Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
herauszufinden. Er begann mit dem Einwohnerregister, während Gunna Kontakt mit der Bank aufnahm.
»Das ist richtig, Jón Jóhannsson«, wiederholte sie und ratterte seine Identifikationsnummer zum zweiten Mal herunter, ohne einen Blick auf den Zettel zu werfen, auf dem sie die Nummer notiert hatte.
»Einen Augenblick, bitte. Ich verbinde dich mit der Datenverarbeitung«, sagte eine Stimme und verband sie zum zweiten Mal weiter. Gunna schäumte vor Wut, während sie von Kaufhausmusik berieselt wurde.
»Datenverarbeitung. Hallo?«, meldete sich die dritte Stimme.
Gunna stellte sich zum dritten Mal vor und sprach sofort weiter, bevor der Mann am anderen Ende der Leitung sie in eine Warteschleife legen oder weiterverbinden konnte. »Ich muss einen eurer Kunden ausfindig machen und brauche so viele Informationen wie möglich über ihn. Es ist außerordentlich wichtig.«
»Ich muss dich zurückrufen. Aus Sicherheitsgründen«, sagte der Mann unsicher.
Gunna gab ihm schnell ihre Durchwahl, legte auf und fluchte. Sie war sich sicher, dass es mindestens eine halbe Stunde dauern würde, bevor die Bank zurückrief. Zu ihrer Überraschung klingelte das Telefon beinahe sofort.
»Gunnhildur? Gut. Hier spricht Árni von der Bank, tut mir leid. So sind die Vorschriften, das verstehst du sicher. Also, über wen brauchst du Informationen? Ich kann dir nicht viel sagen, tut mir leid.«
»Der Mann heißt Jón Jóhannsson«, wiederholte sie und spulte erneut seine Identifikationsnummer herunter. Während sie sprach, hörte sie das Klappern der Tastatur in der Bank.
»Okay. Das Gespräch wird nicht aufgezeichnet, oder?«, fragte Árni mit einem nervösen Lachen.
»Nein, natürlich nicht. Es ist sehr dringend, hast du eine Adresse oder eine Telefonnummer für mich?«
»Unter der einzigen Adresse, die wir haben, wohnt er nicht mehr. Das Haus wurde zwangsenteignet und verkauft, aber er hat uns keinen neuen Wohnsitz mitgeteilt. Daher wird die Post immer noch an diese Adresse geschickt.«
Gunna knirschte mit den Zähnen. »Hast du vielleicht eine Telefonnummer?«
»Äh, ja. Es gibt eine Handynummer.«
»Wie lautet sie?«
»Hör mal, ich bin nicht sicher, ob ich diese Information weitergeben darf. Datenschutz, du weißt schon.«
Gunna atmete tief durch. »Wo befindet sich dein Büro?«
»Wie bitte?«
»Ich sagte, wo befindet sich dein Büro?«
»Naja, ich arbeite in Borgartún, aber ich verstehe nicht, was –«
»Du wirst es verstehen, wenn ich in zehn Minuten vor deinem Schreibtisch auftauche. Sieh mal, es geht hier um keine Kleinigkeit. Wie lautet die Handynummer?«
Árni nannte ihr die sieben Ziffern, und Gunna schrieb mit.
»Danke. Wann hattet ihr zuletzt Kontakt zu ihm? Ich meine den letzten persönlichen Kontakt, nicht schriftlichen.«
Erneut war das Klappern der Tastatur zu hören.
»Letzte Woche. Sein persönlicher Kundenbetreuer hat mit ihm gesprochen, und das Protokoll besagt, dass sie für heute ein Treffen vereinbart haben.«
»Wann und wo?«
»Ich nehme an, in Kópavogur, dort ist die Filiale, zu der er gewöhnlich geht. Die Uhrzeit weiß ich nicht, du müsstest mit dem Kundenbetreuer selbst sprechen.«
Gunna trommelte mit den Fingern auf ihren Schreibtisch. »Hast du einen Namen und eine Telefonnummer für mich?«
»Er heißt Hrannar Antonsson, seine Durchwahl ist die 967.«
»Vielen Dank, du hast mir sehr geholfen«, sagte Gunna und legte auf.
Sie fragte sich, ob sie Hrannar Antonsson anrufen oder die Handynummer von Jón Jóhannsson ausprobieren sollte. Ein Anruf könnte ihn warnen, aber sicher wusste der Mann ohnehin, dass er gesucht wurde – vorausgesetzt, er war für Bjartmars Tod verantwortlich. Schnell tippte sie die Handynummer ein und lauschte eine halbe Ewigkeit dem Wählton, bevor sich eine dünne Stimme meldete.
»Hallo …?«
»Hallo. Mit wem spreche ich denn, bitte?«, fragte Gunna höflich.
»Mein Name ist Elín Harpa. Und wer bist du?«
»Hier spricht Gunnhildur Gísladóttir von der Kriminalpolizei, Dezernat für Gewaltverbrechen. Ich suche Jón Jóhannsson.«
»Polizei?«
»Das ist richtig.«
»Er ist weggegangen und hat sein Handy vergessen«, sagte Elín Harpa. »Warum? Was hat er getan?«
»Wir sind im Zusammenhang mit einer Ermittlung auf seine Handynummer gestoßen, und ich muss nur etwas überprüfen«, sagte Gunna vorsichtig, während sie sich fragte, wer diese Frau war. »Bist du seine Frau?« Sie hoffte, dass diese Frage der Frau eine Erklärung entlocken
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