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Kalter Tod

Kalter Tod

Titel: Kalter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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South County oder oben in der Wüste zu tun.«
    Die Erinnerung an die Gewohnheiten ihres Mannes trieb Alicia Kent erneut Tränen in Augen und Stimme. Um sie am Abschweifen zu hindern, stellte Bosch die nächste Frage. Er glaubte, feststellen zu können, dass sie bereits langsamer zu sprechen begann. Die Tablette, die ihr die Sanitäter gegeben hatten, begann zu wirken.
    »Was haben die Männer getan, Mrs. Kent?«, fragte er.
    »Sie packten mich und brachten mich ins Schlafzimmer. Sie zwangen mich, mich aufs Bett zu setzen und mich auszuziehen. Dann fingen sie an – nein, einer von ihnen fing an, mir Fragen zu stellen. Ich hatte schreckliche Angst. Wahrscheinlich wurde ich hysterisch, und er schlug mich und brüllte mich an. Er sagte, ich solle mich beruhigen und seine Fragen beantworten.«
    »Was wollte er von Ihnen wissen?«
    »An alles kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich hatte solche Angst.«
    »Versuchen Sie es einfach, Mrs. Kent. Es ist wichtig. Es wird uns helfen, die Mörder Ihres Mannes zu finden.«
    »Er fragte mich, ob wir eine Pistole hätten, und er fragte mich, wo …«
    »Einen Augenblick bitte, Mrs. Kent«, sagte Bosch. »Alles der Reihe nach. Er fragte Sie, ob Sie eine Pistole hätten. Was haben Sie ihm gesagt?«
    »Ich hatte solche Angst. Ich sagte ihm, ja, wir haben eine Pistole. Er fragte, wo sie wäre, und ich sagte ihm, sie ist in der Nachttischschublade meines Mannes. Das war die Pistole, die wir uns zugelegt haben, nachdem Sie uns auf die Gefahren aufmerksam gemacht haben, die Stans Job mit sich brachte.«
    Als sie Letzteres sagte, sah sie Walling an.
    »Hatten Sie keine Angst, sie könnten Sie damit erschießen?«, fragte Bosch. »Warum haben Sie ihnen gesagt, wo die Pistole war?«
    Alicia Kent schaute auf ihre Hände hinab.
    »Ich saß nackt da. Ich war sowieso schon sicher, dass sie mich vergewaltigen und umbringen würden. Wahrscheinlich dachte ich, es würde sowieso keine Rolle mehr spielen.«
    Bosch nickte, als verstünde er.
    »Was haben die Männer Sie sonst noch gefragt, Mrs. Kent?«
    »Sie wollten wissen, wo die Autoschlüssel sind. Ich habe es ihnen gesagt. Ich habe ihnen alles gesagt, was sie wissen wollten.«
    »Sprechen wir jetzt von Ihrem Auto?«
    »Ja, von meinem. Es steht in der Garage. Ich lasse die Schlüssel immer auf der Arbeitsplatte in der Küche.«
    »Ich habe in der Garage schon nachgesehen. Sie ist leer.«
    »Ich habe das Garagentor gehört – als sie hier waren. Sie müssen das Auto genommen haben.«
    Brenner stand unvermittelt auf.
    »Das müssen wir gleich durchgeben«, sagte er. »Können Sie uns die Autonummer sagen, und was für ein Modell es war?«
    »Ein Chrysler dreihundert. Die Autonummer weiß ich nicht. Aber ich kann sie in den Versicherungsunterlagen nachsehen.«
    Brenner hob die Hände, um sie davon abzuhalten, aufzustehen.
    »Nicht nötig. Das kriege ich auch so heraus. Ich werde gleich anrufen.«
    Er stand auf und zog sich in die Küche zurück, um das Gespräch führen zu können, ohne sie bei der Befragung zu stören.
    Bosch fuhr mit seinen Fragen fort.
    »Was haben sie Sie sonst noch gefragt, Mrs. Kent?«
    »Sie wollten unsere Kamera. Die Kamera, die mein Mann an seinen Computer angeschlossen hatte. Ich sagte ihnen, Stanley hätte eine Kamera und dass sie wahrscheinlich in seinem Schreibtisch wäre. Immer, wenn ich eine Frage beantwortete, übersetzte der eine – derjenige, der sie stellte – für den anderen, und dann ging dieser Mann aus dem Zimmer. Ich nehme an, er ging die Kamera holen.«
    Jetzt stand Walling auf und ging in den Flur, der zu den Schlafzimmern führte.
    »Rachel, nichts anfassen«, sagte Bosch. »Die Spurensicherung muss jeden Augenblick kommen.«
    Walling winkte, als sie im Flur verschwand. Dann kam Brenner ins Wohnzimmer zurück und nickte Bosch zu.
    »Der BOLO ist gerade rausgegangen«, sagte er.
    Alicia Kent fragte, was ein BOLO sei.
    »Das ist eine Aufforderung an alle Polizisten, nach Ihrem Auto Ausschau zu halten«, erklärte ihr Bosch. »Was passierte dann mit den zwei Männern, Mrs. Kent?«
    Ihr kamen wieder die Tränen, als sie antwortete.
    »Sie … sie haben mich auf diese fürchterliche Art gefesselt und mich mit einer der Krawatten meines Mannes geknebelt. Und als dann der eine mit der Kamera zurückkam, machte der andere ein Foto von mir.«
    Bosch entging der Ausdruck tiefer Erniedrigung in ihrem Gesicht nicht.
    »Er hat ein Foto von Ihnen gemacht?«
    »Ja, mehr nicht. Dann verließen beide das Zimmer.

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