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Kalter Tod

Kalter Tod

Titel: Kalter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ein Mann in einem Baum«, sagte Hadley grinsend. »Er gibt uns Bescheid, wenn sich im Haus etwas tut, bevor wir zuschlagen können.«
    Er reichte Bosch die Tüten. Zwei von ihnen enthielten schwarze wollene Skimasken. In der dritten war ein Zettel mit einem von Hand gezeichneten Stadtplan. Bosch sah ihn sich genau an. Er bestand aus einer Reihe sich kreuzender Linien, von denen zwei als Arrowhead und Mulholland gekennzeichnet waren. Unter Berücksichtigung dieser Angaben hatte man einen relativ genauen Straßenplan der Gegend, in der Stanley Kent gelebt hatte und gestorben war.
    Bosch gab die Tüten zurück und schüttelte den Kopf.
    »Also ich finde, Sie sollten lieber warten, Captain.«
    Hadley schien schockiert über den Vorschlag.
    »Warten? Auf gar keinen Fall. Wenn dieser Kerl und seine Freunde das Reservoir mit diesem Zeug vergiften, glauben Sie etwa, die Bewohner dieser Stadt werden es als Entschuldigung akzeptieren, dass wir so lange gewartet haben, weil wir uns bis aufs i-Tüpfelchen an die Vorschriften halten wollten? Wir werden nicht warten.«
    Er unterstrich seine Entschlossenheit, indem er den Kaugummi aus dem Mund nahm und in das Müllauto warf. Er nahm den Fuß von der Stoßstange und begann, zu seinem Team zurückzugehen, machte dann aber noch einmal kehrt und kam direkt auf Bosch zu.
    »Wenn Sie mich fragen, haben wir hier den Kopf einer Terrorzelle, die von diesem Haus aus operiert, und wir gehen da jetzt rein und heben den Laden aus. Was haben Sie damit für ein Problem, Detective Bosch?«
    »Es ist zu einfach, damit habe ich ein Problem. Ich will mich hier keineswegs bis aufs i-Tüpfelchen an die Vorschriften halten. Aber sehen Sie denn nicht, dass wir es hier mit einem sorgfältig geplanten Verbrechen zu tun haben, Captain? Diese Männer hätten das Auto auf keinen Fall einfach vor dem Haus abgestellt oder diese Gegenstände in die Mülltonne geworfen. Überlegen Sie doch mal.«
    Dabei beließ es Bosch. Er beobachtete, wie Hadley nachdachte und schließlich den Kopf schüttelte.
    »Vielleicht wurde das Auto ja gar nicht abgestellt«, sagte er. »Vielleicht wollen sie es noch weiter verwenden. Es gibt eine Menge Variablen, Bosch. Dinge, die wir nicht wissen. Wir gehen da jetzt auf jeden Fall rein. Wir haben dem Richter den Sachverhalt geschildert, und er meinte, wir hätten einen berechtigten Anlass. Mir genügt das. Wir kriegen gleich einen Durchsuchungsbefehl, und davon werden wir auch Gebrauch machen.«
    Bosch war noch nicht bereit, aufzugeben.
    »Woher haben Sie den Tipp, Captain? Wie haben Sie das Auto gefunden?«
    Hadleys Kiefer begannen zu arbeiten, und erst nach einer Weile merkte er, dass er den Kaugummi schon weggeworfen hatte.
    »Von einer meiner Quellen«, sagte er. »Wir haben hier in den letzten vier Jahren ein umfangreiches Netzwerk aufgebaut. Heute macht es sich bezahlt.«
    »Heißt das, Sie wissen, wer die Quelle ist, oder ist der Hinweis anonym eingegangen?«
    Hadley machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Das spielt doch keine Rolle. Die Info war richtig. Das ist das Auto dort oben. Da besteht überhaupt kein Zweifel.«
    Er deutete in Richtung Reservoir. Hadleys ausweichende Antwort verriet Bosch, dass es ein anonymer Tipp gewesen war, ein untrüglicher Hinweis darauf, dass es eine Falle war.
    »Captain, ich muss Ihnen dringend raten, nichts zu unternehmen«, sagte Bosch. »An der Sache ist etwas faul. Es ist zu simpel, und das war kein simpler Plan. Es ist ein Ablenkungsmanöver, und wir müssen erst versuchen, herauszufinden …«
    »Wir werden nicht warten, Detective. Es könnten Menschenleben in Gefahr sein.«
    Bosch schüttelte den Kopf. Er kam nicht zu Hadley durch. Der Mann glaubte, er stünde dicht vor einem Erfolg, der jeden Fehler, den er je gemacht hatte, aufheben würde.
    »Wo ist denn das FBI?«, fragte Bosch. »Sollten sie nicht …«
    »Wir brauchen das FBI nicht«, sagte Hadley aufgebracht. »Wir haben die Ausbildung, die Ausrüstung und das Können. Und was noch wichtiger ist, wir haben den nötigen Mumm. Außerdem kümmern wir uns endlich mal wieder selbst um unseren Kram.«
    Er deutete auf den Boden, als wäre die Stelle, wo er stand, das letzte Schlachtfeld zwischen FBI und LAPD.
    »Und der Chief?« Bosch gab nicht auf. »Weiß er Bescheid? Ich war gerade …«
    Bosch verstummte. Ihm war die Ermahnung des Polizeichefs eingefallen, ihr Treffen im Donut Hole für sich zu behalten.
    »Wo waren Sie gerade?«, fragte Hadley.
    »Ich will nur wissen, ob er

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