete ihm von der neuen Richtung, die der Fall einzuschlagen schien, und erzählte ihm von der Beteiligung des FBI und den potenziell gefährlichen Materialien, zu denen Stanley Kent Zugang gehabt hatte. Dann legte er ihm nahe, sich in der Nachbarschaft umzuhören und nach Zeugen zu suchen, die irgendetwas gesehen oder gehört hatten, was in Zusammenhang mit dem Mord an Stanley Kent stehen könnte. Ihm war klar, dass die Aussichten sehr gering waren, weil nach den Schüssen niemand unter der Notrufnummer angerufen hatte.
»Soll ich das wirklich jetzt tun, Harry? Es ist mitten in der Nacht, und die Leute schla…«
»Ja, Ignacio, das sollen Sie jetzt tun.«
Bosch hatte keine Probleme damit, Leute aufzuwecken. Es war ohnehin anzunehmen, dass der Generator für die Tatortbeleuchtung bereits die ganze Nachbarschaft aus dem Schlaf gerissen hatte. Außerdem musste die Befragung der Menschen in unmittelbarer Umgebung des Tatorts auf jeden Fall vorgenommen werden, und je früher sie Zeugen fanden, desto besser.
Als Bosch aus der Küche kam, hatten die Sanitäter ihre Sachen bereits wieder zusammengepackt und waren im Aufbruch begriffen. Sie sagten Bosch, dass Alicia Kent bis auf ein paar kleine Verletzungen und Hautabschürfungen körperlich nichts fehlte. Außerdem sagten sie, sie hätten ihr zur Beruhigung eine Tablette gegeben und eine Tube mit Creme, die sie auf die Abschürfungen an Hand- und Fußgelenken auftragen sollte.
Walling saß wieder neben Alicia Kent auf der Couch, und Brenner hatte wieder in dem Sessel am Kamin Platz genommen.
Bosch setzte sich in einen Sessel, der direkt gegenüber von Alicia Kent am Couchtisch stand.
»Mrs. Kent«, begann er, »wir bedauern Ihren Verlust und das Schreckliche, was Sie durchgemacht haben, zutiefst. Aber es ist sehr wichtig, dass wir mit den Ermittlungen rasch voranschreiten. In einer perfekten Welt würden wir warten, bis Sie so weit sind, um mit uns zu sprechen. Aber wir leben leider nicht in einer perfekten Welt. Das wissen Sie jetzt besser als wir. Wir müssen Ihnen Fragen über die Dinge stellen, die hier heute Abend passiert sind.«
Sie verschränkte die Arme über der Brust, und zum Zeichen, dass sie das verstand, nickte sie.
»Dann lassen Sie uns am besten gleich anfangen«, sagte Bosch. »Können Sie uns sagen, was passiert ist?«
»Zwei Männer«, antwortete sie unter Tränen. »Ich habe sie kein einziges Mal gesehen. Ihre Gesichter, meine ich. Ich habe ihre Gesichter kein einziges Mal gesehen. Es klopfte an der Tür, und ich öffnete. Es war aber niemand zu sehen. Und als ich die Tür wieder schließen wollte, waren sie plötzlich da. Sie trugen Masken und Kapuzen – solche Sweatshirts mit einer Kapuze. Sie drängten mich ins Haus zurück und packten mich. Sie hatten ein Messer, und einer von ihnen hielt mich fest und drückte es mir an die Kehle. Er drohte, mir die Kehle durchzuschneiden, wenn ich nicht genau täte, was er sagte.«
Sie fasste an den Verband an ihrem Hals.
»Wissen Sie noch, wann das war?«, fragte Bosch.
»Es war kurz vor sechs«, sagte sie. »Es war schon eine Weile dunkel, und ich wollte gerade mit dem Abendessen beginnen. Meistens kommt Stanley um sieben nach Hause. Außer er hat im
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