Kalter Tod
Bescheid weiß und seine Zustimmung erteilt hat.«
»Der Chief hat mich ermächtigt, meine Einheit nach eigenem Ermessen zu leiten. Fragen Sie etwa den Chief jedesmal um Erlaubnis, bevor Sie losziehen und eine Festnahme vornehmen?«
Er wandte sich ab und marschierte herrisch zu seinen Männern zurück. Bosch und Ferras schauten ihm hinterher.
»Oh-oh«, sagte Ferras.
»Allerdings«, sagte Bosch.
Bosch entfernte sich vom stinkenden Heck des Müllautos und holte sein Handy heraus. Er durchsuchte sein Adressbuch nach Rachel Wallings Namen. Er hatte gerade die Ruftaste gedrückt, als Hadley direkt vor seiner Nase auftauchte. Bosch hatte ihn nicht kommen hören.
»Detective! Wen rufen Sie an?«
Bosch zögerte nicht.
»Meinen Lieutenant. Er wollte, dass ich ihn auf dem Laufenden halte, sobald wir hier sind.«
»Keine Handys, kein Funkkontakt. Sie könnten abgehört werden.«
»Von wem?«
»Geben Sie mir das Handy.«
»Captain?«
»Geben Sie mir das Handy, oder ich lasse es Ihnen wegnehmen. Wir werden diesen Einsatz nicht gefährden.«
Bosch klappte das Handy zu, ohne die Verbindung zu unterbrechen. Wenn er Glück hatte, ginge Walling dran und hörte alles mit. Möglicherweise zog sie die richtigen Schlüsse und verstand die Warnung. Vielleicht gelang es dem FBI sogar, das Handy zu orten und am Silver Lake anzurücken, bevor die Sache vollends in die Hose ging.
Er reichte Hadley das Handy, worauf dieser sich Ferras zuwandte.
»Ihres auch, Detective.«
»Sir, meine Frau ist im achten Monat. Ich brauche …«
»Ihr Handy, Detective. Sie sind entweder für uns oder gegen uns.«
Hadley streckte die Hand aus, worauf Ferras widerstrebend das Telefon von seinem Gürtel nahm und dem Captain aushändigte.
Hadley ging zu einem der Geländewagen, öffnete die Beifahrertür und legte die Handys ins Handschuhfach. Er schlug die Klappe energisch zu und warf einen herausfordernden Blick in Richtung Bosch und Ferras, als wollte er sagen: Versucht doch, eure Telefone zurückzubekommen.
Dann wurde die Aufmerksamkeit des Captain auf einen dritten schwarzen Geländewagen gelenkt, der gerade angefahren kam. Der Fahrer reckte dem Captain seinen erhobenen Daumen entgegen. Hadley zeigte mit einem Finger nach oben und vollführte eine Kreisbewegung damit.
»Es geht los, Leute«, verkündete er. »Wir haben den Durchsuchungsbefehl. Jeder weiß, was er zu tun hat. Perez, verständigen Sie die Luftunterstützung und fordern Sie ein fliegendes Auge an. Und der Rest, aufgesessen! Wir gehen rein.«
Mit wachsendem Entsetzen sah Bosch zu, wie die OHS-Männer ihre Waffen durchluden und Helme mit Visieren aufsetzten. Zwei der Männer, die zum Strahlenschutz-Team bestimmt worden waren, begannen, Schutzanzüge anzulegen.
»Das ist doch Wahnsinn«, hauchte Ferras.
»Der Vietkong surft nicht«, sagte Bosch.
»Was?«
»Nichts. Das war vor Ihrer Zeit.«
14
Der Huey knatterte über eine 12 Hektar große Kautschukplantage und setzte mit dem üblichen wirbelsäulenknautschenden Ruck auf. Hari Kari Bosch, Bunk Simmons, Ted Furness und Gabe Finley hopsten in den Schlamm, wo Captain Gillette bereits auf sie wartete; er drückte sich den Helm auf den Kopf, um ihn im Luftzug der Rotoren nicht zu verlieren. Der Hubschrauber hatte seine Mühe, die Kufen aus dem Schlamm zu ziehen – es war der erste trockene Tag nach sechs Tagen Regen –, aber schließlich hob er ab und folgte dem Verlauf eines Bewässerungskanals in Richtung III.-Corps-Hauptquartier. »Kommen Sie mit, Männer«, sagte Gillette. Bosch und Simmons waren schon lang genug hier, um Spitznamen zu haben, aber Furness und Finless waren neu und hundertprozentig AAA – Ausbildung am Arbeitsplatz –, und Bosch wusste, sie hatten die Hosen gewaltig voll. Das würde ihr erster Einsatz, und nichts, was sie einem in der Tunnelschule in San Diego beibrachten, konnte einen auf die Anblicke, Geräusche und Gerüche vorbereiten, die einen erwarteten, wenn es ernst wurde.
Der Captain führte sie zu einem unter dem Kommandozelt aufgestellten Kartentisch und erklärte ihnen seinen Plan. Das Netz unterirdischer Gänge unter Ben Cat war sehr ausgedehnt und musste im Zuge der Bemühungen, das darüberliegende Dorf einzunehmen, als Erstes ausgeschaltet werden. Die durch Spezialeinheiten und Hinterhalte des Vietcongs erlittenen Verluste innerhalb des Lagers nahmen beständig zu. Der Captain erklärte ihnen, er bekäme vom III.-Corps-Kommando inzwischen bereits täglich die Hölle heiß gemacht. Dass
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