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Kalter Tod

Kalter Tod

Titel: Kalter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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hochgeorgelt, und die Knöchel seiner Hände am Lenkrad traten weiß hervor.
    » Wo fahren wir hin?« , versuchte Rachel Walling das Heulen der Sirene zu übertönen.
    »Das habe ich dir doch gesagt. Ich bringe dich zum Caesium.«
    »Was soll das heißen?«
    »Es heißt, dass Rettungssanitäter gerade einen Mann mit akutem Strahlungssyndrom in der Notaufnahme des Queen of Angels eingeliefert haben. In vier Minuten sind wir da.«
    »Verdammt! Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    Die Antwort darauf war, dass er sich einen Vorsprung hatte verschaffen wollen, aber das sagte er ihr nicht. Er blieb still, als sie ihr Handy aufklappte und eine Nummer eingab. Dann hob sie die Hand ans Dach des Autos und schaltete die Sirene aus.
    »Was machst du da?«, rief Bosch. »Ich brauche …«
    »Bei dem Lärm kann doch kein Mensch telefonieren!«
    Bosch ging vom Gas und fuhr mit hundertzwanzig weiter. Kurz darauf kam die Verbindung zustande, und Bosch hörte sie Befehle erteilen. Er hoffte, der Adressat wäre Brenner und nicht Maxwell.
    »Leiten Sie das Team vom Mark Twain ins Queen of Angels um. Stellen Sie ein Kontaminationsteam zusammen und schicken Sie es ebenfalls dorthin. Außerdem brauchen wir Verstärkung und ein DOE-Analyse-Team. Wir haben einen Strahlenunfall, der uns zu dem vermissten radioaktiven Material führen könnte. Veranlassen Sie das und rufen Sie mich dann zurück. Ich bin in drei Minuten vor Ort.«
    Sie beendete das Gespräch, und Bosch schaltete die Sirene wieder ein.
    »Vier Minuten, habe ich gesagt!«, brüllte er.
    »Lass doch mal sehen, was du drauf hast!«, brüllte sie zurück.
    Er stieg wieder aufs Gas, obwohl es nicht wirklich nötig war. Er war sicher, dass sie als Erste im Krankenhaus ankommen würden. Sie waren auf dem Freeway bereits an Silver Lake vorbei und näherten sich Hollywood. In Wirklichkeit wollte er sich nur die Gelegenheit nicht entgehen lassen, auf dem Hollywood Freeway mit hundertfünfzig Sachen fahren zu dürfen. Es gab in Los Angeles nicht viele, die behaupten konnten, das bei Tageslicht getan zu haben.
    »Wer ist das Opfer?« , schrie Rachel.
    »Keine Ahnung. «
    Darauf sagten sie lange nichts mehr. Bosch konzentrierte sich aufs Fahren. Und auf seine Gedanken. Es gab so vieles, was ihm an dem Fall seltsam vorkam. Bald müsste er darüber sprechen.
    »Wieso, glaubst du, haben sie ihn ausgesucht?« , sagte er schließlich.
    »Was?« Walling wurde aus ihren Gedanken gerissen.
    »Moby und El-Fayed. Wie sind sie ausgerechnet auf Stanley Kent gekommen?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht können wir sie das ja selbst fragen, wenn das im Krankenhaus einer von ihnen ist. «
    Bosch ließ etwas Zeit verstreichen. Er hatte das Gebrülle satt. Doch dann schrie er eine weitere Frage zu ihr hinüber.
    »Kommt es dir nicht komisch vor, dass alles aus dem Haus kam?«
    »Wie meinst du das?«
    »Die Waffe, die Kamera, der Computer, den sie benutzt haben. Alles. In der Speisekammer sind Ein-Liter-Colaflaschen, und Alicia Kent haben sie mit denselben Kabelbindern gefesselt, mit denen sie die Rosen im Garten befestigt hat. Gibt dir das nicht zu denken? Sie hatten nichts als ein Messer und diese Skimasken bei sich, als sie ins Haus kamen. Kommt dir das bei diesem Fall nicht ein bisschen eigenartig vor?«
    »Vergiss bitte nicht, dass diese Leute sehr findig sind. Das bringen sie ihnen in den Lagern bei. El-Fayed wurde in einem Al-Kaida-Camp in Afghanistan ausgebildet. Er wiederum hat Nassar ausgebildet. Sie behelfen sich mit dem, was gerade vorhanden ist. Man könnte sagen, sie haben das World Trade Center mit zwei Flugzeugen oder mit zwei Teppichmessern zum Einsturz gebracht. Alles nur eine Frage, wie man die Sache sieht. Wichtiger als die Hilfsmittel, die sie haben, ist ihre bedingungslose Entschlossenheit – und das dürfte doch etwas sein, was gerade du zu schätzen wissen müsstest. «
    Bosch wollte etwas erwidern, aber sie erreichten gerade die Ausfahrt, und er musste sich darauf konzentrieren, sich durch den Verkehr auf normalen Straßen zu schlängeln. Zwei Minuten später machte er endlich die Sirene aus und fuhr in die Krankenwageneinfahrt des Queen of Angels.
    Felton nahm sie im überfüllten Wartezimmer der Notaufnahme in Empfang und führte sie in den Behandlungsbereich, wo es sechs Abteile gab. Ein Sicherheitsbeamter der Klinik stand vor einem der mit Vorhängen abgetrennten Abteile, und Bosch ging auf ihn zu und zückte seine Dienstmarke. Ohne wirklich von dem Wachmann Notiz zu

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